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TV-Kritik/Review: Power
(30.06.2014)
Als einer der größten Gangsta-Rap-Stars der letzten 15 Jahre hatte Curtis Jackson alias 50 Cent offenbar Lust auf eine weitere Diversifizierung seiner Talente - nachdem er sich schon ausufernd als Buchautor, Schauspieler, Firmengründer und Boxpromoter betätigte. So produzierte er jetzt also eine neue Dramaserie für den Pay-TV-Sender Starz, der trotz (oder wegen) einiger erfolgreicher Serien wie
Was aber soll man erwarten, wenn die Serie schlicht
"Ghost" jedenfalls ist der Spitzname von James St. Patrick (Omari Hardwick,
Doch St. Patrick führt eine Parallelexistenz (Ghost!). In großem Stil und sehr erfolgreich vertreibt er Drogen an die Upperclass von Manhattan. Zusammen mit seinem partner in crime und Kumpel aus Schultagen Tommy (Schweinsteiger-Lookalike: Joseph Sikora) hat er dieses Schattenimperium aufgebaut, als dessen glamouröse Geldwaschanlage seit Neuestem der Club dienen soll (Truth!).
"Power" gibt sich große metaphorische Mühe, die Zerrissenheit seines Protagonisten darzustellen: Das fängt schon beim Vorspann an, der - zu 50 Cents Track "Big Rich Town" - lauter Machtstereotypien in optischer Spiegelung aneinanderreiht, und es setzt sich fort in der fast schon fetischistischen Fixierung auf die menschliche Oberflächenverkleidung: Detailliert wird Ghost dabei gezeigt, wie er sich in Macherform bringt, beim Zuknöpfen seines Markenhemds, beim Anlegen seiner Markenuhr. Für den Kellermord zieht er sich bis aufs Unterhemd aus, danach beginnt die Zuknöpforgie erneut - auf dem Weg zurück in die repräsentative Clubetage. Der Blutfleck, der am Unterhemd zurückbleibt, triggert später die erwähnte Panikattacke (die mit denen Tony Sopranos allerdings nicht zu vergleichen ist).
Schließlich wird Ghosts charakterliche Zerrissenheit auf die amouröse Ebene gehievt, womit auch narrativ der Crime-Drama-Sack zugemacht wäre: Im Club nämlich trifft er Angela (Lela Loren), seine große High-School-Liebe, die ihn damals aus Karrieregründen sitzen ließ und nach 18 Jahren sofort wieder das Begehren in ihm entfacht. Während sich Gattin Tasha immer vernachlässigter fühlt, führt Ghost Angie sogar ins Naturkundemuseum aus. Schon in der dritten Episode folgen der erste leidenschaftliche Kuss und die erste verschenkte Diamantenkette. Dumm nur: Angela arbeitet als Juristin ausgerechnet für Staatsanwältin Frankie (Kathrine Narducci,
Worauf die ersten acht Folgen "Power" (und die bereits georderten zehn weiteren) zusteuern dürften, ist damit festgezurrt: Erstens möchte Familienvater Ghost kein Drogenboss mehr sein, sondern lieber ein ehrwürdiger Clubmanager. Die PR-Frau der 'Vogue' bietet ihm sogar an, den Club als Event-Location für lukrative Hochglanzmagazinpartys zu promoten. Doch aus der Verbrechensnummer kommt er nicht so leicht heraus, erst recht nicht, seit Unbekannte den Drogenring torpedieren. Zeitgleich erweist sich - zweitens - ausgerechnet die Frau, die er liebt, als größte Gefahr für sein machtvoll geplantes Leben. Wann wohl die Gattin dahinterkommt?
Es herrscht kein Mangel an Crime-Drama-Serien, viele sind sogar ziemlich gut. Und ist so ist es das Problem einer Serie wie "Power", dass sie dem Bekannten nichts Neues hinzufügt. Gegen den Plot von
Dabei werden auf der Handlungsebene viele sattsam bekannte Fässer aufgemacht: Es gibt Leistungskonkurrenz im Staatsanwaltsteam und Eheprobleme zwischen Tasha und Ghost (weil die Gattin dahinterkommt, dass er heimlich Erspartes für die Club-Eröffnung ausgegeben hat). Ghost und Tommy lavieren zwischen diversen Unterdrogenbossen herum, um dem Verräter auf die Spur zu kommen. Der angeheuerte Clubmanager stellt unbequeme Fragen, Tommy verliebt sich derweil in eine Kellnerin, hinzu kommen Angelas Ermittlungen sowie ihre lauwarme Sexaffäre mit dem Kollegen Greg. Auch die skeptische Schwiegermutter darf natürlich nicht fehlen.
Starz liefert dem zahlenden Publikum pflichtschuldig jede Menge Sex-und-Crime-Attraktionen, wirkt dabei aber leicht übereifrig: Schon in Episode zwei hagelt es abgetrennte Gliedmaßen, die Sexszenen rutschen ins Peinliche. So muss die frustrierte Tasha in der Limousine herummasturbieren, um ihren jungen Chauffeur Shawn (Sinqua Walls) aufzureizen, und die fatale Neigung der Macher, Erotik vorwiegend in abstrusen Parallelsequenzen zu inszenieren, führt zu einer Szene, in der man die Paare Ghost/Tasha und Angela/Greg in ruppigen Begattungssituationen beobachten darf ("harder!" "you sure?" "harder!"), während auf der Tonspur eine Rapperin reimt: "Wanna see this ass? Let me see that cash!" Wer da nicht kichern muss, findet das geil.
Dabei ist ja gar nicht alles schlecht hier. Zwischen vielen klischeehaften Dialogen finden sich immer wieder kleine Perlen: Drogenzampano Lobos etwa hat einen starken Auftritt in der Pilotepisode, die gefährlich-ölige Darstellung durch
Doch das ist gleichzeitig auch das größte Problem der Serie: dass sie vor allem auf der Poser-Ebene operiert. Alle Figuren scheinen ausschließlich in eingeübten Posen zu agieren, in der der des Nightlife-Pimps, der glamourösen Gattin, des Handlagers, der karrierefixierten Single-Juristin (die noch nachts in ihrem Uni-Jersey vorm Laptop sitzt). "Scarface" wird ganz buchstäblich zitiert, und selbst Ghosts Tochter übt R&B-Songs für eine Casting Show. So schrammt "Power" mitunter am nachgespielten Rap-Video entlang. Und man weiß nie so genau, ob das gewollt ist - oder bloß schlecht geschrieben.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Power".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Starz
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