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TV-Kritik/Review: "Gefährliche Liebschaften": Mehr "Bridgerton" als Oscar-Aspirant
(06.11.2022)
Beim jüngst umgetauften Streaming Anbieter Lionsgate+ (ehemals Starzplay), startet am heutigen Sonntag (6. November 2022) die nun schon elfte Adaption des Romans Les Liaisons dangereuses
von Pierre Choderlos de Laclos. Die zunächst achtteilige Auftaktstaffel von
Die Serie beginnt mit der schier unzerstörbaren Liebe des Paares Camille (Alice Englert) und Pascal (Nicholas Denton), einer Prostituierten und eines Kartographen. Camille, der ihr Beruf immer mehr Schwierigkeiten bereitet, möchte gemeinsam mit ihrer Zofe Victoire aus dem Freudenhaus fliehen und plant mit Pascal ihre Flucht - der möchte sie angeblich heiraten. Pascal ist jedoch, wider seines Anscheins Camille gegenüber, ein intriganter Gigolo, der sich durch die edle Pariser Damenwelt schläft und dabei nicht vor Erpressung halt macht. Seine aktuelle Fehde hat er mit der Marquise de Merteuil, die sich ihre an Pascal (mit Nachnamen übrigens Valmont) geschriebenen Liebesbriefe zurückerobern möchte.
Diese Briefe gelangen wiederum durch die unbemerkte Arbeit der Zofe Victoire (Kosar Ali) in die Hände Camilles, die fortan ihrem Liebhaber, der zu dem verabredeten Treffpunkt zur Flucht nicht erschien, ewigen Krieg schwört. Es ist nun Camille, die sich zur Marquise aufmacht und diese, unter Vorhaltung der Briefe, bewegt ihr zu helfen, in die obere Gesellschaft von Paris einzusteigen. Die Marquise lehrt ihr das Ränkespiel, wie mit den Waffen der Frauen umzugehen ist und, dass das größte Ziel sein soll, die Überlegenheit des weiblichen Geschlechts zu demonstrieren. Männer sind, und schon immer gewesen, Schweine.
Was "Gefährliche Liebschaften" anders macht als seine literarische Vorlage, ist die Erweiterung des zuvor eher subtil gehaltenen Klassenkampfes als primäres Sujet. Geht es den Protagonisten zwar um eine intrigante und listige Manövrierung durch die Bettkästen des Rokokos, sind vor allem Camilles Geschichte als Prostituierte und schwer erziehbares Kind von Belang. Dadurch verliert die Serie leider etwas an Zugkraft, hat Autorin Harriet Warner doch reichlich Mühe, die verschiedenen Fäden zu exponieren, weshalb es schon drei Folgen braucht, dass mal wirklich Leben in die Pariser Stadtpalais' kommt.
Nicht zuletzt resultiert diese Langeweile auch aus den steifen darstellerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Die Nebenrollen hingegen sind mit Lesley Manville, Michael McElhatton, Carice van Houten und Hakeem Kae-Kazim bestens besetzt. Ansonsten bleiben die Libertines in ihren lüsternen Laken doch recht fad. Erotik ist hier genauso Mangelware wie Suspense. Das Schöne an Stephen Frears' Verfilmung aus den 80ern waren knackige zwei Stunden voller Bissigkeit und Tragik. Hier sind das leider acht einstündige Episoden. Da braucht man Sitzfleisch und viel Interesse.
Technisch lässt die Serie nur in den animierten Panoramen von Paris zu wünschen übrig. Ansonsten ist das Szenebild in den Innenräumen detailreich und die Kostüme der Epoche entsprechend pompös. Die Regisseurin Leonora Lonsdale setzt ihre Sets gekonnt in Szene, durch den Einsatz eher natürlicher Farben macht sie das Paris am Vorabend der Revolution plastisch und komponiert ein, teilweise historisch inkorrektes, unterhaltsames Sittenbild der Pariser Oberschicht.
Wer genau danach sucht und eine Lücke für Netflix-Formate wie
Diese Rezension basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden der Serie "Gefährliche Liebschaften".
"Gefährliche Liebschaften" wird seit dem 6. November auf Lionsgate+ veröffentlicht, wöchentlich bis zum 25. Dezember kommt eine neue Episode. In den USA läuft die Serie bei der Unternehmensschwester Starz, wo bereits eine zweite Staffel bestellt wurde.
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