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TV-Kritik/Review: Emerald City
(30.01.2017)
Beim "Zauberer von Oz" denken die meisten vor allem an den Technicolor-Filmklassiker von 1939 und alles, was daraus bis heute Kult ist: die quietschbunten Farben und Judy Garland, die unsterblichen Songs von "Somewhere Over The Rainbow" bis "Ding Dong The Witch Is Dead", man denkt an Löwe, Blechmann, Vogelscheuche, an gute und liebe Hexen und an die gute Laune, die das alles verbreitet. Die Kinderromane von L. Frank Baum, auf denen der Film basiert, sind in deutschprachigen Ländern dagegen weit weniger bekannt als im angelsächsischen Raum, wo sie jedes Kind kennt. Nach dem ersten Buch, "The Wonderful Wizard of Oz" (erschienen 1900), schrieb Baum noch dreizehn weitere; ein ganzes Universum autorisierter wie nicht autorisierter Fortschreibungen durch andere Autoren hat sich seither hinzugesellt.
Insofern war es keine völlig abwegige Idee, dieses literarische "world building" mal wieder neu zu adaptieren. Versuche in diese Richtung gab es zwar immer wieder mal, als Mehrteiler (
Dagegen muss
Dorothy Gale ist hier kein rotwangig vor sich hin singendes Mädchen, sondern eine Krankenschwester Anfang zwanzig, gespielt von Adria Arjona, die in der zweiten
Oz präsentiert sich nun ungefähr so, als hätten die Macher die Location Scouts von "Game of Thrones", "Der Hobbit" und
Dorothys Weg ins Land mit den zwei Monden führt sie zu den Munchkins, die hier keine lustigen, singenden Zwerge sind, sondern ein indiger Stamm, der Tanzrituale veranstaltet und Dorothy einem zünftigen Waterboarding unterzieht. Statt roter Schuhe gibt es hier rubinbesetzte Handschuhe, und in Oz gibt es auch keine Yellow Brick Road, sondern einen Pfad, der aus ungezählten gelben Mohnpollen mit psychedelischer Wirkung besteht. Wer den "Zauberer von Oz" schon immer für einen ausbuchstabierten Drogentraum hielt: Hier liegt ein Erklärungsansatz.
Am Wegesrand findet Dorothy dann einen ans Kreuz getackerten Schönling (Oliver Jackson-Cohen, der Jonathan Harker aus dem kurzlebigen NBC-
Apropos fragwürdige Perücke: Eine solche (und einen lausigen Anklebebart) trägt auch
Das mit dem "Sehenlassen" ist indes das größte Problem von "Emerald City": Schaustück an Schaustück reihen Singh und sein virtuoser Stammkameramann Colin Watkinson hier aneinander, doch zu echtem Leben erwacht hier nichts. Selten hat es eine Dorothy gegeben, die einem so egal war. Nicht an Adria Arjona liegt das, sondern am leeren Zentrum dieser Figur: Dorothy handelt nie aus sich selbst heraus, sie wirkt fast passiv. Als Protagonisten annoncierte Charaktere wie Ritter Eamonn (Mido Hamada,
Schon die ersten Episoden machen jedenfalls ratlos: Wird es den Autoren noch gelingen, Interesse für diese Story zu wecken? Oder verkommt alles zum drögen Suchspiel für Oz-Anspielungsspezis? Am ehesten noch hätte D'Onofrio als Zauberer das Zeug zu einer Serienfigur aus Fleisch und Blut: Wenn er erst eine feurige Motivationsrede im Kampf gegen den faulen Zauber hält und dann im privaten Kämmerlein leeren Blickes die Perücke vom kahlen Kopf zieht, klafft momentweise ein tragischer persönlicher Abgrund auf. Doch fast scheint es so, als würden sich die Macher weniger für solche Tiefenschichten interessieren als Zuschauer mit Lust auf Neudeutungen altbekannter Geschichten.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Emerald City".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: NBC/Michael Muller
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