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TV-Kritik/Review: Boardwalk Empire
(01.12.2010)
Zahlreiche Figuren des
Wer sich lieber an solchen Kleinigkeiten festbeißt anstatt sich von dem vielfältigen, grandios inszenierten und brillant gespielten Panorama einer gesamten Ära hinwegtragen zu lassen, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. "Boardwalk Empire" fesselt von den ersten Minuten an, auch wenn man als Zuschauer von der großen Zahl neuer Figuren und der beige-moderigen Nadelstreifenwelt zunächst ein wenig überfordert sein kann. Doch je mehr Zeit man in dieser Welt verbringt, desto wohler fühlt man sich darin, lernt die teils brutalen Spielregeln von Nucky und Jimmys Alltag kennen. Gekonnt, oft schlagartig und dennoch subtil wechselt die Serie in der Darstellung jenes Alltags zwischen monumentalen Ereignissen und zwischenmenschlichen Momenten. Dabei weist "Boardwalk" auch eines der wichtigsten Merkmale einer jeden großen Saga auf: Vom einfachen Arbeiter bis zum hohen Politiker und Millionär hinterlässt die Prohibition in jeder Gesellschaftsschicht von Atlantic City ihre Spuren, was die Serie brillant einfängt. So sind die besten Momente in den ersten Episoden auch nicht die der rauschenden Partys, Casino-Auseinandersetzungen oder Gangster-Hinterhalte, sondern die, in denen man in Steve Buscemis, Michael Pitts oder Kelly Macdonalds Gesichtern lesen kann wie in einem Buch.
Neben ihren herausragenden, darstellerischen Leistungen ist es im Fall von Buscemi und Pitt ohnehin eine Freude sie nach zahlreichen mal mehr und mal weniger großen Film-Rollen endlich auf wöchentlicher Basis im eigenen Wohnzimmer begrüßen zu dürfen. Aber auch der Rest des Ensembles ist erstklassig. Die Chemie zwischen Buscemi und Kelly Macdonald ist in jeder Szene spürbar, ebenso wie die Zurückhaltung der beiden, da sie wissen, dass ihre gegenseitige Anziehung wie auch immer geartete Konsequenzen für sie haben wird. Vor allem Nuckys Geliebte Lucy Danziger hat da noch ein Wörtchen mitzureden, auch wenn sie zunächst scheint, als könne sie kaum bis drei zählen. Nicht zuletzt dank der Ausstrahlung von Darstellerin Paz de la Huerta entwickelt sich diese Figur innerhalb der ersten Staffel recht beeindruckend weiter und gewinnt an Tiefe. Ähnliches gilt für Prohibitions-Jäger Agent Nelson alias Michael Shannon, der zunächst hauptsächlich durch seinen grimmigen Blick auffällt, dessen Interesse an Margaret Schroeder sich dann aber zu einem der interessantesten Handlungsstränge der Serie entwickelt.
Dass Martin Scorseses Regie des Piloten durch Rasanz und Punktiertheit beeindruckt, ist nicht wirklich überraschend, dennoch gelingt es seinen Nachfolgern im Regiestuhl auch bei den nächsten Episoden diesen so etablierten, visuellen Stil erfolgreich fortzuführen. So entsteht ein ungebrochener Fluss der Ereignisse, auf dem man sich liebend gerne forttreiben lässt. Inhaltlich könnte "Boardwalk" ohnehin kaum besser zu Scorseses Repertoire passen, integriert sich perfekt zwischen "Goodfellas", "Casino" oder "Gangs of New York". Auch das Produktionsdesign ist praktisch makellos und das nicht nur auf dem beeindruckenden Strandpromenaden-Set, das zusätzlich durch computeranimierte Werbetafeln und Häuser im Hintergrund verstärkt wird. Fantasiewelt und Realität treffen in einem gelungenen Mix aufeinander. Die Atmosphäre von "Boardwalk Empire" ist so dicht, dass sie den Zuschauer im positiven Sinne benebelt wie eine Droge. Sicher auch ein Grund, warum man sich in diesem Imperium als Zuschauer gleich richtig wohl fühlt.
Schließlich bleibt aber doch anzumerken, dass "Boardwalk Empire" trotz aller Vorzüge eines nicht ist: revolutionär. "Boardwalk" läutet kein neues Kapitel in der Geschichte von Fernsehserien ein, wie einst
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