Die Biografie des Wanderpredigers aus Galiläa ist lückenhaft: Über seine Kindheit ist wenig bekannt und auch über die Technik der Kreuzigung Jesu ist in den Evangelien nichts zu finden. Eine Herausforderung für die Wissenschaft. SPIEGEL TV auf Spurensuche nach den wahren Begebenheiten: Mit welcher Methode wurde Jesus gekreuzigt? Dazu Altertums-Wissenschaftler Israel Hershkovitz von der Universität Tel Aviv: "Wenn man nicht weiß, wie man den Nagel einführen soll, kann es sein, dass man nur durch das weiche Gewebe sticht, anstatt durch den Knochen. Wie konnten die römischen Soldaten wissen, wo sie den Nagel einstechen mussten?" Der Wissenschaftler zeigt anhand einer Leiche, wie durch den Fussknochen ein ca. 11 Zentimeter langer Nagel aus dem ersten Jahrhundert durch erst einen, dann durch beide Fussknochen getrieben wird. So konnte er feststellen, auf welche Weise die Römer ihre brutalen Kreuzigungen vollzogen. + Er kann auch nachweisen, dass die Kreuzigungssoldaten hochspezialisierte Experten waren: Denn nur mit der exakten Kenntnis um die Beschaffenheit der menschlichen Fussknöchel war es möglich, die Nägel so durch die Füsse zu schlagen, dass der Gekreuzigte sich nicht befreien konnte. Ebenso zeigt Paläanthropologe Israel Hershkovitz, spezialisiert auf Krankheiten in der Antike, anhand eines Skeletts, welche verschiedenen Möglichkeiten es gab, die Arme am Kreuz zu befestigen: "Wenn die Handflächen der Gekreuzigten nach vorn zeigen würden, könnte man sich leicht vom Kreuz befreien. Wenn die Hände anders herum gedreht werden, verliert man Kraft, man reduziert die Muskelkraft." + Jesus war bekannt durch seine Wunder. Waren es Wunder? Wie konnte er Blinde sehend machen, Leprakranke heilen? Noch heute reisen Patienten zum Toten Meer und werden nicht selten dort gesund - könnte es so auch mit den Aussätzigen gewesen sein? Heilende Kräfte sollen auch heisse Quellen am See Genezareth gehabt haben, dort wo Jesus jahrelang predigte und seine Wundertaten vollzogen hat. Viele Krankheiten konnten damals auch schon mit Hilfe von Pflanzen geheilt werden. Das medizinische Wissen zu Jesu Zeiten gilt als sehr umfangreich. + Jesus, ein Prediger mit großer rhetorischer Begabung. Ein Menschenfänger? Auf jeden Fall jemand, der über Emphatie verfügte, auf Kranke eingehen konnte. "Ich denke immer, dass ich mich als neuzeitlicher Historiker davor hüten muss, zu denken, dass die Grenzen dessen, was ich für möglich halte, die Grenzen dessen sind, was passiert oder passieren kann.", sagt Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. Christoph Markschies von der Humbold Universität in Berlin. + In der Dokumentation werden die einzelnen Lebensstationen Jesu dargestellt. Doch was ist Fakt und was Fiktion? Das kommentieren und analysieren Fernsehmoderor Dr. Dr. Michel Friedman, Benediktinermönch Dr. Anselm Grün, Prof. Dr. Dr. Dieter Viewegger vom Deutschen Evangelischen Institut für Altertums-Wissenschaft des Heiligen Landes, Archäologe und Buchautor Dr. Shimon Gibson, Kirchengeschichtler Prof. Dr. Dr. Christoph Markschies und die Bibelforscherin Claire Pfann.
(ntv)
Länge: ca. 90 min.