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Gelungene österreichische Prime-Comedy über das Zusammenleben von Menschen und Kreaturen
"Beasts Like Us" mit unechten Superhelden und echter Vampirin
Prime Video/Nikolett Kustos
TV-Kritik/Review: "Beasts Like Us": Dating in Zeiten der Zombie-Pandemie/Prime Video/Nikolett Kustos

Stell dir vor, du hast ein Date mit deiner Angebeteten bei ihr zu Hause und plötzlich bricht vor dem Fenster die Zombie-Epidemie aus. Verzeihung, die Z-Pandemie, denn die Bezeichnung "Zombie" gilt nicht mehr als politisch korrekt. "Sie bevorzugen vital Benachteiligte", belehrt Natalie ihre Freunde. Schließlich macht sie gerade ein Praktikum in einer angesehenen Kanzlei für Kreaturenrechte mit dem schönen wie treffenden Namen Fleder & Wolf.

Wie sähe unser Alltag aus, wenn Kreaturen wie Vampire, Dämonen, Gestaltwandler und Werwölfe Seite an Seite mit uns Menschen leben würden und gesellschaftlich (mehr oder weniger) anerkannt wären? Diese Frage dekliniert  "Beasts Like Us", die erste österreichische Eigenproduktion von Amazon Prime Video, in acht Episoden durch. Sie präsentiert ein alternatives Wien, das einerseits vertraut und andererseits komplett abgefahren wirkt. Durch diesen Großstadtalltag müssen sich vier Mittzwanziger schlagen, die in wechselnden Konstellationen amourös miteinander verbunden sind.

Da ist zunächst Simon (Jakob Schmidt), ein Durchschnittstyp, dem es etwas an Selbstbewusstsein fehlt, vor allem, was den Umgang mit Frauen betrifft. Er geht seit Kurzem mit der attraktiven Natalie (Cosima Henman) aus, die in der Vergangenheit wenig Glück mit Männern hatte. So befindet sich unter ihren Ex-Freunden ein eifersüchtiger Gestaltwandler. Weil Simon so schüchtern ist, begleitet ihn sein bester Freund Lukas (Benedikt Kalcher) zu einem Doppeldate. Lukas ist das genaue Gegenteil seines Buddys: extrovertiert, selbstsicher und ein Frauenheld, der allerdings nur an Sex, nicht an einer festen Beziehung interessiert ist. Die Vierte ist Raffi (Jing Xiang), Natalies beste, meist sehr direkte Freundin. Natalie weiß jedoch nicht, dass Raffi in Wirklichkeit eine inkognito lebende Vampirin ist. Und auch nicht, dass sie hoffnungslos in sie verliebt ist.

Leckere Pizza, aber untote Pizzabotin: Natalie, Raffi, Lukas und Simon in Nöten
Leckere Pizza, aber untote Pizzabotin: Natalie, Raffi, Lukas und Simon in Nöten Rundfilm/Amazon Prime Video

Aus den Fernsehnachrichten erfahren die jungen Erwachsenen, dass in Wien gerade eine Zombie-Epidemie ausgebrochen ist. Das hat es zwar schon öfter gegeben, aber beunruhigend ist es trotzdem. Vor allem stellen sich neue Fragen: Soll man jetzt noch der Pizzabotin die Tür öffnen, die man bestellt hat? Sind überhaupt alle gegen das Z-Virus geimpft? Einige Minuten später liegt eine (endgültig) tote Pizzabotin im Hof und Natalie macht sich Sorgen um ihre Karriere als Kreaturenrechtsanwältin. Denn schließlich darf man genauso wenig Zombies einfach töten wie andere Nicht-Menschen diskriminieren. Aber Zeit zum Nachdenken bleibt wenig, denn erst wird Lukas von einem Dämonen besessen und dann stehen auch noch zwei Beamte der Bundeskreaturenpolizei vor der Tür.

Nachdem diese akute Krise überwunden ist, bekommen wir tiefere Einblicke in das alternative Wien, in dem alle Arten von übernatürlichen Wesen integriert sind: Eine Katzenfrau arbeitet als Barkeeperin, Natalies Mitpraktikanten und Konkurrenten um die Anwaltsanwärterschaft sind ein Vampir und ein Unsichtbarer namens Herbert (auf den sich natürlich immer alle versehentlich draufsetzen). Dummerweise brechen bei Natalie just vorm Vorstellungsgespräch auch noch telekinetische Fähigkeiten aus, die sie zunächst nur schwer kontrollieren kann. Nach den ersten Episoden wechselt der Fokus zunehmend zum Vampirthema. Die Unsterblichen wollen eine Partei gründen, die vorgeblich ihre Integration in die Gesellschaft befördern soll ("trocken" leben die Meisten eh schon seit langem). In Wahrheit will der zurückgekehrte Graf Dracula (Armin Rohde) mit ihr die Macht über die Menschen gewinnen - auf subtilere Weise als durch einen Aufstand.

Was tun, wenn man versehentlich die Pizzabotin getötet hat?
Was tun, wenn man versehentlich die Pizzabotin getötet hat? Rundfilm/Amazon Prime Video

Die Bezüge zu aktuellen Problemen unserer realen Welt sind also zahlreich, ob es um den Impfschutz gegen ein verheerendes Virus geht oder den Plan Draculas, mit seiner Vampirpartei die Gesellschaft von innen heraus zu zersetzen, ohne dass die es überhaupt merkt. Parallelen zu AfD und FPÖ liegen auf der Hand. Vor allem nehmen die Drehbuchautoren Peter Bruck und Ernst Golda aber die Diskussionen um Wokeness und Political Correctness aufs Korn, entwerfen eine höchst sensibilisierte Gesellschaft, in der man selbst Blutsauger und Wesen, die einen auffressen wollen, nicht diskriminieren darf, ohne soziale Nachteile zu befürchten. Es als politischen Kommentar zu verstehen, dass die meisten Kreaturen dies nur ausnutzen und ihnen die Menschen als Individuen völlig egal sind, würde aber wohl zu weit führen. Denn die Serie funktioniert in erster Linie als hemmungslose Comedy, weniger als durchdachte Satire auf reale Verhältnisse.

Und als solche macht sie einfach viel Spaß. Die Autoren lassen keine Gelegenheit für einen Gag liegen, wobei zwar nicht jeder zündet, aber die Trefferquote erfreulich hoch ist. Die jungen DarstellerInnen spielen befreit auf, verleihen ihren Figuren eine erfrischend sympathische Unsicherheit. Auch die älteren Nebendarsteller wie Alexander Jagsch als leicht heuchlerischer Rechtsanwalt und Natalies Chef oder Thomas Mraz als abgebrühter Polizeibeamter überzeugen. Und am Ende der sechsten Episode trumpft dann noch Armin Rohde als wohl berühmtester Vampir der Mediengeschichte auf. Er gibt mit sichtbarer Spielfreude eine modernisierte Version des Grafen, der sich als geläuterter Vegetarier präsentiert, in Wahrheit aber wohl doch immer noch ein blutiges Steak bevorzugt.

Genial: Armin Rohde als Dracula
Genial: Armin Rohde als Dracula Rundfilm/Amazon Prime Video

Marc Schlegel hat die acht etwa 25-minütigen Folgen temporeich inszeniert, unter Verwendung eines modernen Soundtracks. Vom Produktionsbudget her liegt die Serie sichtbar deutlich unter US-amerikanischen Genreserien. Der Look passt aber zu dem oft etwas  "Muppet Show"-haften Humor, ohne billig zu wirken.

Mit dem schwarzen, aber nie richtig zynischen Humor ist "Beasts Like Us" ideal als österreichisches Seriendebüt von Amazon Prime. In den Problemen moderner Großstädter beim Paarungsverhalten dürften sich nicht nur junge WienerInnen wiederfinden können. Und auch die Vampire verhalten sich letztlich sehr menschlich. Am Ende sind wir eben doch alle nur Kreaturen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Beasts Like Us".

Meine Wertung: 4/5

Die achtteilige erste Staffel ist ab Mittwoch, den 14. Februar bei Amazon Prime Video verfügbar.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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