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TV-Kritik/Review: Orange is the New Black
(12.08.2013)

Zehn Jahre ist der Fehltritt her. Längst hat sich Piper Chapman ein neues Leben aufgebaut. Damals, mit Anfang 20, schmuggelte sie einen Drogenkoffer, für ihre große Liebe Alex, eine Frau. Nun holt sie die vergessene Missetat ein. Piper, inzwischen glücklich mit einem Mann zusammen, bleibt nur eins, um den schlimmsten Schaden zu verhindern: Sie geht freiwillig für 15 Monate ins Gefängnis, um einer ansonsten noch härteren Strafe zuvorzukommen.
Eine langhaarige Mittelschichtsblondine aus arriviertem Hause, die beruflich Seifen und Badezimmer-Lotions vertreibt, landet im harten Knastalltag: Das ist die Prämisse von
In den ersten Szenen des Pilotfilms sitzt Piper (Taylor Schilling) bereits hinter Schloss und Riegel, doch in Rückblenden springt die Narration zurück; kurz in die Zeit der verhängnisvollen Straftat, als sich Piper von der Geliebten Alex (Laura Prepon) zum Schmuggel überreden ließ; länger dann in die Wochen vor dem Strafantritt. Interessanterweise bleibt der Moment der skandalösen Enthüllung, wenn sich Piper ihrem nichts ahnenden Umfeld erstmals offenbart, (fast) komplett ausgespart - ein angenehmes Understatement, das sich in späteren Folgen bestätigt, wenn die Macher auf effektvolle Konfrontationen zugunsten subtilerer Charakterisierungen zunächst verzichten. Als Zuschauer lernen wir Piper und ihren Verlobten Larry ("American Pie"-Star Jason Biggs) also erst kennen, als der bevorstehende Knastaufenthalt schon akzeptiert ist. Alles ist geregelt, Piper hat zahllose Ratgeberbücher gelesen ("Niemals Schwäche zeigen!"). Und man möge doch bitte regelmäßig ihre Website updaten. Wird schon alles.
Wird natürlich erst einmal nichts. Im Litchfield-Frauengefängnis im Staat New York wird ihr die orange Sträflingskluft übergestülpt, und als Neuankömmling muss sie spießrutenlaufen durch einen Parcours aus Spott, Schikane und Anzüglichkeiten, serviert nicht nur von schwänzelnden Wärtern, sondern auch von gierigen Co-Insassinnen. Wer nun Katy Karrenbauer-
Auch der Rest ist unschön: In der Toilette fehlt die Tür, das Anstaltskino zeigt nur den 'Airplane Edit' grausiger Hollywoodklamotten, und Pipers Betreuer Sam (Michael Harney aus "Weeds") nährt eine befremdliche Obsession fürs vermeintlich verderbliche Treiben aller Lesben. Pipers größter Fauxpas unterläuft ihr indes im Essenssaal: Dort beschimpft sie das Essen als "ekelhaft", unglücklicherweise im Beisein der Chefköchin. Diese Galina, genannt 'Red', eine russische Matrone mit rotem Zauselhaar und faktisch die Big Mama und Allesreglerin hinter den Kulissen der Haftanstalt, sie ist Kohans größter Besetzungscoup: Gespielt wird sie nämlich von der inzwischen 58-jährigen Kate Mulgrew, die sechs Jahre lang als Captain Kathryn Janeway die "USS Voyager" durchs "Star Trek"-Universum lenkte. Mit diesem Comeback dürfte sie sich in Warp-Geschwindigkeit aus der ewigen Fan-Convention-Hölle hinauf ins Reich der Darstellerpreise katapultiert haben. Allein wie sie sich in der zweiten Folge zu Opernmusik in der Nasszelle fläzt und sich von einer Gefolgsfrau enthaaren lässt ("Die Zehen nicht vergessen!") - das muss man gesehen haben! Trotz, oder gerade wegen der beherzt überschrittenen Grenze zum Overacting.
Mit dieser Red verscherzt es sich Piper, worauf sie prompt zur Persona non grata erklärt und von der Essensausgabe ausgeschlossen wird, und stattdessen einen blutigen Tampon (auf Toast) serviert bekommt. Wie hieß es im Ratgeber? Jetzt bloß keine Schwäche zeigen! Also wird die unfreiwillige Fastenzeit zum Trigger einer kreativen Problemlösungsstrategie, die Piper nicht nur den Respekt der garstigen Russin, sondern auch den manch anderer Insassin einbringt. Als Kardinalproblem kommt derweil etwas hinzu, was den Pilotfilm fies beiläufig als Rausschmeißerpointe beschließt: In Litchfield sitzt nämlich auch besagte Alex ein, Pipers Ex-Freundin, die Mutter ihrer Misere. Womit das Konfliktfeld bestens bestellt ist für einen schleichenden Bad-Girl-Good-Girl-Clash.
Die zunächst nur skizzierten Figuren werden dann bald schon intensiver beleuchtet. In Folge 2 etwa wird Reds Vorgeschichte angetippt - eine geplatzte Silikonbrust spielt darin eine verhängnisvolle Rolle -, in Episode 3 (Regie: Jodie Foster) die transsexuelle Friseurin Sophia (Laverne Cox), die aus Spargründen auf ihre Östrogen-Dosis verzichten soll. Mehr noch werden folgen: Was wohl mit Miss Claudette los ist, Pipers gestrenger Bettnachbarin? Mit dem jungen Wächter, der sich in eine Latina-Insassin verliebt? Mit der wallehaarigen Direktionsassistentin, die sich nicht um ihre Schutzbefohlenen schert? Oder mit der derangierten 'Crazy Eyes' (super: Uzo Aduba), die Piper aus enttäuschter Liebe ins Zimmer pinkelt? Hier gibt es noch viel zu erzählen, und das Schöne daran ist: Man will es auch wissen.
Auch jenseits der Rückblenden gibt es eine Welt außerhalb des Gefängnisses, wobei sich die Erzählung erst ab der zweiten Folge, und dann auch nur zaghaft, aus Pipers Perspektive löst. Zum Beispiel nimmt sie dann den Verlobten Larry in den Blick, der von den Ereignissen überrumpelt worden zu sein scheint und mit schlechtem Gewissen die neuen Folgen von
Kongenial passt dazu übrigens der Vorspann: Da flattern die Gesichter der Delinquentinnen vorbei wie auf entwürdigenden Mug Shots, nur dass es hier Close-Ups ihrer Augen und Münder sind. "Remember all their faces / remember all their voices", singt dazu Regina Spektor und umreißt damit das Anliegen dieser ungemein unterhaltsamen Knastgeschichte. Könnte zur Lieblingsserie werden.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Orange is the New Black".
© Alle Bilder: Netflix
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