Mit dem ersten deutschen Nachkriegsfilm - "Die Mörder sind unter uns" - wurde Hildegard Knef über Nacht zum Star, ansonsten ist wenig bekannt über die frühen Jahre der großen deutschen Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin. Die Dokumentation von Felix Moeller erzählt die Geschichte der jungen Schauspielerin, die 1943 von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels entdeckt wurde, bis 1945 einen Nazi geliebt und kurz darauf einen jüdischen US-Offizier geheiratet hat. Der Film schildert Hildegard Knefs Stationen als blutjunge Nachwuchsschauspielerin im "Dritten Reich", ihre ersten Rollen noch in der Ufa-Zeit, ihre Verwicklung in den Endkampf um Berlin 1945, das Überleben in Nachkriegsdeutschland, den kometenhaften Aufstieg als erster deutscher Filmstar nach dem Krieg und schließlich die Übersiedlung nach Hollywood an der Seite ihres jüdischen Ehemannes in der Hoffnung auf eine große Filmkarriere - noch bevor sie als "Die Sünderin" in der jungen Bundesrepublik einen Sittenskandal auslöste. Ein Schwerpunkt der Dokumentation ist das Verhältnis von Hildegard Knef mit dem "Reichsfilmdramaturgen" und Goebbels-Vertrauten Ewald von Demandowsky. Verschiedene Veröffentlichungen haben Spekulationen ausgelöst, Hildegard Knef habe ihr wahres Schicksal bei Kriegsende und die Hintergründe ihrer Beziehung zu dem Nazi-Filmfunktionär später vertuschen wollen. Der Film dokumentiert diese Liebe im Schatten von Diktatur und Krieg als eine Beziehung, in der Gefühl gegen Gewissen stand, in der aber auch das Streben nach der großen Karriere um jeden Preis sichtbar wird. Filmautor Felix Moeller hat für die Dokumentation zum ersten Mal alle drei Ehemänner von Hildegard Knef vor die Kamera geholt. Dabei werden überraschende Details zutage gefördert, die bislang verschwiegen oder absichtlich falsch dargestellt wurden. Noch nie zuvor geäußert hat sich Knefs erster Ehemann Kurt Hirsch, der 1939 vor den Nazis in die USA floh und dessen Verwandte fast sämtlich im Holocaust umkamen. Auch die Kinder des ehemaligen Nazi-Geliebten Demandowsky brechen ihr Schweigen: Die Umstände seines Schicksals nach dem Krieg werden - gestützt auf jahrelange Recherchen des Autors bis in Moskauer Archive - ebenso beleuchtet, wie die Rolle, die Hildegard Knef dabei spielte. Weitere Interviewpartner sind Volker Schlöndorff, der als Regisseur eine Verfilmung der Knef-Autobiografie "Der geschenkte Gaul" plante, sowie der umstrittene Knef-Biograf Jürgen Trimborn, dessen kritische Enthüllungsbiografie viel Wirbel ausgelöst hat und vom Verlag wieder zurückgezogen werden musste. Zahlreiche, zum Teil unbekannte Filmausschnitte, Dokumente und Fotos aus der Frühzeit von Hildegard Knef werden ergänzt mit ihren in Deutschland nie gezeigten US-Talkshowauftritten sowie mit Filmclips aus ihren Hollywood-Produktionen mit Gregory Peck und Oskar Werner. Gleichfalls zum ersten Mal dokumentiert sind bislang unzugängliche Unterlagen und Materialien aus dem im Filmmuseum Berlin verwahrten Nachlass der Knef.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 60 min.
Cast & Crew
- Produktionsfirma: rbb, WDR
- Musik: Marco Hertenstein
- Kamera: Ludolph Weyer
- Schnitt: Gisela Zick