In Hitlers Vernichtungskrieg baute der versierte Techniker und Organisator für den Diktator "Vergeltungswaffen". Tausende von Zwangsarbeitern starben beim Bau der Anlagen und der Herstellung der von ihm konstruierten V2-Rakete, Tausende von Zivilisten wurden bei ihrem Einsatz getötet. Später rechtfertigte sich Braun damit, er habe eigentlich immer den Mond im Blick gehabt, sei nur für die Konstruktion, nicht aber für die Verwendung der Rakete verantwortlich. Er war bei Kriegsende 1945 gerade 33 Jahre alt. Nahtlos konnte er seine Karriere in den USA fortsetzen, weil die Supermacht an der Waffe interessiert war. Immer deutlicher zeigen sich die Konturen eines modernen Dr. Faust, der bereit war, für seine Raketenträume mit all jenen Mächten zu paktieren, die ihn seinem Ziel näher brachten. Doch auch in die Rolle des "Mephisto", des Verführers, schlüpfte er immer wieder - etwa als er dem NS-Regime mitten im "Totalen Krieg" vormachte, seine Waffe könne kriegsentscheidend sein, oder als er im Ost-West-Schlagabtausch der US-Öffentlichkeit suggerierte, die Sowjets seien notfalls mit Atomraketen aus dem All zu bezwingen, und zu Guter Letzt, als es um die Verheißung ging, dass es noch in den 60er Jahren gelingen würde, Amerikaner auf den Mond zu bringen. Von Braun baute nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Atomraketen für die USA. So war seine Technik ebenso Triebkraft für die Rüstungsspirale wie für die Flüge ins All. Als er Anfang der 60er Jahre zum Spurt auf den Mond ansetzte, kam es zur Kubakrise, die auch durch seine Raketen ausgelöst wurde. Was Stefan Brauburger und Dirk Kämper in ihrem Film zeigen, spiegelt in der Karriere des Raketenmanns geradezu beispielhaft die Wechselwirkung von Wissen und Macht, Technik und Moral, Kosten und Nutzen des Fortschritts. In einer Kombination aus aufwändigen Spielszenen, Interviews von Wegbegleitern, Schilderungen von Opfern der "Vergeltungswaffen", erst jüngst entdeckter Dokumente und eindrucksvoller Computeranimationen entsteht ein vielschichtiges filmisches Porträt.
(Phoenix)
Weitere Titel:
Der Raketenmann - Das Schicksal des Wernher von Braun
Der Raketenmann - Wernher von Braun und der Traum vom Mond
Der Raketenmann - Das Schicksal des Wernher von Braun
Der Raketenmann - Wernher von Braun und der Traum vom Mond
Länge: ca. 89 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.07.2009 (ZDF)
Cast & Crew
- Regie: Peter Claridge, Dirk Kämper
- Drehbuch: Stefan Brauburger, Dirk Kämper
- Produktion: Mark Horyna, Michael Souvignier
- Musik: Sergios Roth
- Kamera: André Böhm
- Schnitt: Lars Roland