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TV-Kritik/Review: "Bridgerton": "Gossip Girl" trifft auf "Stolz und Vorurteil"

von Jana Bärenwaldt
(23.12.2020)
Neue Shonda-Rhimes-Serie auf Netflix traut sich nichts
Das Promo-Poster zu "Bridgerton"
Netflix
TV-Kritik/Review: "Bridgerton": "Gossip Girl" trifft auf "Stolz und Vorurteil"/Netflix

Grosvenor Square, 1813. Im wohlhabenden Mayfair-Viertel in London herrscht geschäftiges Treiben, denn die Heiratssaison steht vor der Tür, worüber die Stimme von Julie Andrews ( "Mary Poppins",  "Plötzlich Prinzessin") den geneigten Zuschauer informiert. Alle fiebern auf den traditionellen Debütantinnenball hin, bei dem die jungen, heiratswilligen Töchter der besten Familien in die Gesellschaft eingeführt werden und sich vor Königin Charlotte (Golda Rosheuvel,  "Lady Macbeth") präsentieren. Aber nicht nur vor den Augen der Königin müssen sich die Mitglieder von Londons High Society bewähren, sondern auch vor der mysteriösen Lady Whistledown (Stimme Andrews), die in ihrem Skandalblatt jeden Fehltritt aufdeckt und gnadenlose Urteile fällt.

Während Lady Whistledown der Familie Featherington nur geringe Chancen auf dem Heiratsmarkt zuspricht, so hält sie die Aussichten für die weithin geschätzte Familie Bridgerton für weitaus vielversprechender. Im Fokus steht dabei Daphne (Phoebe Dynevor,  "Younger"), die älteste Tochter der Bridgertons. Daphne ist jung und schön und wünscht sich nichts sehnlicher, als sich zu verlieben, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Damit bildet sie das genaue Gegenteil zu ihrer nächstältesten Schwester Eloise (Claudia Jessie,  "Jahrmarkt der Eitelkeiten"), die am liebsten eine intellektuelle Karriere machen würde - und von solchen Bällen und schönen Kleidern nichts wissen will.

Daphnes Träume scheinen sich zunächst zu erfüllen, als die Königin sie öffentlich zum "Diamant" der Saison kürt und die Verehrer bei ihr bald Schlange stehen. Allerdings ist in den Augen ihres ältesten Bruders Anthony (Jonathan Bailey,  "Broadchurch"), der nach dem Tod ihres Vaters auch gleichzeitig das Familienoberhaupt ist, keiner der Anwärter gut genug und so schickt er einen nach dem anderen fort. Bald schon ist die anfängliche Euphorie verflogen und Lady Whistledown erlaubt sich in ihrem Skandalblatt erste Spitzen gegen Daphne.

Auf Daphne (Phoebe Dynevor) ruht die Hoffnung der Familie Bridgerton.
Auf Daphne (Phoebe Dynevor) ruht die Hoffnung der Familie Bridgerton. Liam Daniel/Netflix

Da tritt Simon Basset (Regé-Jean Page,  "For The People"), der Herzog von Hastings, auf den Plan, der begehrteste und zugleich unerreichbarste Junggeselle Londons und ein alter Freund von Anthony. Wie es der Zufall so will, läuft Daphne Simon bei einem Ball geradewegs in die Arme. Und obwohl sich Daphne und Simon große Mühe geben, ihre gegenseitige Anziehung zu leugnen, ist diese sofort für jedermann offenbar. Diese Offensichtlichkeit nimmt dem Kennenlernen der beiden jedoch auch schnell den Wind aus den Segeln. Statt schlagfertigen Wortgefechten liefern Daphne und Simon sich eher sehr angespannt und zäh wirkende Dialoge, die nicht so recht in Fahrt kommen wollen.

Bei ihrem Arrangement, dass Simon Daphne zum Schein umwirbt, um sich lästige Verehrerinnen vom Hals zu halten und Daphne begehrenswert erscheinen lassen, ist von Anfang an klar, worauf es hinauslaufen wird. Überhaupt ist die Serie nach einem sehr simplen Muster gestrickt, das leider kaum Spielraum für größere Überraschungen lässt. Wichtiger als der bloße Inhalt einer Geschichte ist natürlich oftmals die Art und Weise der Erzählung. Wenn man an andere Serien von Shonda Rhimes wie  "Grey's Anatomy",  "Scandal" oder  "How to Get Away with Murder" denkt, dann böte sich  "Bridgerton" als geradezu prädestinierte Bildfläche für spannende Wendungen, Skandale und Intrigen an. Davon fehlt in den ersten Folgen aber fast jede Spur.

Bei Daphne (Phoebe Dynevor) und Simon (Regé-Jean Page) funkt es sofort.
Bei Daphne (Phoebe Dynevor) und Simon (Regé-Jean Page) funkt es sofort. Liam Daniel/Netflix

Genug interessante Figuren und Konflikte gäbe es zumindest, immerhin hat Daphne allein drei Schwestern und vier Brüder, die alle mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Und auch bei den Featheringtons suchen vier verschiedene junge Mädchen nach ihrem persönlichen Glück. Von unerwiderten Gefühlen über unstandesgemäße Liebe bis hin zu geheimen und verbotenen Affären wird nahezu die gesamte Palette an möglichen romantischen Verflechtungen abgedeckt - nur tiefergehend wird keine so recht gezeigt. Somit kratzen die Konflikte in "Bridgerton" meist nur an der Oberfläche und bieten so wenig Potenzial, den Zuschauer zu involvieren und emotional mitzureißen.

Dementsprechend blass bleiben auch oft die Charaktere in der Serie. Während es bei Simon zumindest noch eine interessante Hintergrundgeschichte gibt, die nach und nach enthüllt wird, erfährt man von Daphne neben ihrem Wunsch zu heiraten eigentlich kaum etwas. Überzeugen muss also die Geschichte selbst, die auf den ersten Blick noch an  "Stolz und Vorurteil" erinnert, sich dann aber recht schnell als  "Gossip Girl" in historischem Gewand entpuppt, nur mit weniger pikanten Geheimnissen. Auch die prekären Situationen, in denen sich Daphne teilweise wiederfindet, stellen gefühlt nie eine ernste Gefahr dar, da ihre Gegenspieler in der Serie eher unfreiwillig komisch und wenig bedrohlich gezeichnet werden.

Familie Featherington hat stets das Nachsehen.
Familie Featherington hat stets das Nachsehen. Liam Daniel/Netflix

Oft wirkt es dabei so, als hätte die Serie noch nicht die richtige Balance zwischen "historisch" und "Drama" gefunden, was dazu führt, dass vieles zu altbacken, anderes wiederum zu modern wirkt, um so richtig in den Kontext zu passen. Beispielsweise wirkt die Kombination aus einer Protagonistin, deren einziges herausstechendes Merkmal der Kinderwunsch ist, die aber nicht die geringste Ahnung hat, wie Kinder überhaupt gezeugt werden und die in einem Ballsaal zu Shawn Mendes' "In My Blood" tanzt, einfach nicht stimmig.

Die Prämisse von "Bridgerton" bietet alles, was die Herzen von Fans von historischen Dramen höher schlagen lässt: Eine opulente Optik, eine spannende Liebesgeschichte und jede Menge Möglichkeiten für überraschende, dramatische Wendungen. Aber bereits die erste Folge zeigt sich zwar vielversprechend, lässt jedoch gleichzeitig erahnen, dass das glamouröse Äußere der Serie vielleicht nicht ganz mit ihrem Inhalt wird mithalten können. Die Dramaserie basiert auf der gleichnamigen Buchreihe von Julia Quinn, die in jedem der Bücher ein Mitglied der Familie Bridgerton in den Fokus stellt, wobei Daphne den Anfang macht. Genug Material für weitere Staffeln wäre somit reichlich vorhanden.

Die Bridgertons sind weithin geschätzt.
Die Bridgertons sind weithin geschätzt. Liam Daniel/Netflix

Im Endeffekt macht "Bridgerton" zwar vieles richtig, traut sich dann aber nicht, Risiken einzugehen oder neue Wege zu beschreiten. Die Episoden machen zwar Spaß, lassen aber wirkliche dramatische Höhepunkte vermissen. Wenn "Bridgerton" ein Gericht wäre, würde man vermutlich urteilen, dass es ansprechend aussieht, geschmacklich aber den letzten Pfiff vermissen lässt. Wer nach einer Serie sucht, die ohne tiefergehendes Drama daherkommt und mit der man gemütlich die Weihnachtstage ausklingen lassen kann, wird mit "Bridgerton" aber dennoch fündig werden.

Meine Wertung: 3/5

Diese Wertung beruht auf Sichtung der kompletten ersten Staffel der Serie "Bridgerton".

Die acht Episoden von "Bridgerton" sind ab dem 25. Dezember 2020 weltweit bei Netflix abrufbar.


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Leserkommentare

  • vfvie schrieb am 04.02.2021, 08.22 Uhr:
    Ich habe soeben überlegt, ob man diesen Satz wirklich schreiben kann: "Ich habe selten etwas schlechteres gesehen, als diese Serie." Aber ich glaube ja, bei Bridgerton kann man das. Flach, kaum interessante Charaktere, lahme Story... Das einzige was überzeugen kann, sind die historischen Kostüme.
  • User_578608 schrieb am 04.01.2021, 18.36 Uhr:
    Die beste Serie die ich seit langem gesehen haben. Ich mußte bis spät in die Nacht aufbleiben um alle Folgen in einem Rutsch zu gucken. Ich kann die 2. Staffel kaum abwarten.
  • Sumsemaus schrieb am 26.12.2020, 20.04 Uhr:
    Sorry, aber diese Besessenheit der Amis, dass in jeder Serie alle Bevölkerungsgruppen vorkommen müssten, ist an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Entweder ich halte mich an die Historie oder ich lasse das ganze in einem fiktiven Land spielen. Das ganze ist weder amüsant wie bei Jane Austen noch wirklich dramatisch. Hoffentlich gibt es von dem Schrott nicht noch eine weitere Staffel, Langeweile auf Höchstniveau.