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TV-Kritik/Review: "Tulsa King": Sylvester Stallone übertrifft sich in erster Serien-Hauptrolle selbst
(03.12.2022)

Wer hätte gedacht, dass Sylvester Stallone einmal zu denen gehören wird, die mit Worten mehr erreichen als mit ihrem rechten Haken? Auch Starke werden alt, wie auch starke Zeiten altern.
Dabei ist Nostalgie, wenn sie denn politisch ist, oft als langweilig abgetan, als konservativ und traditionalistisch. Doch ist Nostalgie gerade dazu gut, sich zu besinnen, auf das, was in stürmischen Zeiten die See beruhigt. Und das Flaggschiff Kino steckt derzeit leider in keinem guten Fahrwasser. Nicht nur, weil es den großen Saal verlassen und in die Wohnzimmer geschafft hat, sondern vor allem, weil es das geworden ist, was es nie sein wollte: Mundgerecht. Roger Willemsen sprach von Kunst als Überforderung. Mittlerweile ist das geforderte nur noch die Netzhaut.
Er sprach auch vom Fernsehen als Unterforderung. Das war aber noch in Zeiten, in denen selbst die Kandidaten
Einer dieser Väter ist Sylvester Stallone. Ob Fan oder nicht, diesem Mann muss man zugutehalten, dass er nicht bloß das amerikanische Kino geprägt hat, sondern die Popkultur gleich mit. Zugegeben, auch Stallone konnte es nie bei einem Film belassen und auch er erkannte das Potenzial serieller Ausschlachtung. Mit "Tulsa King" hat er nun seine erste Serienhauptrolle, die gleichsam seine feierlich letzte sein könnte! Denn was braucht eine Kultfigur mehr, als einen guten Abgang?

So begegnen wir Stallone erstmal nur phonetisch. Seine Stimme kommentiert das gezeigte. Ein Gefängnis, eine Gefängniszelle, darin ein Stapel Weltliteratur und schließlich, der Gefangene. Mit weißem Bart und zerfurchtem Gesicht, von Sonnenstrahlen geblendet, wartet Dwight Manfredi auf seine letzten Tage - in Freiheit. 25 Jahre saß der Mafiosi hinter Gitter, hat ehrbar seinen Mund gehalten und die Familie beschützt. Vin Diesel wäre stolz. Nun, nach einem viertel Jahrhundert wieder auf die Menschheit losgelassen, wird erst einmal Manfredi von ihr überrumpelt.
Gleich in den ersten Minuten wird mit einfachsten Mitteln filmischer Erzählkunst Exposition gemacht, die gleich Komödie, Tragödie und Hommage ist. Manfredi sitzt im Auto und beobachtet, was aus seiner Welt geworden ist. Neugierig blickt er von links nach rechts, sieht Menschen mit Smartphones und VR-Brillen. Wenn er nach oben blickt, spiegeln sich die neuen New Yorker Wolkenkratzer auf der Fensterscheibe. Doch er ist nicht traurig, weil nostalgisch, sondern lacht vielmehr in sich hinein.
Das Lachen vergeht ihm jedoch, als er seinen alten Partner besucht. Das alte Geschäft wurde de facto vom "Sohn" übernommen, Vertrauen muss sich Dwight erstmal verdienen. Dass die Wachleute hinter seinem Rücken stehen bleiben, liefert schon den ersten humoristischen Konflikt der Serie und stellt Stallone in die Tradition eines Brandos, De Niros oder Pescis. Der alte Charme des Gangster-Kinos, den
Dieser muss, entgegen seiner Erwartungen, ins provinzielle Tulsa in Oklahoma reisen. Dort soll er der Familie zu neuen Geschäften verhelfen und die anderen, ironischer Weise gar nicht vorhandenen, Mafiafamilien vertreiben. Dass Manfredi darüber nicht erfreut ist, macht er mit einem Kinnhaken am Neffen des Mafiosos deutlich. Dass der Schlag reinste Sahne war, überrascht nicht gerade.

In Tulsa ist nun der andere Autor dieser Serie in seinem Element. Taylor Sheridan (Old, not obsolete
, wie Schwarzenegger sagen würde. In "Tulsa King" findet das amerikanische Kino zu einer Oberfläche, die fern von Themenparks und Unterforderung liegt. Sie findet sich darin wieder, was Sehnsüchte auslöst. Weite Straßen, neblige Wüsten, verstaubte Motels, urige Bars und Städte, die einem zu Füßen liegen können.
Stallone blickt über Tulsa und weiß, dass es ihm gehören wird. Weil es überschaubar bleibt. In einem Land, in dem alles zu groß erscheint, ist selbst ein breit gebauter Stallone überfordert. Nach den Regeln der Gangster kann er Spielen; er kann einschüchtern, er kann erpressen, kann draufhauen. Sentimentalität liegt ihm bloß in der Einsamkeit. Wenn er seine Tochter anruft, will die nichts von ihm wissen. Die zweite Episode endet mit einem Dwight Manfredi im Zentrum des Universums. So nennen die Einwohner Tulsas einen öffentlichen Platz, in dessen Mitte man von niemanden gehört wird - schreit man noch so laut. Manfredi betrauert den Grund seiner Einsamkeit. Sein Unvermögen und seine Angst vor Auseinandersetzung. Zu den verschwommenen Lichtern in der Abenddämmerung gesellen sich kleine Tränen. Manfredi gesteht, er ließ seine Tochter ihn nicht mehr im Gefängnis besuchen, weil er sich schützen wollte - und nicht sie. Weil er überfordert war - und es immer noch ist.

Um Willemsen noch einmal aufzugreifen: Wenn Überforderung Kunst ist, so scheint ein überforderndes Leben durchaus künstlerischen Anspruch zu haben. "Tulsa King" ist die Geschichte über einen Monarchen, der zwar physische Imperien erobern, doch die inneren, hohen Türme nicht vorm Einstürzen bewahren kann. Sylvester Stallone gelingt dank Sheridan und Winter ein wunderschönes Stück Charakterstudie, das immerwährend Allegorie bleibt. Politisch wie poetisch beleben sie die seelischen Canyons amerikanischer (Kult-)Figuren und geben im Kleinen Ausblick auf das, was hoffentlich bald schon den Weg zur großen Leinwand (wieder-)finden wird.
Diese Rezension basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Tulsa King".
"Tulsa King" wird in den USA seit Mitte November auf dem Streaming-Dienst Paramount+ veröffentlicht - dank guter Abrufzahlen wurde die Serie bereits frühzeitig verlängert. Die Serie ist auch in Deutschland beim Streaming-Dienst Paramount+ angekündigt, der hierzulande am 8. Dezember startet. Ein konkretes Veröffentlichungsdatum für "Tulsa King" gibt es aber noch nicht.
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