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TV-Kritik/Review: "KRANK Berlin": Deutsche Notaufnahmeserie in bester "ER"-Tradition

(25.02.2025)

Ein halbwegs junger Mann wankt morgens aus dem Club, sein Kopf dröhnt mindestens so stark wie die Techno-Musik. Seine Umgebung nimmt er nur noch verschwommen wahr. Er stolpert auf die Straße, läuft vor ein Auto, rafft sich wieder auf. Fährt, halb einschlafend, im Taxi zum Krankenhaus. Taumelt in die Notaufnahme. Aber nicht, um sich dort behandeln zu lassen, sondern um seine Schicht anzutreten. Denn Ben Weber (Slavko Popadic) ist Notfallmediziner. Auf dem Gang rettet er noch schnell einen wartenden Patienten, dann bricht er auf dem Boden zusammen. Über das ganze Bild wird der Titelschriftzug eingeblendet:
Allein diese Anfangssequenz der Auftaktfolge zeigt schon mehr originelle Bildeinfälle und Stilwillen als alle deutschen Krankenhausserien der vergangenen Jahrzehnte zusammen. Die Szenenfolge mit ihren verschwommenen Bildern und wackliger Kamera setzt den Ton für die acht Episoden der ersten Staffel. Sie signalisiert, dass sich Viktor Jakovleski und Samuel Jefferson für ihr Projekt offensichtlich etwas vorgenommen haben, dass sie sich eher an US-Vorbildern wie

Wie Parker und ihre neuen KollegInnen doch lernen, sich zusammenzureißen, wie sie versucht, gegen deren Widerstände ein Mindestmaß an Organisation einzuführen, wie der harte Arbeitsalltag aber auch die neue Chefärztin verändert, davon erzählt die erste Staffel. Dazu kommt das genretypische Kommen und Gehen Dutzender PatientInnen, von denen manche nur ein kurzes Schlaglicht bilden, während andere über mehrere Episoden einen eigenen Storybogen bekommen. Da ist zum Beispiel das mittelalte schwule Paar, von denen der eine als Travestiekünstler arbeitet. Eigentlich musste nur sein akuter Nierenstein behandelt werden, aber auf Becks Druck hin überredet ihn Parker präventiv zu einer Entfernung der Gallenblase (was der Klinik gutes Geld bringt) - mit verheerenden Folgen.
Mit zunehmender Laufzeit erfahren wir auch mehr über das Personal. Dr. Weber ist praktisch das Berliner Pendant zu George Clooneys Dr. Ross aus den frühen "ER"-Staffeln. Während der dem übertriebenen Alkoholkonsum zuneigte (die Parallelen zwischen den beiden Pilotfolgen sind hier offensichtlich), müssen es bei Weber gleich Opiate sein - als Klinikarzt sitzt er hier quasi an der Quelle. Extrem unrealistisch wirkt allerdings, dass er sich anfangs ohne jegliche Kontrolle frei am Opiateschrank bedienen kann. Während er immer stärkere Probleme bekommt, seine Sucht unter Kontrolle zu halten, behandelt er auch noch heimlich Migranten ohne Papiere auf dem Parkplatz.

Die betont taffe Dr. Ertan versucht, sich von ihrer türkischstämmigen Familie abzugrenzen, hat aber auch ein Auge auf die neue Rettungssanitäterin Olivia (Samirah Breuer) geworfen. Die wiederum kabbelt sich unaufhörlich mit ihrem älteren Kollegen Olaf (Bernhard Schütz), einem abgebrühten Veteranen, der schon alles gesehen hat. Der joviale Assistenzarzt Domink Kohn (Aram Tafreshian) wiederum neigt dazu, in Stresssituationen zu versagen und seine Fehler zu vertuschen.
Wie in US-amerikanischen Vorbildern sind die Figuren hier also keine Halbgötter in Weiß, sondern überarbeitete, fehlbare Menschen, die versuchen, im völlig überlasteten Gesundheitssystem einer Großstadt nicht unterzugehen. Dabei lernen wir sie fast ausschließlich bei ihrer Arbeit kennen, ausufernde Szenen aus ihrem Privatleben spart sich die Serie (auch wenn sie nicht ganz ohne unrealistischen Sex am Arbeitsplatz auskommt). Glaubwürdig werden sie durch die durchweg tollen SchauspielerInnen. Hervorzuheben sind besonders Jones als ebenso professionelle wie emotionale Ärztin, aber auch Bernhard Schütz, den man aus unzähligen Nebenrollen - meist in Anzug und Krawatte - kennt, und der hier in einer ganz anderen Rolle endlich einmal zeigen kann, was er draufhat. Überhaupt bringt die Involvierung der beiden Rettungskräfte einen interessanten anderen Blickwinkel ein, der in Klinikserien eher selten eingenommen wird. Zu kurz kommt allerdings das Pflegepersonal.

Was die Serie deutlich von den meisten Genrebeiträgen abhebt, ist aber ihre dynamische Erzählweise und Inszenierung (Regie: Fabian Möhrke und Alex Schaad). Vergleichbar mit "ER" und gefühlt dreimal so schnell wie in Noah Wyles neuer Notaufnahme-Serie
Bei soviel Spannung, Dramatik und Emotionalität, perfekt inszeniert und kunstvoll gefilmt, verzeiht man auch die eine oder andere überzogene Handlungsentwicklung. Einen so "kaputten" Arzt wie Ben Weber findet man vermutlich in keiner deutschen Notaufnahme. Als Sinnbild für das kaputt gesparte Gesundheitssystem erreicht diese Figur aber fast eine Art von höherem Realismus. Die zweite Staffel darf gerne kommen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "KRANK Berlin".
Die ersten beiden Episoden der achtteiligen Staffel starten am 26. Februar auf Apple TV+, die weiteren folgen dann jeweils mittwochs. Später soll die Staffel auch in ZDFneo zu sehen sein.
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