Meist trifft es die Schwachen und Ängstlichen. Sie werden in der Clique ausgegrenzt, im Chatroom gnadenlos vernichtet. Und die Täter meinen auch noch, die Opfer seien selbst schuld. Doch Mobbing ist nackte Gewalt, es macht Menschen krank, kann sie in den Selbstmord treiben. In der Sendung zeigen Mitglieder des Ü-Theaters aus Regensburg, wie eine Mobbing-Spirale entsteht. Welche Möglichkeiten der Prävention es gibt, und wie sich Opfer wehren können, lernen die Schülerinnen und Schüler der St.-Emmeram-Realschule Aschheim in Anti-Mobbing-Projekten. Wenn jemand über längere Zeit hinweg immer wieder von einem oder mehreren Mitmenschen attackiert wird, spricht man von Mobbing. Der Begriff kommt aus dem Englischen: "To mob" heißt "jemanden anpöbeln". Die Opfer sind meist schüchtern oder ungeschickt, sie sehen "anders" aus und haben keinen sozialen Rückhalt. Aber es kann jeden treffen, den Klassenstreber ebenso wie das hübsche Mädchen, in das die Jungs der Klasse verknallt sind. Gemobbt wird auf unterschiedliche Weise. Manchmal wird nur gespottet, manchmal geschubst und geschlagen. Erpressung ist ebenso möglich wie das gezielte Verbreiten von Lügen und Gerüchten auch im Internet (Cybermobbing). Beim Mobbing gibt es meist ein Opfer, einen Haupttäter bzw. eine Haupttäterin und viele Helfer, Mitläufer, Dulder und Beobachter. Den Opfern wird das Selbstvertrauen genommen. Oft werden sie so lange drangsaliert, bis sie krank sind, unter Schlafstörungen oder Kopfschmerzen leiden. Im schlimmsten Fall bringen sie sich um. Mobbing ist kein Kavaliersdelikt, Mobbing muss angesprochen werden, hier sind Schüler, Lehrer und Eltern gefragt. Mobbing ist für die Täter wie ein Blitzableiter, denn oft stecken eigene Probleme hinter ihrem Verhalten. Manche haben zu Hause Stress, Gewalt ist ihnen nicht fremd. Einige werden geschlagen und schlagen dann selbst zu. Leistungsdruck und so manches Schulklima unterstützen das Mobbing ungewollt.
(BR)
Das erschütternde Stück über Ausgrenzung am Arbeitsplatz und im Leben stammt von Grimme-Preisträgerin Nicole Weegmann und dem Autoren-Ehepaar Zahn: Eva und Volker A. Zahn haben den Roman von Annette Pehnt adaptiert. Ihr Schwerpunkt lag darin, die Perspektive der "nur" mittelbar Betroffenen beizubehalten. Weegmanns Inszenierung konzentriert sich nicht auf das Mobbing und dessen Spielarten selbst, sondern auf die direkten und indirekten Auswirkungen, die Schikanen und Demütigungen bei der Arbeit auf das Privatleben und auf das Umfeld der Betroffenen haben. Es geht darum, das Zerstörerische solcher im ersten Moment banal erscheinenden Angriffe auf die Würde eines Menschen anschaulich zu machen. Regisseurin Nicole Weegmann hat mit Eva und Volker A. Zahn bereits für das vielfach prämierte (Österreichischer Fernsehpreis, Romy als bester Film des Jahres, Publikumspreis beim Festival des deutschen Films 2009) Amok-Drama "Ihr könnt euch niemals sicher sein" (2008) zusammengearbeitet. Weegmann wurde 1966 in Karlsruhe geboren, studierte audiovisuelle Künste und besuchte danach die Filmakademie Baden-Württemberg. Ihr erster Film "Kreisel Macher Brumm" (1992) gewann den Publikumspreis des Kellerkinos Berlin. Ihr erster Langspielfilm war "Wolfsheim" (2000), danach folgten Filme wie "Rabenkinder" (2005), "Solange du schliefest" (2010) und "Schenk mir dein Herz" (2011). Auch die Hauptrollen in "Mobbing" sind hochkarätig besetzt. Susanne Wolf überzeugt hier in der Rolle der Anja. Sie besuchte die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Zum Fernsehen kam sie 2003 in der "Tatort"-Folge "Heimspiel". Es folgten "Swinger Club" (2004, Regie: Jan Georg Schütte), "Vineta" (2006, Regie: Franziska Stünkel) und "Dreileben - Komm mir nicht nach" (2011, Regie: Dominik Graf). Die Schauspielerin wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: Für ihre Rolle in "Das Fremde in mir (2007, Regie: Emily Atef) erhielt sie den Förderpreis deutscher Film und den Preis als beste Darstellerin am São Paulo International Filmfestival. Tobias Moretti, 1959 in Österreich geboren, spielt den verzweifelten Familienvater Jo. Nach seinem Abschluss an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule wurde Moretti am Bayerischen Staatsschauspiel engagiert. Ende der 80er Jahre verlagerte er seinen Schwerpunkt zum Film, wo er vor allem durch die Fernsehkrimiserie "Kommissar Rex" (1994-2004) bekanntwurde. Für seine Rolle als Kriminalinspektor Richard Moser erhielt er auch mehrere Auszeichnungen, darunter den Goldenen Löwen und den Bayerischen Fernsehpreis. Von 1995 bis 1997 gewann er jeweils den Goldenen Romy als beliebtester Serienstar. 2001, 2003 und 2004 gewann er ihn erneut für Filme wie "Krambambuli" (1998, Regie: Xaver Schwarzenberger), "Wenn Männer Frauen trauen" (2000, Regie: Curt M. Faudon) und "Die Rückkehr des Tanzlehrers" (2004, Regie: Urs Egger). Für Letzteren erhielt er den Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler in der Kategorie "Fernsehfilm". 2008 war er in Til Schweigers Komödie "1½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde" zu sehen und 2010 in Oskar Roehlers "Jud Süß - Film ohne Gewissen", wofür er den Österreichischen Filmpreis als bester männlicher Darsteller erhielt.
(ARD alpha)
Länge: ca. 15 min.
Deutsche TV-Premiere: 20.06.2012 (Bayerisches Fernsehen)
Cast & Crew
- Regie: Nicole Weegmann
- Drehbuch: Eva Zahn, Volker A. Zahn
- Produktion: Ulrike Putz, Jakob Claussen, Anja Föringer, Claussen Wöbke Putz Filmproduktion
- Produktionsauftrag: BR, SWR
- Musik: Birger Clausen
- Kamera: Alexander Fischerkoesen
- Schnitt: Andrea Mertens, Nicole Kortlücke
- Ton: Lutz Pape