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TV-Kritik/Review: "Emperor of Ocean Park": Politthriller mit Forest Whitaker kommt nicht aus dem Quark

(25.07.2024)

Unterschiedliche politische Ansichten können einen Keil durch eine Familie treiben, Menschen auseinanderbringen, die Jahrelang an einem Strang gezogen haben. Besonders während der Corona-Pandemie zeigte sich dieses Phänomen überdeutlich. In manchen Haushalten führten die kontroversen Meinungen zu den Maßnahmen der Regierung zu einem handfesten Bruch, waren die Fronten auf einmal derart verhärtet, dass es für einen Diskurs keine Grundlage mehr gab. Nicht immer muss es allerdings so weit kommen, wie die MGM+-Serie
Ehre, Pflicht und Gerechtigkeit - diese Prinzipien bestimmen das Leben des republikanischen Juristen Oliver Garland (Forest Whitaker). So beschreibt er es 2007 in einer der vielen eingestreuten Rückblenden, als er vor einem Komitee wegen der Nominierung für den Obersten Gerichtshof der USA Rede und Antwort stehen muss. Dass er ein unerschrockener Mann ist, erfahren wir schon früher. Demonstranten, die vor dem Anhörungsgebäude gegen ihn protestieren, ihn gar als Faschisten beschimpfen, will er nicht aus dem Weg gehen. Ein Garland hält den Kopf aufrecht, duckt sich nicht weg. Egal, wie groß die Herausforderung auch sein mag.
Gerade für einen solch selbstbewussten, stolzen Menschen wie ihn ist es ein Schlag ins Gesicht, dass er nur wenig später aus jenem Auswahlprozess aussteigen muss. Zu stark ist der öffentliche Druck, nachdem bekannt wurde, dass der Richter nach wie vor regelmäßig Kontakt zu seinem alten Studienfreund Jack Ziegler (Torrey Hanson) hat, einem früheren, tief in kriminelle Machenschaften verstrickten CIA-Agenten. Die Neigung der Serie, einige Informationen übermäßig zu betonen, zeigt sich auch in diesem Fall. Ziegler sei ein waschechter Bond-Bösewicht, merkt Garlands ältester Sohn Addison (Henry Simmons) im Gespräch mit seinem Bruder Talcott (Grantham Coleman) an - damit auch ja jeder Zuschauer kapiert, um was für eine dubiose Gestalt es sich bei dem Ex-Spion handelt.
Die eigentliche Geschichte spielt im Jahr 2024 und kommt gleich in den ersten Minuten der Auftaktfolge in Gang. Oliver, den viele Personen in der Originalfassung ehrfürchtig nur "Judge", also "Richter", nennen, stirbt, so scheint es, an einem Herzinfarkt. Talcott, Addison und ihre Schwester Mariah (Tiffany Mack) kommen daraufhin im Haus des Toten zusammen, um die letzten Angelegenheiten zu klären und die Beisetzung zu organisieren. Von Trauer ist zunächst wenig zu spüren. Im Gegenteil, zuweilen herrscht fast Ausgelassenheit. Garlands weinen nicht, heißt es dazu an einer Stelle. Erst am Grab brechen die drei Geschwister mit der ungeschriebenen Familienregel, wird ihnen der Verlust bewusst. Eine der ergreifendsten Szenen der ersten beiden Episoden, die für diese Kritik gesichtet wurden.
Zweifel an der natürlichen Todesursache hegt die vermögende, einst als Journalistin tätige Mariah, die politisch voll auf der rechtskonservativen Linie ihres Vaters liegt und Verschwörungserzählungen keineswegs abgeneigt ist. Mehr und mehr glaubt sie, Oliver sei ermordet worden. Erst recht, als sie aus heiterem Himmel einen Anruf seines alten Weggefährten Ziegler erhält. Bei ihren Brüdern stößt sie mit ihren Vermutungen allerdings fürs Erste auf taube Ohren. Addison, der Lebemann in der Runde, kümmert sich die meiste Zeit um seine Trauerrede und glänzt vor allem durch Abwesenheit. Talcott, kurz Tal genannt, wiederum, aus dessen Sicht die Romanvorlage erzählt ist und der auch in der zehnteiligen Verfilmung das Zentrum der Handlung bildet, grübelt über die mögliche Untreue seiner Ehefrau Kimmer (Paulina Lule) nach.
Ähnlich lethargisch wie der liberal eingestellte Juraprofessor wirkt zu Beginn die gesamte, bestenfalls routiniert inszenierte Serie. "Emperor of Ocean Park" kommt nur schleppend voran, bremst sich durch die eingeschobenen Rückblenden, die nicht immer Erhellendes zu sagen haben, mehrfach aus. Feuer entfacht die von Sherman Payne (

Vorwerfen muss man den Serienmachern vor allem, dass sie - zumindest in den ersten Folgen - zu wenig aus ihrer Grundkonstellation herausholen. Ein Afroamerikaner wie Oliver, der es weit gebracht hat, der Einfluss besitzt, der reaktionäre Positionen vertritt, ist eine spannende Figur, da man sie in Film und Fernsehen nicht allzu häufig antrifft. Gleiches gilt für seine Kinder, die im Gegensatz zu vielen anderen Schwarzen unter privilegierten Umständen aufgewachsen sind. Links und rechts, liberal und konservativ, begünstigt und diskriminiert - ständig tauchen diese Begriffe in den Dialogen auf. Oft haben sie aber bloß Stichwortcharakter, wirken hingeworfen, werden nicht mit ausreichend Substanz gefüllt. "Politik ist dreckig!", ist einer dieser Klischeesätze, den man auch hier zu hören bekommt. Eine Szene wie jene, in der Mariah die Schule ihrer Kinder zwingt, einen Verweis auszusprechen, fängt die Themen Macht und Machtmissbrauch auf pointierte Weise ein. Allein davon gibt es - bislang - zu wenige.
Etwas unbeholfen sind außerdem die Versuche, den Krimimotor anzuwerfen. Dubiose FBI-Ermittler mit seltsamen Methoden betreten die Bühne. Der Bond-artige Schurke Ziegler drängt einen verwirrten Tal dazu, endlich über "die Vorkehrungen" seines Vaters zu sprechen. Und ein zweiter Todesfall bestätigt Mariah in ihren Ansichten. Besonders letztgenannter Punkt nimmt sich geradezu unfreiwillig komisch aus. Etwas lächerlich ist es allemal, wie Garlands Tochter den ermittelnden Polizisten dazu bringt, wichtige Informationen preiszugeben, und welche Schlüsse sie als ehemalige preisgekrönte Journalistin aus den Erkenntnissen zieht. Bleibt nur zu hoffen, dass "Emperor of Ocean Park" dieses TKKG-Niveau in den restlichen Folgen hinter sich lassen kann.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden von insgesamt zehn Folgen der Serie "Emperor of Ocean Park".
Die erste Folge der Serie "Emperor of Ocean Park" wurde am 14. Juli beim US-Streaming-Anbieter MGM+ veröffentlicht. Über einen deutschen Start ist noch nichts bekannt.
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