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Ausnahme-Produzent Steven Bochco mit 74 Jahren verstorben

von Bernd Krannich in Vermischtes
(02.04.2018, 07.47 Uhr)
Mit "Polizeirevier Hill Street" und "NYPD Blue" revolutionierte er die Serienwelt
Steven Bochco
ABC 1997
Ausnahme-Produzent Steven Bochco mit 74 Jahren verstorben/ABC 1997

Hollywood betrauert Steven Bochco. Der Ausnahme-TV-Produzent ist im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung verstorben - er hatte bereits seit mehreren Jahren mit der Krankheit gekämpft. Mit den von ihm produzierten Erfolgsserien wie  "Polizeirevier Hill Street" ("Hill Street Blues"),  "L.A. Law" und  "New York Cops - N.Y.P.D. Blue" hatte er maßgeblich dazu beigetragen, die Erzählweise klassischer Procedurals zu modernisieren und den "Fällen der Wochen" auch Handlungsbögen hinzuzufügen, die den Protagonisten Charaktertiefe verliehen.

Damit half Bochco dabei, komplexe Charaktere als Hauptfiguren in TV-Serien zu etablieren. Das führte parallel dazu, dass die Rolle der Autoren und Showrunner in der Serienproduktion hervorgehoben wurde. Mit seiner Arbeit bei den Broadcast Networks, den auf ein Massenpublikum ausgerichteten US-Sendern, ebnete er den Weg für den Durchbruch der Kabelsender, die die angestoßenen erzählerischen Entwicklungen abseits der Aufsicht der Rundfunkbehörde FCC noch weiterführen konnten.

Geboren in New York City besuchte Bochco die NYU und machte seinen Abschluss in Theaterwissenschaften. Nach dem Studium fand er Anstellung beim Studio Universal, wo er für Serien wie  "Der Chef" und  "Columbo" schrieb. Zwischen 1969 und 1978 entwickelte er mehrere Serien für das Studio, von denen  "The Bold Ones: The New Doctors" mit 45 Folgen die mit Abstand erfolgreichste blieb.

1979 wechselte Bochco nach zwölf Jahren den Arbeitgeber, kam zu MTM Enterprises und konnte sich dort nach und nach neue kreative Freiheiten erstreiten. In seiner ersten Serie dort, dem Polizei-Drama  "Captain Paris", spielte James Earl Jones die Titelrolle des Detective Capt. Woodrow 'Woody' Paris.

1981 folgte der große Durchbruch von Bochco mit "Polizeirevier Hill Street", der Geschichte der Polizisten eines Polizeireviers. Gleich im Auftaktjahr wurde die Serie mit acht Emmys ausgezeichnet, wovon Bochco zwei einstreichen konnte: Als Produzent der besten Drama-Serie und als Co-Autor des Serienpiloten. In seiner Karriere sollten acht weitere Auszeichnungen der amerikanischen TV-Akademie folgen sowie zahllose Nominierungen - insgesamt brachte es alleine "Polizeirevier Hill Street" in seinen sieben Staffeln auf 98 Nominierungen.

Mit der Serie revolutionierte Bochco die Darstellungsweise bisheriger Polizei-Serien. Wie Deadline herausstellt, wurden die Polizisten in diesen als gradlinige Helden im Auftrag der Verbrechensbekämpfung dargestellt, während Bochco sie als Menschen mit zahlreichen persönlichen Fehlern zeichnete. Das führte auch dazu, dass in "Polizeirevier Hill Street" die Handlungen einer Polizeiserie erstmalig begannen, episodenübergreifend zu werden. Auch das ist eine Entwicklung, die die Grundlagen für das moderne "goldene" TV-Zeitalter gelegt hat.

Gleichzeitig fiel "Polizeirevier Hill Street" in eine Zeit, in der Fernsehproduktionen cinematischer wurden - ab 1978 hatte  "Dallas" mit solch einer Inszenierung das Genre der Drama-Soaps revolutioniert.

1986 startete bei NBC die zusammen mit Terry Louise Fisher entwickelte Serie "L.A. Law", die für acht Staffeln lief.

Der Erfolg von "Polizeirevier Hill Street" brachte Steve Bochco 1987 das Angebot, der Chef des Senders CBS zu werden. Bochco lehnte schließlich ab und blieb durch einen geradezu einmaligen sechsjährigen Entwicklungsvertrag über zehn Serien bei ABC der kreativen Seite des Geschäfts verbunden. Dabei versuchte Bochco, die Entwicklung von fortlaufend erzählten Serien mit dem Juristen-Drama  "Murder One" voranzutreiben - die Serie überlebte aber nur für zwei Staffeln. Sein größter Erfolg aus der Zeit wurde das zusammen mit David Milch entwickelte "N.Y.P.D. Blue", das 1993 auf den Sender kam und für zwölf Staffeln lief.

Basierend auf den Ansätzen aus "Polizeirevier Hill Street" ging diese Serie einen Schritt weiter, verschob die Sichtweise der Erzählung weiter von den Fällen der Detectives auf deren Arbeitsalltag. Dabei wurden die behandelten Themen immer "gewagter" - auch wenn sie - wie Deadline es zusammenfasst - im Vergleich zum heutigen TV fast schon wieder bieder wirken. Damals mussten die Produzenten allerdings mit den Moralwächtern des Senders verhandeln, wie weit man gehen durfte. Auf der anderen Seite am Verhandlungstisch saß der damalige ABC Senderchef, Bob Iger, mittlerweile der Boss des Disney-Konzerns. Eine späte Nachwirkung von "N.Y.P.D. Blue" war eine Untersuchung der Rundfunkaufsichtsbehörde FCC, da eine Episode der Serie, in der Darstellerin Charlotte Ross' unbekleideter Po zu sehen war, in einigen Landesteilen eine Stunde früher ausgestrahlt worden war und somit gegen die TV-Standards für terrestrischen Rundfunk verstoßen hatte (ähnlich, wie in Deutschland die FSK-Freigaben nach Uhrzeiten gestaffelt sind). Nach jahrelangem Rechtsstreit wurde die ursprünglich verhängte Strafe von 1,4 Millionen US-Dollar für mehrere ausstrahlende Lokalsender schließlich von einem Berufungsgericht negiert (TV Wunschliste berichtete).

Im gleichen Jahr wie "N.Y.P.D. Blue" begann übrigens auch  "Doogie Howser, M.D.", das Bochco zusammen mit dem jungen David E. Kelley entwickelt hatte und in dem Neil Patrick Harris ein als Arzt arbeitendes junges Genie darstellt.

Weitere Serienprojekte Bochcos im neuen Jahrtausend waren das Kriegsdrama  "Over There" des Kabelsenders FX sowie die Anwaltsserie  "Raising the Bar" bei TNT und zuletzt das Cop-Drama  "Murder in the First", ebenfalls bei TNT.

Steve Bochco war drei Mal verheiratet. Aus der zweiten Ehe mit Darstellerin Barbara Bosson stammen zwei Kinder - Bosson hatte unter anderem Hauptrollen in "Polizeirevier Hill Street" und "Murder One". Der zweitgeborene Sohn Jesse Bochco folgte dem Vater in den Fußspuren und wirkte teilweise an dessen Seite als Serien-Produzent und TV-Regisseur ("N.Y.P.D. Blue", "Raising the Bar", aktuell  "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.").

Zahlreiche ehemalige Kollegen, Angestellte und Vorgesetzte von Bochco würdigten dessen wegweisenden Innovationen ebenso wie den Menschen Steven Bochco. Darunter Steven Spielberg, der 1969 die von Bochco geschriebene Auftaktepisode von "Columbo" als Regisseur inszeniert hatte und seit damals mit dem Kollegen befreundet war.

Disney-Chef Iger würdigte den Verstorbenen: "Heute hat unsere Industrie einen Visionär verloren, eine kreative Macht, risikobereit, geistreich, ein Erzähler von Geschichten aus der Großstadt, der über die beeindruckende Fähigkeit verfügte zu erkennen, worauf die Welt wartete. Wir waren lange Zeit Kollegen, lange Zeit Freunde, und ich bin tief traurig."


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Leserkommentare

  • Moonlight55 schrieb am 02.04.2018, 18.17 Uhr:
    mein Beileid seiner Familie- Ich habe seine Serien immer sehr gern gesehn vor allem N.Y.P.D. Blue schade das die nirgends mehr gesendet wird auch L.A. Law war sehr gut ....
  • Thinkerbelle schrieb via tvforen.de am 02.04.2018, 15.35 Uhr:
    Ich habe Polizeirevier Hill Street geliebt. Und jahrelang auf die nächsten Folgen gewartet, die dann nie kamen.
    Und LA Law habe ich auch immer gerne gesehen. Dass die Serien so umstritten waren hab ich gar nicht mitbekommen.
    Möge er in Frieden ruhen!
  • Sir Hilary schrieb via tvforen.de am 03.04.2018, 09.05 Uhr:
    "Hill Street" gehört seit langem zu meinen absoluten Lieblingsserien . Der Grund dafür ist gerade die liebevolle Charakterzeichnung der Figuren . Wobei Bochco sich auch nicht scheute , lieb gewonnen Figuren auf Abwege zu schicken .

    Vielen Danke Steven Bochco ......
    Gruß

    Sir Hilary