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TV-Kritik/Review: "KRANK Berlin": Deutsche Notaufnahmeserie in bester "ER"-Tradition

Dramaserie von Apple und ZDFneo voller Dynamik und Stilwillen
Haley Louise Jones als Dr. Parker in "KRANK Berlin"
Beta Film/Stephan Rabold
TV-Kritik/Review: "KRANK Berlin": Deutsche Notaufnahmeserie in bester "ER"-Tradition/Beta Film/Stephan Rabold

Ein halbwegs junger Mann wankt morgens aus dem Club, sein Kopf dröhnt mindestens so stark wie die Techno-Musik. Seine Umgebung nimmt er nur noch verschwommen wahr. Er stolpert auf die Straße, läuft vor ein Auto, rafft sich wieder auf. Fährt, halb einschlafend, im Taxi zum Krankenhaus. Taumelt in die Notaufnahme. Aber nicht, um sich dort behandeln zu lassen, sondern um seine Schicht anzutreten. Denn Ben Weber (Slavko Popadic) ist Notfallmediziner. Auf dem Gang rettet er noch schnell einen wartenden Patienten, dann bricht er auf dem Boden zusammen. Über das ganze Bild wird der Titelschriftzug eingeblendet:  "KRANK Berlin".

Allein diese Anfangssequenz der Auftaktfolge zeigt schon mehr originelle Bildeinfälle und Stilwillen als alle deutschen Krankenhausserien der vergangenen Jahrzehnte zusammen. Die Szenenfolge mit ihren verschwommenen Bildern und wackliger Kamera setzt den Ton für die acht Episoden der ersten Staffel. Sie signalisiert, dass sich Viktor Jakovleski und Samuel Jefferson für ihr Projekt offensichtlich etwas vorgenommen haben, dass sie sich eher an US-Vorbildern wie  "Emergency Room" orientiert haben statt an schnarchigen Arztserien aus dem deutschen Fernsehen. Dafür spricht auch, dass Jefferson ähnlich wie "ER"-Erfinder Michael Crichton selbst als Notaufnahmearzt gearbeitet hat. Entwickelt ursprünglich für Sky, bevor der Bezahlsender schlagartig alle seine Serieneigenproduktionen stoppte, erlebt die Serie jetzt ihre Premiere bei Apple TV+, bevor sie später auch linear bei ZDFneo zu sehen sein wird.

Am Morgen, als Dr. Weber mal wieder nach einer berauschten Nacht in die Notaufnahme kommt, beginnt auch der erste Arbeitstag der neuen Chefärztin. Dr. Suzanna Parker (Haley Louise Jones) hat alle Brücken in München hinter sich abgebrochen und ist nach Berlin gezogen, um neu zu beginnen. Den Job als Leiterin der Ambulanz an der Neuköllner Klinik wollte sonst niemand haben, wie ihr der Klinikchef Steffen Beck (herrlich sarkastisch: Peter Lohmeyer) zwischen Tür und Angel eröffnet. Er selbst würde die unrentable Abteilung am liebsten loswerden, denn Geld verdienen könne man damit eh nicht. Die erste Schicht dort entwickelt sich für die motiviert gestartete junge Ärztin schnell zum Albtraum: Die Assistenzärztin Emina Ertan (Şafak Şengül) stellt ihre Autorität offen infrage, Organisation und Ausstattung entpuppen sich als chaotisch und eine Simulantin, die Parker nach Hause schickt, springt kurz darauf vom Dach direkt ins Fenster eines Rettungswagens.

Ungleiche Kollegen: Dr. Suzanna Parker (Haley Louise Jones) und Dr. Ben Weber (Slavko Popadic)
Ungleiche Kollegen: Dr. Suzanna Parker (Haley Louise Jones) und Dr. Ben Weber (Slavko Popadic) Apple TV+

Wie Parker und ihre neuen KollegInnen doch lernen, sich zusammenzureißen, wie sie versucht, gegen deren Widerstände ein Mindestmaß an Organisation einzuführen, wie der harte Arbeitsalltag aber auch die neue Chefärztin verändert, davon erzählt die erste Staffel. Dazu kommt das genretypische Kommen und Gehen Dutzender PatientInnen, von denen manche nur ein kurzes Schlaglicht bilden, während andere über mehrere Episoden einen eigenen Storybogen bekommen. Da ist zum Beispiel das mittelalte schwule Paar, von denen der eine als Travestiekünstler arbeitet. Eigentlich musste nur sein akuter Nierenstein behandelt werden, aber auf Becks Druck hin überredet ihn Parker präventiv zu einer Entfernung der Gallenblase (was der Klinik gutes Geld bringt) - mit verheerenden Folgen.

Mit zunehmender Laufzeit erfahren wir auch mehr über das Personal. Dr. Weber ist praktisch das Berliner Pendant zu George Clooneys Dr. Ross aus den frühen "ER"-Staffeln. Während der dem übertriebenen Alkoholkonsum zuneigte (die Parallelen zwischen den beiden Pilotfolgen sind hier offensichtlich), müssen es bei Weber gleich Opiate sein - als Klinikarzt sitzt er hier quasi an der Quelle. Extrem unrealistisch wirkt allerdings, dass er sich anfangs ohne jegliche Kontrolle frei am Opiateschrank bedienen kann. Während er immer stärkere Probleme bekommt, seine Sucht unter Kontrolle zu halten, behandelt er auch noch heimlich Migranten ohne Papiere auf dem Parkplatz.

Lässt sich auch von der neuen Chefin (l.) wenig sagen: Dr. Emina Ertan (Safak Sengül, r.)
Lässt sich auch von der neuen Chefin (l.) wenig sagen: Dr. Emina Ertan (Safak Sengül, r.) Apple TV+

Die betont taffe Dr. Ertan versucht, sich von ihrer türkischstämmigen Familie abzugrenzen, hat aber auch ein Auge auf die neue Rettungssanitäterin Olivia (Samirah Breuer) geworfen. Die wiederum kabbelt sich unaufhörlich mit ihrem älteren Kollegen Olaf (Bernhard Schütz), einem abgebrühten Veteranen, der schon alles gesehen hat. Der joviale Assistenzarzt Domink Kohn (Aram Tafreshian) wiederum neigt dazu, in Stresssituationen zu versagen und seine Fehler zu vertuschen.

Wie in US-amerikanischen Vorbildern sind die Figuren hier also keine Halbgötter in Weiß, sondern überarbeitete, fehlbare Menschen, die versuchen, im völlig überlasteten Gesundheitssystem einer Großstadt nicht unterzugehen. Dabei lernen wir sie fast ausschließlich bei ihrer Arbeit kennen, ausufernde Szenen aus ihrem Privatleben spart sich die Serie (auch wenn sie nicht ganz ohne unrealistischen Sex am Arbeitsplatz auskommt). Glaubwürdig werden sie durch die durchweg tollen SchauspielerInnen. Hervorzuheben sind besonders Jones als ebenso professionelle wie emotionale Ärztin, aber auch Bernhard Schütz, den man aus unzähligen Nebenrollen - meist in Anzug und Krawatte - kennt, und der hier in einer ganz anderen Rolle endlich einmal zeigen kann, was er draufhat. Überhaupt bringt die Involvierung der beiden Rettungskräfte einen interessanten anderen Blickwinkel ein, der in Klinikserien eher selten eingenommen wird. Zu kurz kommt allerdings das Pflegepersonal.

Notruf ins Nirgendwo: die Rettungssanis Olivia (Samirah Breuer) und Olaf (Bernhard Schütz) suchen ihren nächsten Patienten
Notruf ins Nirgendwo: die Rettungssanis Olivia (Samirah Breuer) und Olaf (Bernhard Schütz) suchen ihren nächsten Patienten Apple TV+

Was die Serie deutlich von den meisten Genrebeiträgen abhebt, ist aber ihre dynamische Erzählweise und Inszenierung (Regie: Fabian Möhrke und Alex Schaad). Vergleichbar mit "ER" und gefühlt dreimal so schnell wie in Noah Wyles neuer Notaufnahme-Serie  "The Pitt" ist das Tempo der sich oftmals überschlagenden Ereignisse und die Schlagzahl der PatientInnen, die durch die dunklen Gänge und Behandlungsräume im KRANK (die Abkürzung steht übrigens schlicht für KRAnkenhaus NeuKölln) geschleust werden. Originelle Bildgestaltung und Einsatz von Musik unterstützen diese Dynamik, die uns als Zuschauende unmittelbar ins Geschehen hineinzieht.

Bei soviel Spannung, Dramatik und Emotionalität, perfekt inszeniert und kunstvoll gefilmt, verzeiht man auch die eine oder andere überzogene Handlungsentwicklung. Einen so "kaputten" Arzt wie Ben Weber findet man vermutlich in keiner deutschen Notaufnahme. Als Sinnbild für das kaputt gesparte Gesundheitssystem erreicht diese Figur aber fast eine Art von höherem Realismus. Die zweite Staffel darf gerne kommen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "KRANK Berlin".

Meine Wertung: 4.5/5

Die ersten beiden Episoden der achtteiligen Staffel starten am 26. Februar auf Apple TV+, die weiteren folgen dann jeweils mittwochs. Später soll die Staffel auch in ZDFneo zu sehen sein.



 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Sentinel2003 schrieb am 26.02.2025, 13.43 Uhr:
    Tja, nun "In aller Freundschaft" geht es eben mehrheitlich fast NUR um Liebe und Freundschaft...:-) :-) :-)
    Wie wäre es denn mal mit einen Cross Over der scharchigen Serien "In aller Freundschaft" und "Grey's Anatomy".....:-) :-) :-)