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TV-Kritik/Review: "Cruel Summer": Reizvolle Thriller-Serie mit wechselnder Perspektive

(06.08.2021/ursprünglich erschienen am 25.04.2021)

Spannung erzeugen kann man nicht nur über atmosphärische Akzente, etwa in Dunkelheit gehüllte Schauplätze. Nervenkitzel lässt sich auch durch die Art und Weise hervorrufen, wie man eine Geschichte aufzieht: Welche Informationen gibt man zu welchem Zeitpunkt preis? Welche Dinge spart man zu welchem Zeitpunkt aus? Und wessen Blickwinkel nimmt man ein? Sehr schön zu sehen ist dies am Beispiel der Thriller-Serie
Was verwirrend klingen mag, macht "Cruel Summer" schon zum Auftakt nachvollziehbar. Jeanette Turner (Chiara Aurelia) lernen wir am 21. Juni 1993, ihrem 15. Geburtstag, als eher unscheinbare, eine Zahnspange und eine altmodische Brille tragende Teenagerin kennen, die von ihren Eltern Cindy (Sarah Drew) und Greg (Michael Landes) freudig geweckt wird. Die Bilder erstrahlen in einem warmen Licht. Und die Stimmung ist herzlich, auch wenn ihr Bruder Derek (Barrett Carnahan) kein großes Interesse an einem gemeinsamen Abendessen zeigt, weil er für später andere Pläne hat. Am 21. Juni 1994 schaut Jeanette nach dem Aufwachen nicht in die Gesichter ihrer Familienmitglieder, sondern in das ihres Freundes Jamie Henson (Froy Gutierrez), wobei die Farben nun etwas gedämpfter daherkommen. Optisch hat sich die Protagonistin stark verändert. Ihre Frisur ist schnittiger. Ihre Zahnkorrektur hat ausgedient. Und ihr Schlaftop ist deutlich körperbetonter als noch im letzten Sommer. Ein Jahr später sieht der Morgen des Geburtstags plötzlich ganz anders aus. Die Szenerie ist in ein bedrückend-kühles Blau getaucht. Jeanette wirkt ausgemergelt. Ihr Vater ruft sie in barschem Ton aus dem Bett und informiert sie, dass ihre Anwältin (Nicole Bilderback) auf sie warte. Die Rede ist kurz darauf von einem komplizierten Fall, der in Kürze vor Gericht verhandelt werde.
Mit diesem Einstieg legt die von Schauspielerin Jessica Biel mitproduzierte Serie ihr eigenes Grundprinzip fest. Fortan bewegen wir uns immer wieder zwischen den drei Zeitebenen, die durch Jeanettes Stilwandel und die spezielle Farbgebung markiert sind. Schritt für Schritt bekommen wir in der ersten Folge neue Häppchen serviert, aus denen sich ein grobes Plot-Konstrukt zusammensetzen lässt: Das Verschwinden der attraktiven und allseits beliebten Kate Wallis (Olivia Holt) im Sommer 1993 hält das beschauliche Skylin in Atem. Als die Vermisste 1994 lebend gefunden und ihr Kidnapper beim Schusswechsel mit der Polizei getötet wird, herrscht in der kleinen Gemeinde große Erleichterung. Jeanette, die sich nach Kates Entführung deren Freund Jamie geangelt und ihre einst besten Buddys Mallory Higgins (Harley Quinn Smith) und Vince Fuller (Allius Barnes) gegen Kates engste Vertraute Tennille Peterson (Shelby Surdam) und Renee Talbot (Aaliyah Muhammad) eingetauscht hat, scheint die Nachricht hingegen zu beunruhigen. Kein Wunder, platzt Kate nur wenig später doch in einem TV-Interview mit einer ungeheuerlichen, gegen sie gerichteten Anschuldigung heraus.

Bert V. Royal greift mit der Sehnsucht nach Anerkennung und der Unzufriedenheit über das eigene Erscheinungsbild klassische Teenagersorgen auf und lässt Jeanette eine drastische Entwicklung durchlaufen. Als 15-Jährige verkörpert sie noch recht plakativ das, was sich viele Filme und Serien unter einem Nerd vorstellen. Zunächst ist sie ein wenig beachtetes Entlein, das sich so gerne in einen Schwan verwandeln würde und bei einer zufälligen Begegnung anhimmelnd zu Kate aufblickt. Ein Jahr später ist aus dem Wunsch Wirklichkeit geworden. Pikanterweise hat sie in Kates Abwesenheit quasi deren Platz eingenommen, um nicht zu sagen: ihr Leben gekapert. 1995 wiederum folgt der tiefe Fall. Denn auf einmal wird Jeanette erbarmungslos angefeindet. Gänzlich klischeefrei ist "Cruel Summer" in der Figurenzeichnung sicher nicht. Nach und nach dringen wir aber tiefer in die Charaktere ein und erleben Momente aufrichtiger Enttäuschung und Verunsicherung. Unter die Haut geht etwa ein emotionaler Ausbruch Jeanettes im Gespräch mit ihrer Anwältin, der schmerzhaft zeigt, was es heißt, von überall Ablehnung und Verachtung zu erfahren.
Ähnliches gilt für Kate, die auf den ersten Blick wie das oberflächliche blonde Püppchen erscheint, in der zweiten, ihre Sicht einnehmenden Episode aber mehr Entfaltungsraum bekommt. Nicht nur der traumatische Charakter der Entführung tritt hervor. Deutlich wird auch, dass die von Jeanette idealisierte Teenagerin vor dem einschneidenden Ereignis keineswegs ohne Sorgen war. Ihre dominante, sie nie richtig ernst nehmende Mutter Joy (Andrea Anders) ist die Hüterin des goldenen Käfigs, den Kate bewohnt. Stets stellt sie die schöne Fassade über alles. Selbst dann, als ihre Tochter nach knapp einem Jahr der Gefangenschaft entkräftet nach Hause zurückkehrt.

"Cruel Summer" haftet aufgrund des Kidnappings einer jungen Frau, das Erinnerungen an den aufsehenerregenden Fall der Österreicherin Natascha Kampusch weckt, durchaus etwas Kolportagehaftes an. In den ersten beiden für diese Kritik begutachteten Episoden kosten die Macher diesen Aspekt der Geschichte allerdings zum Glück nicht reißerisch aus. Die manchmal innerhalb einer Einstellung stattfindenden Sprünge in der Zeit sorgen für stetige Abwechslung, legen trotz einiger Soap-Elemente neue interessante Schichten frei und fühlen sich bislang nicht wie eine billige Spielerei an. Kombiniert mit dem Wechsel zwischen Jeanettes und Kates Perspektive ergibt sich ein phasenweise ungeahnt fesselnder Thriller-Stoff, der noch manche überraschende Enthüllungen und Twists bereithalten dürfte.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Folgen von "Cruel Summer".
Die Serie "Cruel Summer" ist seit dem 20. April 2021 auf dem US-Sender Freeform zu sehen. In Deutschland ist sie ab dem 6. August 2021 über Amazon Prime Video verfügbar.
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