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Zum Lachen aus'm Keller: WDR Fernsehen stellt Verjüngungsoffensive vor

von Marcus Kirzynowski in News national
(14.08.2015, 13.57 Uhr)
"Hier und Heute"-Streichung sei inhaltliche Entscheidung
Freuen sich auf ihre Innovationen: WDR-Intendant Tom Buhrow und Fernsehdirektor Jörg Schönenborn
kir / wunschliste.de
Zum Lachen aus'm Keller: WDR Fernsehen stellt Verjüngungsoffensive vor/kir / wunschliste.de

Unter dem Schlagwort #machtan wirbt das WDR Fernsehen zurzeit für seine sogenannten Innovationswochen, eine Offensive, die vom 24. August bis zum 4. September rund 20 neue Formate ins Programm spülen soll (wunschliste.de berichtete hier und hier). In Köln stellten WDR-Intendant Tom Buhrow und Fernsehdirektor Jörg Schönenborn heute die Pläne der Presse genauer vor.

"Zum 50. Geburtstag des WDR Fernsehens wollten wir bewusst keinen netten Bierabend mit Filmen aus dem Archiv veranstalten", erklärte der die Idee hinter der Aktion. Stattdessen wollte er zeigen, dass in seinem Haus noch immer viel Innovationskraft stecke. Deshalb wurde eine sogenannte Innovationsgruppe eingerichtet, um redaktionsübergreifend neue Sendungsformate zu entwickeln, die vor allem jüngere Zuschauer ansprechen sollten. Schönenborn sei dann selbst überrascht gewesen, dass mit rund 20 sendungsreifen Ideen wesentlich mehr zusammenkamen als vorher erwartet. Zudem hätten auch die Redaktionen etablierter Sendungen gesagt: "Dann machen wir auch kein normales Programm". So gibt es in den zwei Wochen etwa statt  "Frau TV"  "Mann TV" und statt  "Quarks & Co."  "Quarks & Du".

Die finanziellen Mittel für die Programmoffensive (rund 4,5 Millionen Euro) kommen hauptsächlich aus dem "Verjüngungstopf", den Intendant Buhrow führt und der fördern soll, dass junge Mitarbeiter Ideen für neue Sendungen an der üblichen Hierarchie vorbei direkt an den Intendanten "hochschießen" können, wie es Buhrow ausdrückte. Motto für die Aktion sei gewesen: "Macht was und macht auch Fehler, probiert einfach mal, ohne den Druck, dass daraus gleich eine ganze Sendereihe entstehen muss."

Verpuffen sollen die Innovationen aber natürlich auch nach den 14 Tagen nicht. Deshalb habe sich Schönenborn im für Anfang 2016 geplanten neuen Programmschema extra Sendeplätze freigehalten, auf denen bei Erfolg auch für diese zwei Wochen entwickelte Formate weitergeführt werden könnten. "Das neue Schema ist wie ein Gefäß, in dem einige Höhlen noch nicht ausgefüllt sind", formulierte Schönenborn das. "Ich bin deshalb auch auf neue Ideen angewiesen." Statt eines speziell für Innovationen ausgeschriebenen Programmplatzes, wie es ihn in der Vergangenheit etwa am späten Sonntagabend gab, seien nun Flächen mit Beginn zwischen 21.00 Uhr und 23.00 Uhr vorgesehen, die Genres statt einzelner Sendungen zugeordnet seien. Für neue Formate habe Schönenborn rund drei Millionen Euro für 2016 reserviert.

Erfolg solle bei den jetzt getesteten Sendungen nicht allein anhand des Marktanteils bewertet werden. Wichtiger sei, Aufmerksamkeit für das WDR Fernsehen zu schaffen und mit jüngeren Zuschauergruppen in Kontakt zu kommen, die bislang gar keine Berührungspunkte mit dem Programm mehr hätten.

Die Jungen zurückbringen sollen unter anderem neue regionale Serien wie  "Meuchelbeck" und die Comedy  "Die Mockridges - Eine Knallerfamilie", in der die Familie des "Lindenstraße"-Stars sich selbst darstellt. Diesen ersten für das WDR Fernsehen produzierten fiktionalen Serien seit vielen Jahren soll im nächsten Jahr noch eine weitere folgen.

Daneben füllen hauptsächlich nichtfiktionale humoristische Sendungen die beiden Innovationswochen. Dabei will der Sender bewusst auch einmal in Grenzbereiche gehen, etwa wenn Comedy-Autor und Moderator Micky Beisenherz und Comedian Oliver Polak in  "Das Lachen der anderen" drei Tage mit Multiple-Sklerose-Kranken verbringen, um ein Stand-Up-Comedy-Programm für diese zu entwickeln. Frei nach dem Sendungstitel "Zum Lachen aus'm Keller" kann man sich allerdings schon die Frage stellen, wie witzig ein Sender wirklich sein kann, der, um seine Zuschauer öfter zum Lachen zu bringen, erst einmal einen "Leiter Innovationsgruppe Humor" ernennen muss.

Auch vor dem Thema Sex schreckt der WDR nicht zurück. Wohl angelehnt an die derzeitige Welle erfolgreicher Aufklärungsformate im deutschen Fernsehen von  "Make Love" im ZDF bis  "Paula kommt" auf sixx, reden Menschen ab dem 21. August um 0.00 Uhr in  "Begehren" über ihre Sexualität. Zehn fünfminütige und zwei halbstündige Ausgaben sind in den zwei Wochen zu sehen.

Ganz fehlen darf aber natürlich auch die WDR-Kernkompetenz des Journalistischen nicht. Auch hier will der Sender neue Wege gehen: In zwei Primetime-Dokumentationen am 28. August und 4. September um 20.15 Uhr ist ausschließlich Material zu sehen, das Zuschauer selbst produziert haben. Privates Filmmaterial, Tweets und Postings in sozialen Netzwerken sollen in "#Weltuntergang - Der Sommer, der ins Wasser fiel" Aufschluss geben, wie die Menschen das Jahrhundert-Unwetter zu Pfingsten 2014 erlebt haben. Eine Woche später wird dann in "#JesuisCharlie - Ein Hashtag und seine Folgen" gezeigt, wie sie auf das Attentat auf die französische Satirezeitschrift reagierten.

Wegfallen wird hingegen mit der Programmreform im Januar wie seit längerem spekuliert der werktägliche Sendeplatz für 15-minütige regionale und gesellschaftspoltische Reportagen unter dem Traditionstitel  "Hier und heute". Dagegen hatten sich erst gestern noch die freien Mitarbeiter der Reihe ausgesprochen (wunschliste.de berichtete). Die als Argument angeführte Grimme-Preis-Nominierung habe es aber für das längere 30-minütige Reportageformat am Samstag gegeben, so Schönenborn. "Die Idee von Ende der 1990er Jahre passt nicht mehr in die heutige Zeit", begründete er die Entscheidung. Damals habe es fast nur kurze Berichte zu aktuellen Themen gegeben, weswegen die 15-minütigen Reportagen eine wichtige Ergänzung gewesen seien. Heute sei es aber möglich, schnell tiefere Hintergründe zu aktuellen Entwicklungen etwa im Rahmen von  "Die Story im Ersten" zu bringen. Außerdem gebe es im Jahr etwa 550 längere Reportagen im WDR Fernsehen. "15 Minuten waren lange Zeit eine exzellente Idee, aber heute ist mehr Tiefe gefragt", so der Fernsehdirektor.

Das freiwerdende Geld gehe komplett in die neue Ausgabe von "WDR aktuell", die für 18.00 Uhr geplant ist (in der dann aber vermutlich doch nur Beiträge von wenigen Minuten zu sehen sein werden). Der Titel "Hier und Heute" bleibe für den neuen halbstündigen Reportage-Sendeplatz am Montag um 22.10 Uhr erhalten. Den von der Streichung der Werktagstermine betroffenen freien Mitarbeitern würden neue Möglichkeiten in der Regionalberichterstattung in Düsseldorf angeboten. Im Einzelfall werde man sich aber auch von Mitarbeitern trennen müssen, um Geld zu sparen. Die Entscheidung sei aber grundsätzlich keine Sparentscheidung, sondern aus inhaltlichen Erwägungen gefallen, betonte Schönenborn.


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