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TV-Kritik/Review: "Beasts Like Us": Dating in Zeiten der Zombie-Pandemie
(13.02.2024)
Stell dir vor, du hast ein Date mit deiner Angebeteten bei ihr zu Hause und plötzlich bricht vor dem Fenster die Zombie-Epidemie aus. Verzeihung, die Z-Pandemie, denn die Bezeichnung "Zombie" gilt nicht mehr als politisch korrekt. "Sie bevorzugen vital Benachteiligte", belehrt Natalie ihre Freunde. Schließlich macht sie gerade ein Praktikum in einer angesehenen Kanzlei für Kreaturenrechte mit dem schönen wie treffenden Namen Fleder & Wolf.
Wie sähe unser Alltag aus, wenn Kreaturen wie Vampire, Dämonen, Gestaltwandler und Werwölfe Seite an Seite mit uns Menschen leben würden und gesellschaftlich (mehr oder weniger) anerkannt wären? Diese Frage dekliniert
Aus den Fernsehnachrichten erfahren die jungen Erwachsenen, dass in Wien gerade eine Zombie-Epidemie ausgebrochen ist. Das hat es zwar schon öfter gegeben, aber beunruhigend ist es trotzdem. Vor allem stellen sich neue Fragen: Soll man jetzt noch der Pizzabotin die Tür öffnen, die man bestellt hat? Sind überhaupt alle gegen das Z-Virus geimpft? Einige Minuten später liegt eine (endgültig) tote Pizzabotin im Hof und Natalie macht sich Sorgen um ihre Karriere als Kreaturenrechtsanwältin. Denn schließlich darf man genauso wenig Zombies einfach töten wie andere Nicht-Menschen diskriminieren. Aber Zeit zum Nachdenken bleibt wenig, denn erst wird Lukas von einem Dämonen besessen und dann stehen auch noch zwei Beamte der Bundeskreaturenpolizei vor der Tür.
Nachdem diese akute Krise überwunden ist, bekommen wir tiefere Einblicke in das alternative Wien, in dem alle Arten von übernatürlichen Wesen integriert sind: Eine Katzenfrau arbeitet als Barkeeperin, Natalies Mitpraktikanten und Konkurrenten um die Anwaltsanwärterschaft sind ein Vampir und ein Unsichtbarer namens Herbert (auf den sich natürlich immer alle versehentlich draufsetzen). Dummerweise brechen bei Natalie just vorm Vorstellungsgespräch auch noch telekinetische Fähigkeiten aus, die sie zunächst nur schwer kontrollieren kann. Nach den ersten Episoden wechselt der Fokus zunehmend zum Vampirthema. Die Unsterblichen wollen eine Partei gründen, die vorgeblich ihre Integration in die Gesellschaft befördern soll ("trocken" leben die Meisten eh schon seit langem). In Wahrheit will der zurückgekehrte Graf Dracula (Armin Rohde) mit ihr die Macht über die Menschen gewinnen - auf subtilere Weise als durch einen Aufstand.
Die Bezüge zu aktuellen Problemen unserer realen Welt sind also zahlreich, ob es um den Impfschutz gegen ein verheerendes Virus geht oder den Plan Draculas, mit seiner Vampirpartei die Gesellschaft von innen heraus zu zersetzen, ohne dass die es überhaupt merkt. Parallelen zu AfD und FPÖ liegen auf der Hand. Vor allem nehmen die Drehbuchautoren Peter Bruck und Ernst Golda aber die Diskussionen um Wokeness und Political Correctness aufs Korn, entwerfen eine höchst sensibilisierte Gesellschaft, in der man selbst Blutsauger und Wesen, die einen auffressen wollen, nicht diskriminieren darf, ohne soziale Nachteile zu befürchten. Es als politischen Kommentar zu verstehen, dass die meisten Kreaturen dies nur ausnutzen und ihnen die Menschen als Individuen völlig egal sind, würde aber wohl zu weit führen. Denn die Serie funktioniert in erster Linie als hemmungslose Comedy, weniger als durchdachte Satire auf reale Verhältnisse.
Und als solche macht sie einfach viel Spaß. Die Autoren lassen keine Gelegenheit für einen Gag liegen, wobei zwar nicht jeder zündet, aber die Trefferquote erfreulich hoch ist. Die jungen DarstellerInnen spielen befreit auf, verleihen ihren Figuren eine erfrischend sympathische Unsicherheit. Auch die älteren Nebendarsteller wie Alexander Jagsch als leicht heuchlerischer Rechtsanwalt und Natalies Chef oder Thomas Mraz als abgebrühter Polizeibeamter überzeugen. Und am Ende der sechsten Episode trumpft dann noch Armin Rohde als wohl berühmtester Vampir der Mediengeschichte auf. Er gibt mit sichtbarer Spielfreude eine modernisierte Version des Grafen, der sich als geläuterter Vegetarier präsentiert, in Wahrheit aber wohl doch immer noch ein blutiges Steak bevorzugt.
Marc Schlegel hat die acht etwa 25-minütigen Folgen temporeich inszeniert, unter Verwendung eines modernen Soundtracks. Vom Produktionsbudget her liegt die Serie sichtbar deutlich unter US-amerikanischen Genreserien. Der Look passt aber zu dem oft etwas
Mit dem schwarzen, aber nie richtig zynischen Humor ist "Beasts Like Us" ideal als österreichisches Seriendebüt von Amazon Prime. In den Problemen moderner Großstädter beim Paarungsverhalten dürften sich nicht nur junge WienerInnen wiederfinden können. Und auch die Vampire verhalten sich letztlich sehr menschlich. Am Ende sind wir eben doch alle nur Kreaturen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Beasts Like Us".
Die achtteilige erste Staffel ist ab Mittwoch, den 14. Februar bei Amazon Prime Video verfügbar.
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