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TV-Kritik/Review: "House of Bellevue" fasziniert mit Ballroom Culture trotz Schwächen
von Stefan Genrich(28.11.2025)

Ein Albtraum: Wer möchte seinen Eltern bei einer wilden Party unter Freunden begegnen? Jedenfalls ist ein 19-Jähriger entsetzt, als er seine Pflegemutter Christine (Antonia Holfelder) im Publikum eines Berliner Ballrooms entdeckt. Deshalb verpatzt er seinen flippigen und erotischen Auftritt. Der junge Schwarze hat nicht wesentlich mehr als den Spitznamen Emm (Ricco-Jarret Boateng) mitgenommen, als er seiner kleinen Heimatstadt in Brandenburg entflohen ist. Jetzt will der bisexuelle Bursche seinen Traum verwirklichen, auf Events in den Ballrooms zu glänzen und Respekt im sogenannten
Die bunte Truppe vom "House of Bellevue" gehört zu einem Netzwerk, das sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten auslebt - durch Drag, Fashion, Performance und Tanz. Ab dem 28. November ist im ZDF-Streamingportal zu sehen, wie Emm seinem Vorbild Lia Bellevue (Nora Henes) nacheifert und Konflikte in der aufregenden Szene austrägt. ZDFneo zeigt alle sechs Folgen der deutschen Miniserie in einem Stück am 2. Dezember.

Junger Schwarzer mietet widerwillig ein lausiges Zimmer
Emm verlässt den Ort Spremberg, ohne seine Pflegeeltern zu informieren. In der Wahlheimat Berlin erwähnt er weder seine leibliche Mutter noch seelische Qualen: Eingefahrene Gewohnheiten ändern sich eben niemals. Neue Freunde und Gleichgesinnte suchen ebenfalls Schutz vor Entwürdigung, Gewalt und Rassismus. Akzeptanz, Liebe und Vielfalt stehen weit oben auf ihren Wunschlisten. Gleich nach seiner Ankunft in der Großstadt schluckt Emm die Demütigung, dass Yvonne (Inga Wolff) und Rolf Keller (Daniel Krauss) ihm ein lausiges Zimmer zum Wucherpreis vermieten. Zum Trost schließt der Ankömmling gleich Freundschaft mit Djamal (Abed Haddad), als Emm dem angehenden Modeschöpfer einen Platz in der Warteschlange zum Ballroom freihält.
Gäste bejubeln Posen aus Modemagazinen
Moderatorin MC Chantelle (Jade Mugisha) kündigt Gastgeberin Lia Bellevue an, von der Emm dank Social Media schon längere Zeit schwärmt. Die Gäste bejubeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs, der wie üblich den Saal kochen lässt. MC Chantelle verlangt Posen aus dem Modemagazin
in der ersten Kategorie "Runway OTA". Die aufgebrezelte Jury bewertet die Leistungen durch Handzeichen und Zahlentafeln. Ähnlich verläuft ein Ball oder eine Gala in der Realität.

Black Culture und Latin Culture stören weiße Rassisten
Communities der Ball Culture existieren in europäischen Metropolen wie Berlin, London und Paris. Dieses Movement einer Emanzipation entstand einst in den USA, wo Familien ihre transidenten oder nicht-binären Kinder verstießen. Angehörige mit abweichenden Geschlechtsnormen landeten auf der Straße, falls sie den elterlichen Vorgaben nicht folgen konnten oder wollten. Dennoch blieben etliche Heranwachsende der black culture oder latin culture verbunden, über die weiße Rassisten die Nasen rümpften. Drag Queens jeden Alters trugen den Widerstand gegen die Misshandlungen der queeren Minderheiten durch die Polizei. Später blühte die Ball Culture auf, zumal Black Queens seit den 70er-Jahren in New York ihre Projekte starteten.
Power und Körperlichkeit reizen Fantasie
Inzwischen haben Fathers and Mothers ihre Houses gegründet, um geächtete LGBTQ-Personen in Ersatzfamilien aufzunehmen und deren Selbstbewusstsein zu stärken. In New York schlägt das Herz der gut organisierten Gemeinschaft. Zumindest in Nordamerika und Westeuropa hat sich die Ball Culture verbreitet. Ihre Power und Körperlichkeit und Lust an der Verwandlung reizen die Fantasie der Mehrheitsgesellschaft.
Stilikonen wie RuPaul haben die spektakulären Contests bekannt gemacht. Bei

Mother Lia Bellevue vernachlässigt Trans People
Immerhin locken Events der Ball Culture in Berlin neugierige Besucherinnen und Besucher an. Ähnlich wie Lia im "House of Bellevue" wollen einige Fathers and Mothers zumindest die fesselnden Aktionen professionalisieren. Lia als lokale Chefin von ihrem Kiki House fördert durchaus ihre Schützlinge. So unterstützt sie den irakischen Macho Mohammed (Kawian Paigal) - einfach Mo genannt - bei seinen Anwaltsterminen als Asylbewerber. Andererseits verheizt Lia die Naivlinge wie Emm für kommerzielle Zwecke. Außerdem vernachlässigt sie Trans People, auf die ihre Vorgängerin TJ (Ilonka Petruschka) besonders geachtet hat. TJ warnt Emm vor Lias Aktionismus. Indes fühlt sie sich zerrissen zwischen ihren Ansprüchen als Trans Person und der berauschenden Karriere als DJane oder DJ. Wer sollte angesichts von Stress und Unsicherheit staunen, dass TJ skeptisch auf die Gunstbezeugungen von Busfahrer Montgomery (Komi Togbonou) reagiert?
Father and Mother konkurrieren um freien Posten
Als Daughter vom "House of Doréen" vertraut Lia ihrer Mother Calista (Florence Kasumba). Mit ihren hochfliegenden Plänen könnte Lia durch ihren Ehrgeiz scheitern. Ohnehin sitzt Father Jay Diamond (Lie Ning) der Mother Lia Bellevue im Nacken. Beide Parents von örtlichen Kiki Houses wollen zum German Father or Mother of House of Doréen aufsteigen. Dieser Posten ist frei geworden, weil Calista die europäische Verantwortung für das "House of Doréen" übernimmt. Jay könnte mit Fürsorge punkten, solange er seine Selbstgerechtigkeit zurückschraubt.
Krasse Posen erschüttern Vermieterin
Führungskräfte wie Calista, Jay und Lia genießen ihren mehr oder weniger bescheidenen Wohlstand. Den Anfängern wie Emm fehlt diese finanzielle Sicherheit. Wie andere Anhänger der Ball Culture leidet er unter Geldmangel. Immer wieder verlieren diese Grünschnäbel ihre jeweilige Unterkunft. Emm verstört seine Hauswirte durch das aufreizende Training in seinem Zimmer: Wir zeigen dich an - wegen Perverserie
, schimpft Rolf Keller bei einem urkomischen Zusammenstoß. Angestachelt von seiner Ehegattin Yvonne will er den schwarzen Störenfried loswerden, aber das eingesackte Geld behalten. Mit solchen Methoden können die Spießer den jungen Erwachsenen nicht einschüchtern. Jetzt dreht er erst recht auf, indem er Yvonne antanzt und somit in die Rolle eines bedrohlichen Eingeborenen schlüpft. Seine krassen Posen erschüttern die Vermieterin so sehr, dass sie die Kohle herausrückt.
Obdachlosigkeit und Gewalttaten drohen in Berlin und anderswo
Emm quartiert sich bei Djamal ein. Nach einigen Wochen irrt er obdachlos durch die Gegend, nachdem er heftig mit seinem Kumpel gestritten hat. Doch nach seinem Examen zur Mode strandet auch Djamal als Habenichts ohne feste Bleibe. Derweil betäubt Mo seine grauenhaften Erinnerungen mit Drogen und Alkohol. Zwei Schwulenfeinde prügeln Jay krankenhausreif - für die Polizei zählt die Gewalttat als normale Schlägerei. Plötzlich ähneln die Probleme der Ballroom Culture den Gefahren im Ursprungsland USA. "House of Bellevue" gebührt das Lob, auf solche Zustände hinzuweisen und dabei überraschend zu unterhalten.

Shows der Ballroom Culture faszinieren
Die Shows der Ballroom Culture können Zuschauerinnen und Zuschauer faszinieren. Die Figuren bewegen uns mit ihren Zielen, den eigenen Charakter zu erkunden und etwa den Eltern den Gehorsam zu verweigern. Bi, black, gay, latin, lesbian, non binary, queer, trans und weitere Eigenschaften verdienen keine Unterdrückung, sondern dürfen auffallen - so lautet eine wertvolle Botschaft der Miniserie.
Zeigt der Welt, wie ihr seid!
Die Kategorien der Challenges und Performances verweisen auf diese Erwartungen. Ein Auftritt unter dem Schlagwort Face
betone Schönheit
, erläutert Lia in einem Reel. Zusätzlich fordert sie Smile, Skin, Bone Structure
und was sonst noch ein bestes Gesicht
bestimme. Aber es geht nicht nur darum, was dir in die Wiege gelegt wird
, ergänzt Lia: Es geht darum, wie du es präsentierst
. Auf Instagram fasst Emm die Kategorie New Way
zusammen und liefert gleichzeitig ein Motto für Ballroom Culture: Zeigt der Welt, wie ihr seid!
Solche Grundsätze verhindern natürlich, dass Emm die Wünsche seiner Pflegemutter Christine erfüllt und eifrig Jura studiert. Gleichsam enttäuscht Djamal seine syrische Mama, indem er schrille Fummel sowie Männer statt Frauen liebt. Nach gegenseitigen Vorwürfen und Ohrfeigen überprüfen Lia und TJ frühere Fehler. Mo scheitert vielleicht in Deutschland, wenn er unerlässlich lügt.
Schwächen begleiten energiereiche Fusion
Entgegen den Vorzügen ist "House of Bellevue" schwer zu verdauen, denn die angeschnittenen Themen und die intimen Einblicke wirken weiter fremd. Einige Ansätze mögen gut gemeint sein, lassen sich jedoch kaum eintrichtern. Ein Großteil der Crew nutzt vermutlich die Arbeit an der Miniserie als Therapie. Ohnehin bringen Tänzer und Darsteller ihre privaten Erfahrungen ein. Dadurch wächst die Glaubwürdigkeit, aber die allgemeine Betroffenheit langweilt. Manche Dialoge der ersten Episode klingen hohl. Das irre Sprachgemisch aus Deutsch, Englisch und Fashion Jargon nervt. Allerdings vermitteln diese Spiele mit Worten authentische Eindrücke. Diverse Abläufe erscheinen gekünstelt.
Im Drehbuch holpert es ordentlich, wobei das Team die Schwächen durch kraftvolle Einsätze ausgleicht: Auf diese Weise ist eine energiereiche Fusion von Bewegung mit Gefühlen zu bestaunen. Wer sich darauf einlässt, schätzt hoffentlich "House of Bellevue".
Dieser Text basiert auf Sichtung der sechsteiligen Miniserie "House of Bellevue".
ZDFneo zeigt alle sechs Folgen von "House of Bellevue" hintereinander - am Dienstag, den 2. Dezember ab 21.45 Uhr. Diese 45-minütigen Episoden stehen im Streamingportal vom ZDF bereit: ab Freitag, den 28. November um 10 Uhr morgens.
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