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TV-Kritik/Review: "Borgen - Macht und Ruhm": Spitzenautoren und Spitzendarsteller bringen packende Politserie

(06.06.2022)

Die populärste europäische Fernsehpolitikerin ist zurück: Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen). Bereits neun Jahre ist es her, dass wir sie zum letzten Mal gesehen haben, damals war sie gerade Außenministerin geworden. Nach der dritten Staffel war 2013 eigentlich Schluss mit
Die größte Veränderung zu den bisherigen Staffeln ist, dass die neue komplett horizontal erzählt wird. Statt abgeschlossener Episodenhandlungen um das politische Problem der Woche, gibt es eine durchgehende Handlung, die sich fast ausschließlich einem Thema widmet - noch höheres Binge-Watching-Potential also. Thematisch knüpft die Staffel an eine der besten Folgen der Originalserie an, die Grönland-Episode aus der ersten Staffel. Vor der autonom verwalteten Arktis-Insel, die aber immer noch zum dänischen Königreich gehört, wird nämlich eine Ölquelle entdeckt. Das bringt die Politik der neuen dänischen Regierung ins Wanken, zu der als Außenministerin auch wieder Nyborg gehört.
Deren Neue Demokraten hatten die Wahl unter anderem mit einer fortschrittlichen Klimapolitik gewonnen und so ist Nyborg zunächst auch streng gegen eine Ölförderung, die den CO2-Ausstoß erhöhen und vor allem auch die Eisberge in Grönland selbst schneller schmelzen lassen würde. Nur besteht die nach mehr Unabhängigkeit strebende grönländische Regierung darauf, die Quelle auszubeuten, was gewaltige Einnahmen von bis zu 2000 Milliarden Kronen bringen würde. Der grönländische Abgeordnete im Kopenhagener Parlament droht sogar, der Regierung anderenfalls seine Stimme zu entziehen und damit zu Fall zu bringen. Birgitte Nyborg muss sich zwischen ihren Idealen und dem Festhalten an der Macht entscheiden.

Es wird nicht das letzte Mal bleiben. Denn mit der Zustimmung zu dem Öldeal gerät sie zwischen die Interessen nicht nur des kleinen Grönland, sondern auch viel größerer politischer und militärischer Verbündeter und Gegner. An der kanadischen Ölfirma sind nämlich auch russische Anteilseigner und Putin-Getreue beteiligt (hier ist die Serie erstaunlich aktuell und erwähnt sogar schon den Ukraine-Krieg) und schließlich steigen auch noch die Chinesen ein. Dagegen haben nun wieder die USA etwas, für die Grönland ein strategisch wichtiger Stützpunkt zwischen den Kontinenten ist. Schon bald droht das kleine Dänemark im Machtkampf gleich dreier Supermächte zerrieben zu werden, während Nyborg gleichzeitig um die Unterstützung ihrer eigenen Partei kämpfen muss. Ihre Ideale drohen dabei, endgültig auf der Strecke zu bleiben.
Es ist der alte Kernkonflikt, den alle Politserien früher oder später thematisieren: Wie viel von sich darf ein Spitzenpolitiker aufgeben, ohne sich selbst zu verraten? Wie viel Selbstaufgabe ist es wert, an der Macht zu bleiben? Man kann vielleicht so viel verraten, dass die "Borgen"-Autoren um Serienschöpfer Adam Price diesmal ziemlich weit gehen, um diese Fragen zu beantworten. Dadurch wird der Tonfall in der zweiten Staffelhälfte deutlich dunkler als von den alten Folgen gewohnt. Knudsen spielt diesen moralischen Fall beeindruckend gut und schafft es, dass man sie im einen Moment noch innerlich anfeuert und im nächsten schon fast verachtet. Sie ist nach wie vor das Zentrum der Serie und generell eine der besten internationalen Serienschauspielerinnen.

Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit erstaunlich vielen vertrauten Figuren, wenn auch manchmal nur in kleinen Nebenrollen oder Gastauftritten: Nyborgs Familie ist natürlich wieder dabei, wobei aus dem kleinen Sohn Magnus (jetzt: Lucas Lynggaard Tønnesen,

Insgesamt ist ohnehin bemerkenswert, wie tief man ganz en passant in die Feinheiten des dänischen Regierungssystems und Staatsaufbaus eintaucht, inklusive der komplexen, historisch aufgeladenen Beziehungen zu Grönland. Dabei spielen auch die Ministerialbeamten eine entscheidende Rolle, die nicht wie in anderen Ländern nach jedem Regierungswechsel ausgewechselt werden, sondern als überparteiliche Bürokraten den Fortbestand des Systems garantieren sollen.
Auch wenn die neue Staffel sich vom Tonfall her teilweise deutlich von den alten unterscheidet und manchmal vielleicht etwas zu dick aufträgt, behauptet "Borgen" auch mit dieser späten Fortsetzung seine Spitzenstellung im Feld der Politserien. Es muss ein glückliches kleines Land sein, das solche tollen SerienautorInnen und SchauspielerInnen hat.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Borgen - Macht und Ruhm".
Die achtteilige Miniserie ist bereits bei Netflix verfügbar.
Über den Autor
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Leserkommentare
Sveta schrieb via tvforen.de am 06.06.2022, 17.04 Uhr:
Großartig! Leider zur Zeit nur auf Netflix und nur 8 Folgen. Bleibt zu hoffen das sie die Fortsetzung bald auch ins Free-TV verkaufen werden. Oder zumindest als BlueRay.
Sentinel2003 schrieb am 13.10.2022, 19.37 Uhr:
Bleibt zu hoffen, dass es nicht eine einmalige Fortsetzung bleibt!!! Ich hatte damals die Serie regelrecht verschlungen!!"Borgen" lief ja schon ewig nicht mehr im linearen TV!!
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