Nur knapp überlebt der berühmte Konzertpianist Paul Orlac ein schweres Zugunglück. Eine Notoperation rettet sein Leben, doch nicht seine Hände. Orlacs Frau fleht den Arzt an, eine Lösung zu finden, bedeuten dem Virtuosen diese Hände doch "mehr als sein Leben". So transplantiert man Orlac die Hände eines kürzlich Verstorbenen – eines Mannes namens Vasseur, der als Mörder für eine grausame Tat hingerichtet wurde. Operation und Heilung verlaufen reibungslos. Doch als Orlac erfährt, dass er die Hände eines Verbrechers trägt, wird er von der quälenden Vorstellung heimgesucht, unter Vasseurs unheilvollem Einfluss zu stehen. Als sein eigener Vater tot aufgefunden wird – erstochen mit einem Dolch, der einst Vasseur gehörte und auch dessen Fingerabdrücke trägt – droht Orlac den Verstand zu verlieren. Gehorchen ihm seine neuen Hände, oder sind sie noch immer die Instrumente eines Verbrechers, zu dem er nun geworden ist? Letzten Endes aber triumphiert der Rationalismus, und Orlac kann Ruhe finden: Die Polizei klärt den Mord als die Tat eines gerissenen Verbrechers auf, der für den Mord an Orlacs Vater ebenso verantwortlich ist wie für die Tat, wegen der Vasseur hingerichtet wurde. Am Ende wird der moderne Mensch Orlac also von seinen Seelenqualen erlöst. Von der zeitgenössischen Kritik wurde der Film fast einhellig als der wichtigste deutschsprachige Film der Jahre 1924/25 gefeiert. Gelobt wurden vor allem die gelungene Synthese von Phantastischem und Realem, die genaue und plausible Schilderung der psychologischen Motive und die überdurchschnittliche Leistung der Schauspieler.
(arte)
"Orlacs Hände" ist ein weiteres Meisterwerk von Robert Wiene, der 1920 den unvergesslichen Stummfilmklassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" schuf. Ganz im Stile des expressionistischen Films der Weimarer Republik arbeitet der Film mit dem kontrastreichen Spiel von Licht und Schatten und kreiert eine fantastische Atmosphäre, die bis heute die Unsicherheit der europäischen Moderne widerspiegelt. Conrad Veidt überzeugt als Orlac nicht nur mimisch, sondern auch gestisch; mit seinen unsicheren, zitternden und gespenstisch anmutenden Händen, auf die sich die latente Nervosität einer ganzen Epoche zu übertragen scheint.
(arte)
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 31.01.1925
Adaption als: Wahnsinnige Liebe (USA, 1935)
Cast & Crew
- Regie: Robert Wiene
- Drehbuch: Louis Nerz
- Buchvorlage: Maurice Renard
- Produktion: Pan-Film
- Musik: Pierre Oser
- Kamera: Günther Krampf, Hans Androschin