Januar 1990. Der gefürchtete Staatssicherheitsdienst der DDR ist am Ende. Das Volk überrascht den Spitzelapparat und ringt ihn nieder. Viele Tausend Stasimitarbeiter erkennen ihre Ausweglosigkeit und ziehen sich freiwillig zurück. Bürgerkomitees stürmen die Hauptquartiere und übernehmen die Macht. Die Akten sind für die Aufarbeitung der düsteren Vergangenheit gerettet, so die gängige Meinung. Aber: War es tatsächlich so? In Wirklichkeit hat der Staatssicherheitsdienst die Finger bei seiner eigenen Auflösung im Spiel. Noch 1989 lässt Erich Mielke den Aktenbestand verkleinern. Stasimitarbeiter berichten von Zerstörungsorgien, bei denen die Schredder vor Hitze glühen, und dies zum Teil mit Billigung der Bürgerrechtler, die von der Stasi überrumpelt werden. In der Stasizentrale in der Berliner Normannenstraße hat man sich auf den Tag vorbereitet, an dem auch sie belagert werden wird. Der Volkszorn soll die Stasi nicht unvorbereitet treffen. Im Gegenteil: In dem zu erwartenden Durcheinander wollen die Führer aus Partei und Geheimdienst die Bürgerrechtler gegeneinander ausspielen, Spuren verwischen und ihren Spitzeln in neue Positionen verhelfen. In dem NDR Dokudrama "Sturm auf die Stasi" rekonstruiert Autor Matthias Unterburg chronologisch, wie der 15. Juli 1990 zum Höhepunkt des Kampfes um die Stasi wird. Bis heute gibt es viele widersprüchliche Darstellungen der Ereignisse, wichtige Fragen sind noch immer nicht vollständig beantwortet: Wieso verlief der Sturm so friedlich? Wie gelang es der Stasi, so viele Unterlagen zu vernichten bzw. zu beseitigen? War die Stasi Objekt, Zuschauer oder sogar Regisseur des Volksaufstands? Welche Rolle spielten westliche Geheimdienste? Am 15. Januar 1990 war die Chance da, der Stasi ihre Geheimnisse zu entwenden. Doch es fehlte nicht viel, und die Gewalt wäre zum ersten Mal in der friedlichen Revolution eskaliert. Welche dramatischen, gefährlichen und skurrilen Ereignisse in den letzten 24 Stunden der Stasizentrale geschahen, rekonstruiert dieser Film zum ersten Mal. Interviews geben damalige Zeitzeugen, unter anderem Hans Modrow (damals Ministerpräsident der DDR), Ulrike Poppe (damals Bürgerrechtlerin), Hans-Georg Wieck (ehemaliger BND-Chef), Werner Großmann (ehemaliger Stasigeneral), Georg Mascolo (früher "Spiegel"-Chefredakteur), Christian Halbrock (ehemaliger Demonstrant) und Martin Montag (Pfarrer). Auf dieser Grundlage inszeniert Matthias Unterburg Erlebnisse mit Darstellern nach und verbindet sie mit teilweise vorher noch nie gesendetem Archivmaterial. Aus den zahlreichen persönlichen Erinnerungen ergibt sich in "Sturm auf die Stasi" der Ablauf eines historischen Tages.
(NDR)
Länge: ca. 75 min.
Deutsche TV-Premiere: 01.10.2010 (Das Erste)
Cast & Crew
- Regie: Matthias Unterburg
- Drehbuch: Matthias Unterburg, Stephan Lamby
- Produktion: Thomas Schuhbauer
- Kamera: Markus Zucker
- Schnitt: Silke Olthoff