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TV-Kritik/Review: "The Librarians - The Next Chapter": Schnitzeljagd auf Serbisch
von Gian-Philip Andreas(10.06.2025)

Sieben Jahre nach dem Ende von
Gestartet war das Franchise einst im Fernsehfilmformat: Dreimal begab sich der "Librarian" (damals noch im Singular) auf Abenteuerreise, um mysteriöse Artefakte aus den Händen übler Finsterlinge zu entwenden, ob am Amazonas, im Himalaya, in Afrika oder New Orleans. Gespielt wurde er, gleichermaßen charmant wie nerdig, vom Damals-noch-

Auf dieser Mythologiebasis spielte sich dann auch die "The Quest"-Serie ab, die TNT von 2014 bis 2018 ausstrahlte; in Deutschland lief sie bei RTL Zwei. Mit der Serie zog der Plural ein: The Librarians. Dem einzelnen Librarian Flynn Carsen folgte ein Team von vier Librarians mit geteilten Aufgaben: eine kampferprobte Agentin, eine synästhetisch begabte Mathematikerin, ein IT-Tausendsassa sowie, als neuerlicher Indiana-Jones-Wiedergänger, der rauflustige Intelligenzbolzen Jacob Stone. Ausgerüstet und gecoacht wurde das Team von Jenkins, dem caretaker der Bibliothek. Flynn, der vorherige Librarian, kam in den vier Staffeln übrigens weiterhin vor, ebenso die früheren Mentorenfiguren Judson und Charlene.
Man muss diese Dinge nicht wissen, um am "Next Chapter" Freude haben zu können, sie sind der Erwähnung aber wert. Denn das Franchise konstruiert ein shared universe: Die alten Figuren und deren Handlungen bleiben Teil der Story und werden von den neuen Figuren auch erwähnt. Es besteht die Möglichkeit, dass sie auch wieder auftauchen. Die neue Serie kommt schließlich ganz aus der Hand von Veteranen: Franchise-Erfinder Dean Devlin, bekannt geworden als Produzent von Roland-Emmerich-
Mit an Bord ist allerdings nur eine einzige Figur aus "The Quest - Die Serie": Jacob Stone, gespielt von Christian Kane, darf in der Pilotepisode den Staffelstab an einen Trupp neuer Librarians übergeben. Er hat dabei (dauerbemützt) ein paar nette Fanservice-Momente, taucht in den folgenden drei Folgen allerdings nicht mehr auf. Es bleibt abzuwarten, ob er nur diesen einen Lockmittel-Auftritt absolviert hat oder noch öfter vorbeischaut - und ob vielleicht sogar auch andere "alte" Librarians ihre Aufwartung machen. Durchgesickert ist dazu noch nichts.
In der Pilotfolge werden die Neuen etwas ungelenk zusammengeführt. Als Hauptprotagonist dient ein Librarian aus dem 19. Jahrhundert, der nach einem Zeitreisemissgeschick im damaligen Belgrad in der modernen serbischen Hauptstadt landet, wo er mit Stauneblick das gängige Fish-out-of-Water-Szenario solcher Zeitreise-Plots durchlaufen darf: Was sind das für Monster (Lastwagen)? Was sind das für Kästchen (Smartphones)? Und wie toll sind bitteschön Katzenvideos? Das Casting bedient sich dabei beherzt in zweiter bis dritter Reihe: Callum McGowan (

Im Keller von Vikrams Burg, die anno 2025 als Museum dient (und vom Belgrader Militärmuseum gedoubelt wird), muss er den Bibliotheks-Annex und die dazugehörigen Magieströme erst wieder freilegen, womit er leider Chaos anrichtet. Artefakte erwachen zum Leben, Monstren gehen umher: Der Bibliothekar hat gut zu tun. Zu seinen unfreiwilligen Assistenten (und Varianten von Cassie und Ezekiel aus "The Quest") werden nacheinander Lysa Pascal, die die Museumsburg geerbt hat und auf Besichtigungstour gerade den Keller durchwandert, und der Verschwörungstheorie-Influencer Connor Green, der mit gezücktem Handy auf der Suche nach dem mythischen Bibliothekszugang ist. R&B-Sänger Bluey Robinson spielt ihn mit keckem Nasenpiercing, aber etwas fad. Olivia Morris (
Beide Figuren unterstützen Vikram mit wissenschaftlichem und historischem Fachwissen, es fehlt also nur noch die obligatorische Actionlady. Die kommt bald auf einem Motorrad herbeigebrettert, gespielt vom tasmanischen Model Jessica Green (
Damit sind folgenübergreifende Plotfäden ausgelegt, die am Ende der ersten Episode in einer Art Deadline kulminieren: In sechs Monaten soll sich Charlie beweisen und Vikram einen Weg zurück finden, während das Rätsel um Lysa auf Auflösung wartet. Einen Mentoren-Ersatz gibt es natürlich auch: Caroline Loncq spielt, so barsch wie schlitzohrig, Elaine, caretaker des Belgrader Annex - gleichsam eine in den Mixer geworfene Neuversion von Jenkins, Charlene und Judson.

Nebenher geht es in üblicher Fall-der-Woche-Manier um die Artefakte und Monster, die seit Vikrams magischer Entfesselung durch Serbien geistern. Dass die (vermutlich aus Kostengründen) in einem Belgrader Studio gedrehte Serie sehr viel von der äußeren Welt Serbiens und anderer europäischer Länder zeigt, ist eine erfreuliche Überraschung: Nationaltheater, Markuskirche und andere Orte der Belgrader Altstadt werden nicht nur tourismusfördernd ins Bild gesetzt, sondern aktiv in die Plots integriert, in denen zudem slawische Sagengestalten wie der Drekavac (entsprungen aus der Seele eines ungetauft verstorbenen Kindes) auftauchen.
In den ersten Folgen geht es etwa um einen Zug, der in einer Zeitschleife festhängt, oder eine Diebstahlserie in Paris, bei deren Aufklärung der römische Liebesgott Cupido (ein Buddy von Vikram) mithelfen muss. Die bislang beste Episode aber spielt am Ballett, wo die sogenannte "Mittagsfrau", eine Hexe aus der slawischen Mythologie, für Schrecken sorgt. Gespielt wird sie - wunderbar entrückt - von der inzwischen 72-jährigen Arielle Dombasle (
Indes, es braucht deutlich mehr Nummern dieser Art, wenn aus dem "Next Chapter" mehr werden soll als eine leidlich originelle Variation des Altbekannten. Die Inszenierung wirkt oft genauso bieder wie das Schauspiel oder die billig wirkenden Innenraumkulissen. Die schematischen Episodenplots selbst haben oft etwas Konstruiertes; nicht zuletzt stellt sich die Frage, warum zufällig aufgelesene "Normalos" wie Lysa und Connor umgehend Zugang zur doch eigentlich so supergeheimen Bibliothek erhalten. Die Trickeffekte sind, wie stets in diesem Franchise, nicht wirklich hochklassig, was Fans der Reihe aber wohl nicht groß stören wird.
Letztlich wird viel davon abhängen, wie repetitiv sich die kommenden Episodenplots präsentieren und wohin sich das Zusammenspiel der neuen Librarians entwickelt. Bei beidem ist noch viel Luft nach oben. Fans hingegen, die seit sechs Jahren auf Franchise-Nachschub warten, werden viel von dem wiederfinden, was sie an den älteren Folgen mochten. Ein Starttermin in Deutschland ist noch nicht in Sicht; TNT hat dagegen bereits eine zweite Staffel geordert.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier Episoden von "The Librarians - The Next Chapter".
Die Serie "The Librarians: The Next Chapter" wird seit Ende Mai in den USA beim Kabelsender TNT ausgestrahlt - die erste Staffel wird zwölf Episoden umfassen, eine zweite Staffel ist bereits bestellt. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt.
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