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TV-Kritik/Review: From Dusk Till Dawn: The Series
(07.04.2014)
"El Rey" - das ist Spanisch und bedeutet: "der König". Doch im Kosmos von
Geschrieben hatte Rodriguez den Film seinerzeit mit Quentin Tarantino: Zwei Bankräuberbrüder namens Gecko - gespielt vom damals noch dunkelhaarigen George Clooney und von Tarantino selbst - kapern auf der Flucht den Wohnwagen eines vom Glauben abgefallenen Priesters (Harvey Keitel), überqueren mit ihm und seinen Kindern die Grenze und landen bald im Wüstenbordell "Titty Twister" von Crimelord Carlos (Kiffer-Legende Cheech Marin). "Tito und Tarantula" stehen dort auf der Bühne, Salma Hayek steckt Tarantino als Schlangentänzerin Santanico Pandemonium den Fuß in den Mund, und dann mündet der Film in ein wüst-vampireskes Massaker. Ganz am Ende enthüllt die Kamera, dass unter der Busen-&-Blutsauger-Bar eine präkolumbische Pyramide aus der Erde ragt: alles nur die Spitze eines Eisbergs.
Als "From Dusk Till Dawn" 1996 herauskam, stand das Gewalt-Kino ? la Tarantino gerade im Zenit. Quentin Tarantino war durch "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" zum King of Crime avanciert, längst schossen überall Epigonen hervor, die ebenfalls Filme über Gangster in schicken Anzügen drehten und sie dabei über popkulturelle Petitessen schwätzen ließen. Rodriguez, der mit Mariachi-Filmen ("Desperado") auf den Plan trat, wurde derweil Tarantinos Buddy. Ihr gemeinsames Werk "From Dusk Till Dawn" war in seiner Mixtur aus Gangsterfarce und Zombieschocker so postmodern over the top, dass es knapp zwei Jahrzehnte später schon fast wieder antiquiert wirkt. Es bleibt ein Kultfilm, aber eben einer von gestern.
Und jetzt, fürs Fernsehen, dieses Eigen-Remake. Normalerweise gibt es das nur als Kulturtransfer: Dann drehen Regisseure wie Michael Haneke oder Ole Bornedal ihre Filme wie "Funny Games" oder "Nightwatch" für den US-Markt Szene für Szene nach, mit amerikanischen Schauspielern. Rodriguez aber gibt quasi den routinierten Opernregisseur, der dieselbe Oper erneut inszeniert, in anderen Kulissen, in zeitgemäßerem Look, mit besseren Effekten und mit anderem Cast, teilweise jedoch bis in die Einstellungen identisch, für ein neu herangewachsenes Publikum. Dabei muss er den Kinofilmplot natürlich auf zehn 45-minütige Episoden strecken.
So wird schon im kalten Opening eine schreiende Frau durch den Regenwald gehetzt und von ritualistisch trommelnden Ureinwohnern in die Schlangengrube gestoßen: Wie der jungen Schönen in jener Szene die Reptilien in den Mund eindringen, das hat sehr unangenehm etwas von einer Penetrationsfantasie - die sich in einer späteren Folge interessanterweise an einem Mann wiederholt. Maya-Spuk aus "Popol Vuh" und Co. ist jedenfalls omnipräsent: in Symbolen, Zeichen und Geistervisionen, die den psychotischen Gewaltjunkie Richie heimsuchen, bevor er im deliranten Rausch losschnetzelt. Die Spukgestalten erinnern vage an Guillermo del Toros "Pans Labyrinth", was allerdings auch naheliegt, schließlich lässt sich der mexikanische Regiekollege in seinen Fantasiewelten ebenfalls von meso-amerikanischen Mythen inspirieren.
Der Weg der Gecko-Brüder nach El Rey bleibt in den folgenden Episoden strikt auf Kurs des Kinofilms: Auch in der Serie haben die Geckos eine weibliche Geisel im Kofferraum, die dann von Richie im Motelzimmer brutal getötet wird. Auch hier werden sie den Wohnwagen der Priesterfamilie Fuller kapern, um darin die Grenze zu überqueren. Rodriguez (der die Regie nach zwei Folgen zunächst abgibt) bleibt bei seiner ausgefuchsten Zeitdramaturgie: Anders als im Film wird zu Seth in den Knast und in den aus dem Ruder laufenden Banküberfall zurückgeblendet und manche Szene aus verschiedenen Perspektiven wiederholt. Auch die Optik hat Kino-Qualität: Vor allem die Außenaufnahmen eines öden Middle-of-Nowhere-Texas überzeugen.
Ein wichtiger Unterschied zum Kinofilm besteht allerdings in der Erweiterung des Rollenpersonals - was ganz neue dramaturgische Fluchtlinien ermöglicht. McGraw etwa hat hier einen Kollegen, der das Scharmützel zu Beginn überlebt und die Brüder fortan durchs Land hetzt: Freddie Gonzalez (Jesse Garcia). Sterbend und mit Hass in seinen Miami-Vice-Augen gibt Don Johnson diesem den Auftrag, die Geckos "bis an die Tore zur Hölle" zu verfolgen. Ein kluger Kniff, denn durch diese Ermittlerfigur wandelt sich der "From Dusk Till Dawn"-Plot von der bloßen Gewaltgroteske zum verspukten Krimi. Seths Ex-Frau ist ebenso neu im Spiel wie der linkische Professor Tanner (Jake Busey), der Gonzalez mythologisch aufklärt. Und auch die Geschichte der Fuller-Familie bekommt mehr Tiefe, vor allem, wenn es um die Gründe für Pfarrer Fullers Lebenskrise geht. Es gibt durchaus dichte, sehr gelungene Szenen in dieser Serie.
Man sieht schon: Rodriguez und Kollegen geben sich Mühe, eine Antwort zu finden auf die naheliegende Frage, warum es ausgerechnet jetzt eine Neuauflage eines gut abgehangenen 1990er-Jahre-Kultfilms geben müsse. Doch trotz aller vielversprechenden Ansätze dafür, den dürren Filmplot mythologisch aufzuplustern, bleibt die Sinnfrage im Raum: Ist dieser Zug nicht längst abgefahren? Diese ganze Zwinker-zwinker-Ironie mit "Big Kahuna"-Burger-Scherzen und überdrehter Gewalt-Coolness, bei der Schock und Scherz nah beieinander liegen? War Robert Rodriguez nach "Spy Kids" und "Sin City" nicht schon weiter?
Letztlich muss das natürlich jeder für sich selbst beantworten, aber selbst, wer sich voll und ganz auf dieses neue Experiment einlässt, kann eines kaum übersehen: Den lässigen Tonfall von damals verfehlt die Serie, obwohl sich selbst die Titelmusik verdächtig an "Tito & Tarantulas" damals im Film gespielten Hit "After Dark" anlehnt. Der mangelnde Zauber liegt bereits über der Besetzung: Die allzu glatten Dressmen D.J. Cotrona (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "From Dusk Till Dawn: The Series".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: El Rey
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