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TV-Kritik/Review: "Diplomatische Beziehungen": Darum enttäuscht die neue Politserie mit Keri Russell ("The Americans")

Netflix liefert mit Neustart unausgegorenen Genremix
Keri Russell als "The Diplomat" in der neuen Netflix-Serie
Netflix
TV-Kritik/Review: "Diplomatische Beziehungen": Darum enttäuscht die neue Politserie mit Keri Russell ("The Americans")/Netflix

Es hätte alles so einfach sein können. Kate Wyler (Keri Russell), Army-Veteranin und Neu-Diplomatin, ist kurz davor, nach Kabul aufzubrechen, um ihren Posten als US-Botschafterin in Afghanistan anzutreten. Die Region kennt sie gut, war sie doch selbst als Soldatin im Irak eingesetzt. Aber dann kommt alles anders: Ein britischer Flugzeugträger wird bombardiert, es gibt viele Todesopfer und verdächtigt wird der Iran. Um die britischen Partner zu besänftigen und einen Krieg zu vermeiden, braucht die US-Regierung eine Person mit Detailkenntnissen - und schickt Wyler kurzerhand nach London statt nach Kabul.

Das ist die Prämisse des neuen Netflix-Politdramas  "Diplomatische Beziehungen" (im Original einfach nur "The Diplomat"), das mit einer achtteiligen Staffel startet. Und auch bei dieser Serienproduktion hätte alles so einfach sein können, wenn man sich die Liste der vor und hinter der Kamera Beteiligten ansieht. Keri Russell wurde durch das Spionagedrama  "The Americans" bekannt, hier wechselt sie jetzt quasi die Seiten von der russischen Undercover-Agentin zur US-Diplomatin. Ihr zur Seite stehen renommierte britische Seriendarsteller wie Rufus Sewell (der Obergruppenführer Smith aus  "The Man in the High Castle") und Rory Kinnear ( "Years and Years").

Showrunnerin und Serienschöpferin ist mit Debora Cahn eine erfahrene Drehbuchautorin, die schon bei der Mutter moderner Politserien  "The West Wing" dabei war. Ihre weiteren Referenzen umfassen gelobte TV-Produktionen wie  "Homeland" und  "Fosse/Verdon". Für diese Miniserie erhielt sie sogar einen Award der Drehbuchautorengewerkschaft Writer's Guild. Regie führte Simon Cellan Jones, der ebenfalls an Top-Serien wie "Years and Years" und  "Treme" gearbeitet hat. Nach den ersten Episoden fragt man sich allerdings, was denn da nur schief gelaufen ist.

Powerfrau und Miss Jederfrau zugleich: Kate Wyler (Keri Russell)
Powerfrau und Miss Jederfrau zugleich: Kate Wyler (Keri Russell) Alex Bailey/Netflix

Zunächst erleben wir den ersten Arbeitstag nach Kates Ankunft in der britischen Hauptstadt mit und der ist natürlich Stress pur: Für das übliche Programm wie Touren durch ihren luxuriösen Amtssitz und die Botschaft sowie den Antrittsbesuch beim Außenminister (David Gyasi) bleibt kaum Zeit, denn sogleich muss sich die neue Botschafterin in Schadensbegrenzung versuchen. Doch damit nicht genug, erfahren wir Zuschauer noch aus einem Gespräch ihres Stabschefs Stuart Heyford (Ato Essandoh) mit seiner Amtskollegin aus dem Weißen Haus, dass Kate auf der Shortlist für die Nachfolge des Vizepräsidenten steht, der wohl nicht mehr lange tragbar ist. Der Posten in London dient vor allem auch dazu zu beobachten, wie sie sich auf internationalem Parkett in einem Spitzenamt schlägt. Kate selbst ahnt davon allerdings nichts.

Und dann sind da noch diverse Schwierigkeiten mit ihrem Ehemann Hal (Sewell), selbst langjähriger Botschafter, der gar nicht daran denkt, künftig als Diplomatengatte dezent im Hintergrund zu bleiben. Vielmehr zieht er von Tag 1 an seine eigenen Strippen und versucht, Kate in eine bestimmte Richtung zu lenken. Außerdem steht die Ehe der Beiden wohl kurz vor der Scheidung, was sie aber noch geheimhalten möchten. Der Hausverwalterin fallen jedoch schnell die getrennten Betten auf. Als wäre das alles noch nicht genug an Konfliktpotential für den ersten Tag, wird der eigenwillige Hal am Ende der Auftaktepisode auch noch entführt. Es stellt sich aber heraus, dass es "nur" iranische Geheimdienstleute sind, die mal kurz mit ihrem alten Bekannten reden wollten: Ihr Land stecke nicht hinter dem Anschlag auf das Kriegsschiff. Nachdem sie ihm das mitgeteilt haben, lassen sie ihn wieder gehen.

Diplomatengatte mit eigener Agenda: Hal Wyler (Rufus Sewell)
Diplomatengatte mit eigener Agenda: Hal Wyler (Rufus Sewell) Alex Bailey/Netflix

Diese Häufung an unglaubwürdigen Entwicklungen wird nicht dadurch besser, dass Kate sich zwischen den Fragen, wo ihr Gatte geblieben ist und wie sie einen Krieg verhindern kann, noch ständig mit "ebenso weltbewegenden" Problemen wie Fußschmerzen durch ungewohnte Stöckelschuhe und Posieren für Homestorys in zu engen Kleidern herumschlagen muss. Ganz nach dem Klischeekatalog für weibliche Politiker stehen all diese Malaisen gleichberechtigt nebeneinander, ebenso wie die Frage, ob ein Deo ausreicht, um den Körpergeruch vor dem Abendempfang noch auf ein annehmbares Maß zu bringen. Schon seltsam, dass das beim männlichen Präsidenten Bartlet in sieben Staffeln "The West Wing" nie eine Rolle spielte.

Als Figur bleibt Kate Wyler blass. Wir erfahren im Grunde über sie nicht mehr, als dass sie engagiert und unkonventionell ist und sich nicht gerne die Butter vom Brot nehmen lässt. Was genau sie eigentlich antreibt, all diese Strapazen auf sich zu nehmen, bleibt unklar. Ebenso wie die Frage, warum sie sich von Hal im Bett den Hintern betatschen lässt, wenn sie doch angeblich die Scheidung will. Nachvollziehbare Motivationen haben auch die anderen Figuren kaum: Hal macht sein eigenes Ding, obwohl ihm klar sein müsste, dass er damit seiner Ehefrau schadet, die er aber doch zurückgewinnen will. Die zahlreichen MitarbeiterInnen der Botschaft arbeiten vor allem an ihren eigenen Karrieren. Der US-Außenminister (Miguel Sandoval,  "Seattle Firefighters - Die jungen Helden") will vor allem seine Ruhe haben. Und der öffentlich als entscheidungsschwach und konfliktscheu eingeschätzte britische Premierminister (Rory Kinnear hat in dieser Rolle bereits Erfahrung aus der legendären ersten  "Black Mirror"-Folge) droht dem Iran während der Trauerfeier spontan mit einem verheerenden Bombenhagel.

Hat keinen leichten Job: Kate muss Diplomatie, Politik und Repräsentation unter einen Hut bringen
Hat keinen leichten Job: Kate muss Diplomatie, Politik und Repräsentation unter einen Hut bringen Alex Bailey/Netflix

Einen konsistenten Tonfall findet die Serie zumindest in den ersten Episoden nicht. Will "Diplomatische Beziehungen" nun ein ernsthaftes Politdrama sein, dass sich mit internationalen Konflikten und Problemlösungen auseinandersetzt? Oder doch eher eine Soap mit allerlei Klischees, Intrigen und privaten Beziehungen? Oder aber ein Actiondrama mit Entführungen, Verfolgungsjagden und Attentaten? Vermutlich ein bisschen von allem, woran schon das nicht unähnlich konzipierte  "Designated Survivor" gescheitert ist (obwohl wesentlich besser geschrieben).

Das auf dem Papier hochkarätige Ensemble wirkt in den Auftaktfolgen ebenfalls verschenkt. Keri Russell soll einerseits die bodenständige Miss Jederfrau sein, andererseits die taffe und hoch intelligente (Ex-)Soldatin, erscheint dabei aber eher beliebig. Sewell überzeugt noch am ehesten in seiner Rolle als undurchsichtiger Ehemann. Die übrigen HauptdarstellerInnen haben schlicht zu wenig zu tun, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Insgesamt wirkt die Serie leider wie eine dieser am Reißbrett entworfenen Network-Produktionen, die von allem etwas wollen, ohne dabei den Zuschauern etwas abzuverlangen. Ein wenig "West Wing", ein bisschen "Homeland" und eine Prise  "24". Im Jahr 2023 und angesichts der überwältigenden Flut an neuen Serien auf allen Kanälen ist das aber viel zu wenig, um dauerhaft bestehen zu können.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Diplomatische Beziehungen".

Meine Wertung: 3/5

Die achtteilige erste Staffel der Serie ist ab dem 20. April bei Netflix verfügbar.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Sentinel2003 schrieb am 25.08.2023, 08.01 Uhr:
    Ich habe jetzt bis Folge 6 gesehen und finde Sie genial! Ja, ich habe, wie auch bei "Homeland" mit sogar sehr viel Action gerechnet, das macht aber das total flotte Erzählweise total weg!! Vor allem der "schwarze" Humor hat mich schon sooft lachen hören!! Keri Russel und ihre Serien Kollegen spielen phänomenal!! Von mir eine glatte 10!!
  • User 1777481 schrieb am 29.04.2023, 01.57 Uhr:
    Hat der Autor die Serie denn wirklich gesehen? Dann sollte er doch wissen, dass die Botschafterin als Vizepräsidentin gelistet wurde, weil die derzeitige Vizepräsidentin (und nicht Vizepräsident!) abgelöst werden soll.
    Die »Hausverwalterin« ist die Hausdame; ein gewaltiger Unterschied!
    Der Premierminister hat auch nicht mit einem Bombenhagel gedroht, sondern mit Höllenfeuer – ein Bombenhagel ist dagegen ein Kindergeburtstag.
    Unter eine sachlichen Kritik verstehe ich zudem auch etwas gänzlich anderes, denn hier gibt es lediglich Verallgemeinerungen, nicht aber eine konkrete Kritik der Schauspieler an sich.
    Genau genommen hätte man sich diesen Text auch sparen können, zumal der Eindruck entsteht, dass der Autor, wie schon gesagt, die Serienteile offenbar nicht gesehen oder nur mal kurz reingeschaut hat.
    So schreibt man keine ernsthafte Kritik!
  • User 1035170 schrieb am 25.04.2023, 19.51 Uhr:
    Die Serie ist toll. Sehr gute Schauspieler bis in die kleinste Nebenrolle, flott erzählt. Sicher, man muss dran bleiben, aber dazu schau ich ja und lese nicht nebenbei ein Buch. Auch die Synchronisation ist hervorragend, was man nicht von allen Streaming-Serien behaupten kann.
  • Sentinel2003 schrieb am 13.06.2023, 20.21 Uhr:
    Wieso??? Woran erkennst du denn eine schlechte Synchro bitte??
  • chr1skol1 schrieb am 23.04.2023, 12.09 Uhr:
    Das IMDb Rating der Serie 'The Diplomat' liegt im Übrigen im Durchschnitt bei 8.1/10. Mehrere Folgen haben sogar ein Rating von 8.5. Das ist für eine neue Serie ein sehr beachtliches Ergebnis. 
    (siehe https://www.imdb.com/title/tt17491088/)
  • Sentinel2003 schrieb am 13.06.2023, 20.23 Uhr:
    Jepp, da gebe ich dir recht!! Und, um die 8 gibt es für Filme und Serien dort nur ganz selten! Aber, wir wissen ja, es wurde ja mal vor einigen Jahren geschrieben, dass dort wohl mehrheitlich wohl nur Männer um die 18 bis höchtens 30 bewerten! Angeblich!!!
  • chr1skol1 schrieb am 23.04.2023, 11.59 Uhr:
    Ich finde die erste Staffel der Serie 'The Diplomat' sehr gelungen. Alles beginnt mit einem  Angriff auf ein englisches Kriegsschiff (von den visuellen Effekten her betrachtet ist die technische Umsetzung zwar nicht 'State of the Art'. denn das geht heute wesentlich besser, aber technisch ok). Das spannendes Intro in die neue Serie von Netflix führt uns im Anschluss zu einem politischen Power Couple (Power Ehepaar), das kurz vor dem Entsenden nach Kabul steht, damit Mrs. Wiley dort das Amt der Botschafterin übernehmen kann. Die Ereignisse zu Beginn führen natürlich zu Reaktionen :) und dem Ändern von ursprünglichen Plänen und Absichtserklärungen ;) .... Sie wird Botschafterin in GB. Da wollte sie so gar nicht hin. Neben der ‘Versetzung’ kommt auch noch die kriselnde Ehe hinzu, sowie, dass sie mit ihrer neuen Position, ihrem neuen Amt als Botschafterin in GB, auch noch durchgecheckt werden soll, ob sie das Zeug hat, um das Amt der Vizepräsidentin zu übernehmen. Da sie nur dann eine Chance hat, wenn sie verheiratet bleibt, muss sie sich entweder mit ihrem Ehegatten, der durchaus ihre Karriere pushen will, aber sonst auch seine eigenen Vorstellungen hat, irgendwie arrangieren oder das Amt ablehnen. Das ist auch der Grund warum sie nicht die Position des VP übernehmen möchte und diesem Amt, selbst dem der Botschafterin kritisch entgegensteht. Neben den zu bewältigenden politischen Problemen, muss sie sich auch noch damit auseinandersetzen. Für mich waren die Folgen sehr kurzweilig. Ich fand auch die Schauspieler sehr gut und passend gewählt. Sie haben ihre darzustellenden Rollen sehr glaubhaft 'rübergebracht. Der Sarkasmus und spitze Humor, der immer wieder pointiert in die Dialoge eingebaut ist, ist gut gewählt und wirklich lustig. Daher kann ich die Kritik so gar nicht nachvollziehen. Die Anspielungen auf reale politische Ereignisse geben der Serie einen realistischen Touch, der gut passt und ihr einen entsprechenden Rahmen gibt. Das man außenpolitische Themen nutzt, um von inländischen Problemen abzulenken, ist in der Weltpolitik Gang und Gebe und daher auch sehr glaubhaft. Ich persönlich hoffe sehr, dass Netflix das OK gibt, so das es weitere Staffeln geben kann.
  • User_766212 schrieb am 21.04.2023, 03.27 Uhr:
    Die Inhaltsbeschreibung erinnert mich eher an Madam Secretary und das waren immerhin 6 Staffeln.
  • Martina schrieb am 19.04.2023, 21.24 Uhr:
    Irritierend ist, dass Alibi eine gleichnamige 6teilige britische Serie mit Sophie Rundle als Konsulin in Barcelona gesendet hat. Bei den Bewertungen im Internet werden die Serien wohl gern verwechselt. Auf Wunschliste findet sie sich auch nicht.
  • Redaktion Bernd Krannich schrieb am 20.04.2023, 13.32 Uhr:
    Danke für deinen Hinweis auf die Alibi-Serie und die Lücke in unserer Datenbank - das Nachtragen wurde der To-Do-Liste hinzugefügt.