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Neues Kapitel im "The Quest"-Franchise kocht bewährtes Rezept noch etwas fade nach
Chaos in Belgrad, die Bibliothekare sind auf der Hut: Vikram Chamberlain (Callum McGowan, 2. v. r.), flankiert von Connor (Bluey Robinson), Lysa (Olivia Morris) und Charlie (Jessica Green, r.)
TNT
TV-Kritik/Review: "The Librarians - The Next Chapter": Schnitzeljagd auf Serbisch/TNT

Sieben Jahre nach dem Ende von  "The Quest" hat der US-Kabelsender TNT sein beliebtes "Librarians"-Franchise aus der Mottenkiste geholt - und damit den altbewährten Mix aus Abenteuer, Fantasy und Comedy reanimiert. Good clean fun also, ideal für unruhige Zeiten.  "The Librarians: The Next Chapter", wurde mit (fast) komplett neuem Cast in Serbien gedreht und kreist um einen Zeitreise-Plot. Die ersten vier Folgen wurden bereits gesendet - und wir haben sie uns angesehen.

Gestartet war das Franchise einst im Fernsehfilmformat: Dreimal begab sich der "Librarian" (damals noch im Singular) auf Abenteuerreise, um mysteriöse Artefakte aus den Händen übler Finsterlinge zu entwenden, ob am Amazonas, im Himalaya, in Afrika oder New Orleans. Gespielt wurde er, gleichermaßen charmant wie nerdig, vom Damals-noch- "Emergency Room"-Star Noah Wyle, als eine Art Westentaschen-Indiana-Jones: Sein Librarian hieß Flynn Carsen und war kein cooler Actionheld, wie ihn Harrison Ford gespielt hatte oder Richard Chamberlain in der B-Version in den  Quatermain-Filmen. Flynn Carsen war die C-Version, ein tollkühner Recke, der zur Not auch einen Helikopter fliegen konnte - dies aber nur, weil er mal ein Buch darüber gelesen hatte. Gewiss, die Filme waren (obgleich mehrfach Emmy-nominiert) immer auch etwas trashig, aber auf augenzwinkernde Weise: spaßiges, liebevoll gemachtes Abenteuer-Entertainment einer Sorte, für die es im Kino kaum mehr Platz gibt.

Die Filme funktionierten bestens und (mit-)inspirierten viel von dem, was danach kam: die "Uncharted"-Games zum Beispiel oder Serien wie  "Warehouse 13". In Deutschland liefen die Filme bei RTL unter dem Titel  "The Quest". Der originaltitelgebende "Librarian" (Bibliothekar) ist darin der unerwartet gekürte Leiter einer geheimen, interdimensionalen Bibliothek, die es schon seit Jahrtausenden gibt und die auf Erden nur durch wenige "Annexe" betreten werden kann. Aufbewahrt werden in ihr die wichtigsten Schätze der Menschheitsgeschichte, vom Schwert Excalibur über die Bundeslade bis zur echten Mona Lisa (die Version im Louvre ist nämlich, erfuhren wir, nur eine Kopie).

Bibliothekare bei der Arbeit: heimelige Beleuchtung im Belgrader Library-Annex
Bibliothekare bei der Arbeit: heimelige Beleuchtung im Belgrader Library-AnnexTNT

Auf dieser Mythologiebasis spielte sich dann auch die "The Quest"-Serie ab, die TNT von 2014 bis 2018 ausstrahlte; in Deutschland lief sie bei RTL Zwei. Mit der Serie zog der Plural ein: The Librarians. Dem einzelnen Librarian Flynn Carsen folgte ein Team von vier Librarians mit geteilten Aufgaben: eine kampferprobte Agentin, eine synästhetisch begabte Mathematikerin, ein IT-Tausendsassa sowie, als neuerlicher Indiana-Jones-Wiedergänger, der rauflustige Intelligenzbolzen Jacob Stone. Ausgerüstet und gecoacht wurde das Team von Jenkins, dem caretaker der Bibliothek. Flynn, der vorherige Librarian, kam in den vier Staffeln übrigens weiterhin vor, ebenso die früheren Mentorenfiguren Judson und Charlene.

Man muss diese Dinge nicht wissen, um am "Next Chapter" Freude haben zu können, sie sind der Erwähnung aber wert. Denn das Franchise konstruiert ein shared universe: Die alten Figuren und deren Handlungen bleiben Teil der Story und werden von den neuen Figuren auch erwähnt. Es besteht die Möglichkeit, dass sie auch wieder auftauchen. Die neue Serie kommt schließlich ganz aus der Hand von Veteranen: Franchise-Erfinder Dean Devlin, bekannt geworden als Produzent von Roland-Emmerich- Blockbustern, fungiert als Showrunner; entwickelt hat er das "neue Kapitel" zusammen mit John Rogers, der auch die letzte Serie schrieb. Noah Wyle ist als Executive Producer mit an Bord. Geplant war das neue Projekt eigentlich für The CW, doch der auf zurechtpolierte Teen- und Twenserien spezialisierte Sender stieg wieder aus, woraufhin "The Next Chapter" in den TNT-Heimathafen zurückschippern musste.

Mit an Bord ist allerdings nur eine einzige Figur aus "The Quest - Die Serie": Jacob Stone, gespielt von Christian Kane, darf in der Pilotepisode den Staffelstab an einen Trupp neuer Librarians übergeben. Er hat dabei (dauerbemützt) ein paar nette Fanservice-Momente, taucht in den folgenden drei Folgen allerdings nicht mehr auf. Es bleibt abzuwarten, ob er nur diesen einen Lockmittel-Auftritt absolviert hat oder noch öfter vorbeischaut - und ob vielleicht sogar auch andere "alte" Librarians ihre Aufwartung machen. Durchgesickert ist dazu noch nichts.

In der Pilotfolge werden die Neuen etwas ungelenk zusammengeführt. Als Hauptprotagonist dient ein Librarian aus dem 19. Jahrhundert, der nach einem Zeitreisemissgeschick im damaligen Belgrad in der modernen serbischen Hauptstadt landet, wo er mit Stauneblick das gängige Fish-out-of-Water-Szenario solcher Zeitreise-Plots durchlaufen darf: Was sind das für Monster (Lastwagen)? Was sind das für Kästchen (Smartphones)? Und wie toll sind bitteschön Katzenvideos? Das Casting bedient sich dabei beherzt in zweiter bis dritter Reihe: Callum McGowan ( "Raven's Hollow") spielt den selbstbewussten Steampunk-Bibliothekar in Brokatweste und Mantel mit amüsant beknacktem Augenrollen. Sein Rollenname lautet Vikram Chamberlain - gewiss nicht nur zufällig ein schöner Gruß ist an den verstorbenen Quatermain-Darsteller.

Planlos in der Gegenwart: Vikram muss sich von Connor und Lysa die Welt erklären lassen.
Planlos in der Gegenwart: Vikram muss sich von Connor und Lysa die Welt erklären lassen. TNT

Im Keller von Vikrams Burg, die anno 2025 als Museum dient (und vom Belgrader Militärmuseum gedoubelt wird), muss er den Bibliotheks-Annex und die dazugehörigen Magieströme erst wieder freilegen, womit er leider Chaos anrichtet. Artefakte erwachen zum Leben, Monstren gehen umher: Der Bibliothekar hat gut zu tun. Zu seinen unfreiwilligen Assistenten (und Varianten von Cassie und Ezekiel aus "The Quest") werden nacheinander Lysa Pascal, die die Museumsburg geerbt hat und auf Besichtigungstour gerade den Keller durchwandert, und der Verschwörungstheorie-Influencer Connor Green, der mit gezücktem Handy auf der Suche nach dem mythischen Bibliothekszugang ist. R&B-Sänger Bluey Robinson spielt ihn mit keckem Nasenpiercing, aber etwas fad. Olivia Morris ( "Hotel Portofino",  "The Head") sorgt als Lysa dagegen für schauspielerische Glanzlichter. Als schwer verwirrte Britin channelt sie Phoebe Waller-Bridge und deren legendäre Seriengestalt  Fleabag mit sarkastischen Seitenbemerkungen und gekonnt entgeisterten Blicken.

Beide Figuren unterstützen Vikram mit wissenschaftlichem und historischem Fachwissen, es fehlt also nur noch die obligatorische Actionlady. Die kommt bald auf einem Motorrad herbeigebrettert, gespielt vom tasmanischen Model Jessica Green ( "The Outpost"), deren überirdisch blaue Augen sie fast noch cyborghafter wirken lassen, als es ihr bisweilen hölzernes Spiel schon erledigt. Im Laufe der ersten vier Episoden bekommt sie allerdings mehr und mehr Szenen, in denen sie etwas nahbarer wird. Ihre Figur heißt Charlie Cornwall und wird Vikram von Jacob Stone als Guardian an die Seite gestellt - mit Probezeit allerdings, denn den vorangegangenen Job hat sie vermasselt. Stone eröffnet Vikram zudem, dass er nicht so schnell in die Vergangenheit wird zurückreisen können. Dort wartet dummerweise seine große Liebe auf ihn, die Lysa verdächtig ähnlich sieht.

Damit sind folgenübergreifende Plotfäden ausgelegt, die am Ende der ersten Episode in einer Art Deadline kulminieren: In sechs Monaten soll sich Charlie beweisen und Vikram einen Weg zurück finden, während das Rätsel um Lysa auf Auflösung wartet. Einen Mentoren-Ersatz gibt es natürlich auch: Caroline Loncq spielt, so barsch wie schlitzohrig, Elaine, caretaker des Belgrader Annex - gleichsam eine in den Mixer geworfene Neuversion von Jenkins, Charlene und Judson.

Besuch aus der letzten Serie: Jacob Stone (Christian Kane) übergibt den Staffelstab.
Besuch aus der letzten Serie: Jacob Stone (Christian Kane) übergibt den Staffelstab. TNT

Nebenher geht es in üblicher Fall-der-Woche-Manier um die Artefakte und Monster, die seit Vikrams magischer Entfesselung durch Serbien geistern. Dass die (vermutlich aus Kostengründen) in einem Belgrader Studio gedrehte Serie sehr viel von der äußeren Welt Serbiens und anderer europäischer Länder zeigt, ist eine erfreuliche Überraschung: Nationaltheater, Markuskirche und andere Orte der Belgrader Altstadt werden nicht nur tourismusfördernd ins Bild gesetzt, sondern aktiv in die Plots integriert, in denen zudem slawische Sagengestalten wie der Drekavac (entsprungen aus der Seele eines ungetauft verstorbenen Kindes) auftauchen.

In den ersten Folgen geht es etwa um einen Zug, der in einer Zeitschleife festhängt, oder eine Diebstahlserie in Paris, bei deren Aufklärung der römische Liebesgott Cupido (ein Buddy von Vikram) mithelfen muss. Die bislang beste Episode aber spielt am Ballett, wo die sogenannte "Mittagsfrau", eine Hexe aus der slawischen Mythologie, für Schrecken sorgt. Gespielt wird sie - wunderbar entrückt - von der inzwischen 72-jährigen Arielle Dombasle ( "Pauline am Strand"), einer Ikone des französischen Kinos. Im Finale muss Charlie beim Versuch, die Mittagsfrau unschädlich zu machen, improvisierend mittanzen, woraufhin das Publikum die "verrückte" Inszenierung bejubelt: eine irrwitzige Szene, die fast  Nackte-Kanone-Qualitäten hat.

Indes, es braucht deutlich mehr Nummern dieser Art, wenn aus dem "Next Chapter" mehr werden soll als eine leidlich originelle Variation des Altbekannten. Die Inszenierung wirkt oft genauso bieder wie das Schauspiel oder die billig wirkenden Innenraumkulissen. Die schematischen Episodenplots selbst haben oft etwas Konstruiertes; nicht zuletzt stellt sich die Frage, warum zufällig aufgelesene "Normalos" wie Lysa und Connor umgehend Zugang zur doch eigentlich so supergeheimen Bibliothek erhalten. Die Trickeffekte sind, wie stets in diesem Franchise, nicht wirklich hochklassig, was Fans der Reihe aber wohl nicht groß stören wird.

Letztlich wird viel davon abhängen, wie repetitiv sich die kommenden Episodenplots präsentieren und wohin sich das Zusammenspiel der neuen Librarians entwickelt. Bei beidem ist noch viel Luft nach oben. Fans hingegen, die seit sechs Jahren auf Franchise-Nachschub warten, werden viel von dem wiederfinden, was sie an den älteren Folgen mochten. Ein Starttermin in Deutschland ist noch nicht in Sicht; TNT hat dagegen bereits eine zweite Staffel geordert.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier Episoden von "The Librarians - The Next Chapter".

Meine Wertung: 3.0/5

Die Serie "The Librarians: The Next Chapter" wird seit Ende Mai in den USA beim Kabelsender TNT ausgestrahlt - die erste Staffel wird zwölf Episoden umfassen, eine zweite Staffel ist bereits bestellt. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt.



 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kom­mu­ni­ka­tions­wis­sen­schaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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