Interview mit den "Ponyhof"-Moderatorinnen Jeannine Michaelsen und Annie Hoffmann

Am bewährten Konzept der Show wurde hingegen festgehalten: Frau Hoffmann und Frau Michaelsen begrüßen prominente Talkgäste, die sie auch in das eine oder andere Spiel verwickeln. Mit dabei sind die Schauspieler Jonas Nay, Friedrich Mücke, Wilson Gonzales Ochsenknecht, Katharina Schüttler und Jasmin Schwiers, die Moderatoren Jochen Schropp, Paula Lambert, Bürger Lars Dietrich und Nilz Bokelberg, Sängerin Miss Platnum sowie die Comedians Abdelkarim und Lutz van der Horst. Außerdem hat das Moderatorenduo zahlreiche Einspielfilme im Gepäck. wunschliste.de-Redakteur Glenn Riedmeier traf das Moderatorenduo zum Interview.

wunschliste.de: Liebe Jeannine, liebe Annie, was hat sich in der zweiten Staffel im Vergleich zur ersten Staffel von "Ponyhof" verändert und was wurde übernommen?

Jeannine Michaelsen: Übernommen haben wir die Kulisse, die Studioband Kapella Petra, unseren Chefzuschauer Heinz - und Frau Hoffmann und ich wurden auch übernommen. Wir haben uns offenbar bewährt. Wir sind in ein anderes Studio gewandert, in dem jetzt auch Publikum sitzt, und wir freuen uns, zwei Sendungen mehr als in der ersten Staffel machen zu können.

wunschliste.de: Was sind eure persönlichen Highlights der neuen Folgen? Welche Gäste oder Einspielfilme könnt ihr besonders empfehlen?

Jeannine Michaelsen: Alle Gäste waren toll. Mit Jonas Nay [ "Deutschland 83", Anm. d. R.] und Jochen Schropp hatten wir besonders viel Spaß, auch wenn die Sendungen etwas aus dem Ruder gelaufen sind - aber auf eine gute Art! [lacht] Aber auch mit Nils Bokelberg hat die Chemie total gestimmt. Zu meinen Lieblingseinspielfilmen zählt sicherlich der, in dem Frau Hoffmann und ich "Shouten" lernen, um uns anschließend bei einem Karaokeauftritt in einem Irish Pub zu blamieren.

Annie Hoffmann: ... und wir waren froh, dass wir am Tag danach nicht drehen mussten! [lacht] Außerdem gibt es in der neuen Staffel wieder "Desaster Dates" in zwei Varianten, die sehr lustig geworden sind.

Jeannine Michaelsen: Und dann sind wir noch einen Tag als Prostituierte durch Köln gelaufen. Das sollte eigentlich ein soziales Experiment werden, aber den Leuten war es total egal, wie wir aussehen. Wir sind also eigentlich gescheitert, aber in diesem Scheitern lag so viel Schönes, dass der Film am Ende richtig rund geworden ist.

Annie Hoffmann: Wir arbeiten immer noch mit den gleichen Leuten zusammen und für uns hat sich eigentlich nichts verändert.

Jeannine Michaelsen: Wir haben ja schon im Vorfeld betont, dass wir keine "Frauencomedy" machen. Wir sehen uns auch nicht als Comediennes, sondern mehr als Hosts.

wunschliste.de: Nachdem "Ponyhof" auf Sendung gegangen ist, dauerte es nicht lange, bis die wohl unvermeidlichen Vergleiche zu Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf gezogen wurden. Stört es euch, dass ihr mitunter als weibliche Antwort auf das Duo bezeichnet werdet?

Jeannine Michaelsen: Ich kenne die beiden ja schon eine Weile und arbeite auch unheimlich gerne mit ihnen zusammen. Allgemein denke ich, dass man es nicht allzu falsch gemacht hat, wenn man mit Joko und Klaas verglichen wird. Ein Vergleich mit Mario Barth oder Cindy und Bert hätte mir wehgetan. [lacht] Wer die Sendung verfolgt, erkennt die Parallelen, aber auch die Unterschiede. Was uns eint, ist die Tatsache, dass wir eine eigene Sprache finden wollten, mit der man bewusst nur ein bestimmtes Publikum und nicht die gesamte Bevölkerung anspricht. Wir versuchen, mit viel Liebe möglichst kreatives Unterhaltungsfernsehen zu machen, auch wenn wir natürlich nicht das Rad neu erfinden können.

wunschliste.de: "Ponyhof" lebt viel von der Interaktion zwischen euch beiden. Wie würdet ihr eure Rollenverteilung beschreiben?

Annie Hoffmann: Jeannine ist Jeannine und ich bin Annie! [lacht] So wie wir uns in einigen Dingen ähneln, so unterschiedlich sind wir in anderen Sachen.

Jeannine Michaelsen: Ich bin jemand, der einfach nicht aufhören kann zu labern, während Annie oft minutenlang schweigt, ihr aber dann eine richtige Punktlandung gelingt. Wir generieren unseren Humor aus völlig unterschiedlichen Humorfarben. In diesem Punkt ähneln wir tatsächlich Joko und Klaas.

wunschliste.de: Es ist bedauerlicheweise immer noch die Ausnahme, wenn eine Fernsehshow von einer Frau moderiert wird. "Ponyhof" ist sogar die einzige deutsche Show mit einem weiblichen Moderatoren-Duo. Wie beurteilt ihr die Entwicklung der Chancen für Frauen im TV-Geschäft?

Jeannine Michaelsen: Die Quantität war nie das Problem, da es schon immer Frauen im Fernsehgeschäft gab - allerdings lange Zeit überwiegend als hübsche Assistentinnen an der Seite eines Showmasters. Generell ist Deutschland auf einem guten Weg, weil es immer mehr Frauen gibt, die Shows moderieren. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Frauen die Gelegenheit erhalten, mehr als ein profilloses Mäuschen zu sein, das vorgegebene Moderationstexte in die Kamera quatscht. Dieses Problem betrifft allerdings auch Männer, denen man jedoch allgemein mehr zu verzeihen scheint als weiblichen Moderatorinnen, die viel härter angegriffen werden. Wenn eine Frau hübsch ist und dann auch noch etwas zu sagen hat, macht das offenbar vielen Angst.

wunschliste.de: Enissa Amani kann ein Lied davon singen. Ihre Show  "Studio Amani" war vielleicht nicht perfekt, aber sie musste sich teilweise unfassbare Kritik unter der Gürtellinie anhören.

Jeannine Michaelsen: Das hat mich auch geärgert. Enissa Amani ist noch sehr jung und wahnsinnig schnell von Null auf Hundert gekommen. Und bei einem großen Privatsender wie ProSieben steckt ein irrer Quotendruck dahinter, dem sie sich ausgesetzt hat. Jeder glaubt zu wissen, was richtig und was falsch ist, und belabert sie. Ich fand auch nicht alles lustig oder gelungen, aber das ist kein Grund, jemanden derart durch den Dreck zu ziehen.

Annie Hoffmann: Mit Lob tun wir Deutschen uns schwer, das lernen wir schon in der Schule. Alles muss perfekt sein, man gesteht einem nicht zu, sich erst einmal auszuprobieren. Und wenn jemand gelobt wird, dann auch nur so lange, bis man ihn wegen zu viel Lob wieder schlecht findet und abstürzen lässt.

Jeannine Michaelsen: Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Zum Glück gibt es Anke Engelke, Carolin Kebekus, Barbara Schöneberger oder auch Martina Hill, die in dieser Hinsicht Galionsfiguren sind. Sie haben Türen geöffnet und gezeigt, dass man als Frau gleichzeitig hübsch, lustig und klug sein darf. Das ist eine gute Entwicklung, aber dennoch haben wir noch einen weiten Weg vor uns.

wunschliste.de: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die zweite Staffel.