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Kein Scherz: Hollywood Foreign Press Association vor Auflösung, verkauft "Golden Globe"
Umwälzungen im US-amerikanischen Awards-Business: Die bisherige Hollywood Foreign Press Association (HFPA) wird sich auflösen und hat die Marke
Die neuen Besitzer wollen vorherige wohltätige Zwecke der HFPA fortführen, letztendlich wird der traditionsreiche - und traditionell umstrittene - Kritikerpreis für Film und Fernsehen damit allerdings ein rein kommerzielles Geschäft.
Diese Neuigkeiten enthalten zahlreiche faustdicke Überraschungen - so viele, dass man versucht ist, darauf hinzuweisen, dass es sich bei dieser Meldung nicht um einen (April-)Scherz handelt.Die Hollywood Foreign Press Association
Die HFPA hatte sich 1943 gegründet und verstand sich - zumindest nach außen - als Vereinigung von "ausländischen" (bezogen auf die USA) Journalisten, die für ausländische Presseorgane über die Unterhaltungsindustrie der USA berichtete.
Obwohl die HFPA stets unter 100 Mitglieder hatte, wurden die von ihr vergebenen Golden Globes zu einem "Kritikerpreis", der weltweit Beachtung fand.
Formal war die HFPA ein non-profit, also ein "gemeinnütziger Verein" - die beträchtlichen Einnahmen vor allem aus der TV-Auswertung der Golden Globes flossen in eine Stiftung ("Hollywood Foreign Press Association Charitable Trust") für wohltätige Zwecke und nicht etwa an die Mitglieder.
Lange gab es Kritik an der HFPA wegen undurchsichtiger Mitgliederzulassung, die zahlreiche Journalisten namhafter Publikationen die Aufnahme verwehrt hatte. Daneben ließen sich die HFPA-Mitglieder im Umfeld der Globes stets hofieren - so waren spezielle Vorführungen für HFPA-Mitglieder inklusive Zugang zu den Stars von Film und Fernsehen vorgeschrieben, wenn man denn bei Globes berücksichtigt werden wollte. Moniert wurde auch die Tatsache, dass die HFPA-Mitglieder immer wieder mit hochwertigen Goodie-Bags "beschenkt" werden mussten - immer wieder fanden Branchenbeobachter die Grenzen zwischen "Geschenken" und "Bestechung"/"Nötigung" verwischt.
Das alles lief auf einen Skandal im Jahr 2021 hinaus, als bekannt wurde, dass unter den 87 wahlberechtigten HFPA-Mitgliedern kein einziger Schwarzer war - nachdem eine fehlende Berücksichtigung von schwarzen Darsteller:innen sowie Projekten von schwarzen Produzent:innen aufgefallen war.
Die HFPA gelobte Besserung, bekam aber im folgenden Jahr von der Industrie die kalte Schulter gezeigt - insbesondere wurde keine Golden-Globe-Veranstaltung im Fernsehen übertragen.
Nun hat die HFPA also beschlossen, sich in absehbarer Zukunft als Organisation aufzulösen.
HFPA vs. Dick Clark Productions
Zwischenzeitlich hatte es auch einen Streit um die Übertragung der Golden Globe Awards gegeben, die lange Jahre von der Produktionsfirma Dick Clark Productions für NBC produziert wurde.
Die HFPA und Dick Clark Productions (DCP) waren über einen merkwürdigen Vertrag verbunden, der aussagte, dass die Rechte zur Produktion und Vermarktung der Golden-Globes-Verleihung so lange bei DCP liegen würden, wie NBC die Veranstaltung ausstrahlen würde. Natürlich war es für DCP somit wichtiger, mit NBC handelseinig zu werden, als den besten Preis
für die Übertragung zu erzielen.
Während sich die HFPA von DCP als festem Produktionspartner trennen wollte, bestätigte ein Richter, dass die HFPA durch die erwähnte Klausel gebunden sei - auch, wenn die Klausel für sie klar nachteilig sei, hatte die HFPA in einen rechtsgültigen Vertrag eingewilligt.
Schöne neue Zukunft?
Heute haben nun die Besitzer von Eldridge (Todd Boehly) und Dick Clark Productions (mittlerweile Teil von Penske Media von Jay Penske; auch Deadline Hollywood, TVLine und Variety) den Erwerb der Rechte an den Golden Globes verkündet.
Die bisherigen Ressourcen der HFPA sowie die "Einkünfte" aus dem Verkauf der Globes an die neuen Eigentümer sollen demnach in die Golden Globe Foundation fließen, die die bisherige wohltätige Arbeit des Hollywood Foreign Press Association Charitable Trust fortführen wird. Ansonsten wird die Marke Golden Globes aber von den neuen Eigentümern in Zukunft kommerziell verwertet.
DCP hatte zuvor schon verkündet, dass die 81. Golden Globe Awards am 7. Januar 2024 ausgerichtet werden. Obwohl es laut Deadline bereits Verhandlungen mit verschiedenen Sendern gegeben haben soll - darunter auch NBC -, steht bisher noch kein Sendepartner fest.
Es bleibt abzuwarten, ob die Golden Globes auch als rein kommerzielle Veranstaltung ohne auch nur den Anschein von kultureller Unabhängigkeit ihren Rang in der Industrie werden halten können: Kommen auch in Zukunft noch die Stars zur Galaveranstaltung? Wie wird die Jury aussehen, die die Nominierungen und Preisträger bestimmt? Wie reagiert das Publikum auf das Prädikat Golden-Globe-Gewinner?
Bisher hatte die HFPA die Vergabe der Globes immer in den Januar - und damit im Vorfeld der ungleich bedeutenderen
Die Zukunft wird zeigen, ob die Globes die Strahlkraft der anderen großen Preise werden halten können, oder ob sie auf das Niveau der Beliebigkeit sinken werden, das andere kommerzielle Preise wie etwa die
Leserkommentare
BigApple schrieb am 13.06.2023, 19.01 Uhr:
Die Golden Globe Verleihung war im Gegensatz zu den OSCARS mehr wie eine familiäre Party, legendär der Auftritt von George Clooney, während bei den Oscars oft genug nur ideen- und endlose Namenslisten den Zuschauer langweilen.Vritra schrieb am 14.06.2023, 15.05 Uhr:
Ja, die hat mir auch immer viel mehr Spaß als die Oscars gemacht. Auch die Stimmung, reichlich alkoholgeschwängert bei den GGs, war immer toll. 😵🤪 Leider gab es die letzten Jahre in DE keine Möglichkeit mehr die Live-Übertragung der GGs ohne Pay-TV zu empfangen und die Kritik, der sich die Hollywood Foreign Press zuletzt ausgesetzt sah, war leider absolut berechtigt.Darum: Schade drum, gleichzeitig selbst schuld, dass es nun so ausgehen musste. GGs unter der Ägide eines gewinnorientierten Unternehmens werde ich nicht mehr ansehen oder geschweige denn ernst nehmen.
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