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TV-Kritik/Review: Neue Böhmermann-Show "ZDF Magazin Royale": Straffer, erwachsener - aber auch lustiger?
(06.11.2020)
Jan Böhmermann ist zurück. Nachdem der Satiriker im Dezember 2019 das
Am 6. November ging nun das von vielen mit Spannung erwartete
Das "ZDF Magazin Royale" wird als konsequente Weiterentwicklung von Böhmermanns früherer Sendung beschrieben. Weiterhin wird die Show im altbekannten Studio König in Köln-Ehrenfeld produziert. Allerdings gab es hinter den Kulissen eine Veränderung: Die Produktionsfirma bildundtonfabrik, mit der Böhmermann viele Jahre zusammengearbeitet hat, stellt lediglich das Studio zur Verfügung, zeichnet jedoch nicht mehr für den Inhalt verantwortlich. Stattdessen steht nun Ufe (Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld) hinter der Sendung, eine neu gegründete Firma der ZDF-Tochter Gruppe 5 und Jan Böhmermann.
Nach einem kurzen Vorabclip, indem alte Bekannte wie Vera Int-Veen, Heinz-Christian Strache oder Christian Lindner "liebe Grüße" zum Start senden, meldet sich der Moderator zur Stelle. Mein Name ist Jan Böhmermann. Ich bin 26 Jahre alt. Ich bin der einzige Twen im Zweiten. Ich bringe Sie ab sofort jeden Freitag nach der 'heute-show' ins Bett.
Im Vergleich zum Vorgänger kommt das "ZDF Magazin Royale" deutlich konzentrierter und minimalistischer daher. So verzichtet Jan Böhmermann nicht nur (Corona-bedingt) auf Studiopublikum, sondern auch auf einen Stand-up-Monolog. Stattdessen sitzt er die gesamte Sendung über am Schreibtisch. Als spärliche Kulisse dient eine nächtliche Städte-Peripherie im Hintergrund, was wiederum an klassische Late-Night-Shows erinnert. Im ersten Teil spricht Böhmermann in einer Schalte mit einem ehemaligen Star des Kinderfernsehens, der sich inzwischen als großer Verschwörungstheoretiker geoutet hat: Spencer aus
Anschließend folgt eine fast 20-minütige Abhandlung rund um das große Thema Verschwörung. Böhmermann eröffnete in den vergangenen Tagen einen Channel beim umstrittenen Messengerdienst Telegram, um die Verschwörerungstheoretiker zu verwirren, die sich dort vermehrt aufhalten. In seinem ausufernden und leider wenig lustigen Monolog landet Böhmermann bei Superreichen wie Bill Gates, Jeff Bezos und Michael Stoschek. Die Pointe des Ganzen: Die ungleiche Verteilung von Geld und Gütern in der Welt ist eines der größten Menschheitsprobleme der Gegenwart.
Es gebe letztendlich gar keine Verschwörung. Es läuft sowieso alles zugunsten weniger - und für den Rest den Bach runter.
Mehrwert oder Gagdichte der ganzen Geschichte? Eher solala.
Die neue Sendung erinnert an US-Vorbilder wie
Ein Erkenntnisgewinn für die Zuschauer soll auch das erklärte Ziel der Sendung sein. Verschiedene Schwerpunktthemen sollen journalistisch fundiert und in gewohnt spitzer Manier
(so der ZDF-Promotext) auseinandergenommen werden. Monothematische Erklärstücke und Aufdeck-Storys soll es künftig regelmäßig geben. Die Kehrseite davon ist, dass solche Ausführungen schnell den Charakter eines Erklärbärs mit erhobenem Zeigefinger bekommen können. Bei der vor einer Woche gestarteten Show
Vom alten "Neo Magazin Royale" übrig geblieben ist das Rundfunktanzorchester Ehrenfeld, das weiterhin für die musikalische Untermaltung sorgt - allerdings vorerst im Distanz-Modus per Video-Konferenz. Das große Finale bildet ein Musikvideo, in dem das Rundfunktanzorchester Ehrenfeld mit H.P. Baxxter den neuen Scooter-Hit "FCK 2020" intoniert. Dies wirkt im Vergleich zur restlichen Sendung fast schon wie ein Stilbruch. Auf einen Talkgast wird völlig verzichtet und vom früheren Team um Florentin Will, Larissa Rieß, Max Bierhals, Giulia Becker und Sophie Passmann ist zumindest in der Premiere niemand zu sehen - es taucht auch keiner dieser Namen im Abspann auf.
Aus der großen Late-Night-Sause ist ein satirisches Recherchemagazin geworden. Von dem klamaukigen Humoranteil aus "Neo Magazin"-Zeiten, als Böhmermann vorrangig Juxraketen für die Twitter-Bubble zündete, ist zumindest in der ersten Sendung kaum noch etwas übrig. Das ist nicht unbedingt überraschend. Mit dem Wechsel ins ZDF-Hauptprogramm will Böhmermann offenbar massentauglicher und erwachsener daherkommen. Vermutlich wollte er auch schlichtweg etwas raus aus der Rolle des Spaßmachers für ein studentisches Nerd-Publikum. Die Zeiten des Hashtags der Woche sind vorbei.
Insgesamt lieferte Böhmermann eine solide Premiere ab, doch nachhaltig in Erinnerung bleiben wird davon nichts. Große Überraschungen oder gar ein Coup à la Varoufake oder Verafake blieben aus. Aber das kann in den nächsten Wochen und Monaten ja noch kommen. Die größte Überraschung war wohl, dass der die gesamte Sendung über Wein trinkende Böhmermann kein einziges Wort über das Thema verlor, das derzeit die ganze Welt bewegt: Die US-Präsidentschaftswahl.
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