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Serien, die das Thema Homosexualität in den Mittelpunkt stellen, sind im Fernsehen noch immer eine Seltenheit, vor allem im mainstreamlastigen US-Network-TV. Nachdem selbst Abosender HBO vor einiger Zeit mit seiner Comedy
Die erste, knapp eineinhalbstündige Folge führt zunächst in parallel erzählten Handlungssträngen drei junge Hauptfiguren ein, die sich aus völlig verschiedenen Richtungen nach San Francisco aufmachen, damals bekannt als besonders liberale amerikanische Großstadt und Schmelztiegel aller möglichen soziokulturellen Gegenbewegungen. Der Afro-Amerikaner Ken Jones (Jonathan Majors) dient im Vietnamkrieg auf einem Marineschiff und muss seine Homosexualität vor seinen Kameraden und Vorgesetzten verbergen, da er im Falle eines Geoutetwerdens sofort aus den Streitkräften fliegen würde. Aufgrund seiner Hautfarbe wird er ausgewählt, Sensibilisierungskurse zum Umgang mit Kameraden anderer ethnischer Zugehörigkeit zu geben und dazu in die kalifornische Metropole versetzt. Roma Guy (Emily Skeggs) zieht es hingegen von Afrika, wo sie Entwicklungshilfe geleistet hat, nach San Francisco. Als Mitglied eines großen Frauenrechtsverbandes muss sie erfahren, dass sich viele der anderen dort organisierten Frauen von lesbischen Geschlechtsgenossinnen abgrenzen wollen. Da die gerade entstehende Lesbenbewegung im Gegenzug wenig von dem herkömmlichen Frauenverband hält, gerät die junge Frau in einen Loyalitätskonflikt, versteht es aber relativ rasch, die Kräfte zu einen. Als dritter Protagonist kommt der schwule Cleve Jones (Austin McKenzie) aus der Provinz in Arizona in die Großstadt, nachdem er der Enge seiner Heimat und den "Heilungsversuchen" seines konservativen Vaters, eines Psychiaters, entflohen ist. Der glaubt immer noch, Homosexualität sei eine Krankheit, die sich mit rabiaten Methoden wie Elektroschocks und Lobotomie behandeln ließe.
Es dauert eine Weile, bis die von Indiefilm-Altmeister Gus Van Sant inszenierte Auftaktfolge in die Gänge kommt. Zu viele Figuren, Themen und gesellschaftliche Hintergründe müssen zunächst eingeführt werden. Irgendwann laufen jedoch die verschiedenen Handlungsstränge zusammen, wenn die drei Helden der Erzählung aufeinander treffen und die zunächst getrennt agierenden Interessengruppen ihre Kräfte bündeln. "Allein machen sie dich ein", sang Rio Reiser ungefähr zur gleichen Zeit in Deutschland mit seiner Band Ton Steine Scherben - und auch Roma erkennt schnell, dass die Lesbenbewegung nur eine Chance hat, der Mehrheitsgesellschaft Rechte abzuringen, wenn sie sich mit schwulen Männern zusammenschließt (und umgekehrt). Einen politischen Partner findet sie in Cleve, der schon bei ihrer ersten Begegnung ganz richtig bemerkt, dass Friedens-, Bürgerrechts- und Schwulenbewegung für ihn Teile des gleichen Kampfes (für eine gerechtere Gesellschaft) sind. Der politisch begabte Cleve steigt bald zum führenden LGBTQ-Aktivisten auf und hilft Harvey Milk bei seinem Wahlkampf, der diesen als ersten offen schwulen Bewerber in den Stadtrat führen wird. Die wahre Geschichte des Politikers erzählte Serienschöpfer Dustin Lance Black bereits 2008 in seinem Drehbuch zum Kinofilm "Milk", für das er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Aus diesem Projekt stammt auch die Verbindung zu Gus Van Sant, der schon den Film inszenierte.

Bewegend wird "When We Rise" immer dann, wenn die persönlichen Gefühle der Figuren und ihre politischen Anliegen zusammentreffen, etwa wenn Ken sich vor einem (konservativen) afro-amerikanischen Interessenverband als "stolzer schwuler schwarzer Mann" outet, nachdem ein führender Vertreter behauptet hatte, es gäbe keine Schwulen unter "wahren Schwarzen". Dass das Private immer politisch ist, erkennt auch Roma, die sich entscheiden muss, ob sie bereit ist, ihr eher lockeres Beziehungsleben zugunsten einer Familiengründung mit ihrer großen Liebe Diane (Fiona Dourif) aufzugeben.
Während die jungen Darsteller in den ersten Teilen durchgehend überzeugen können, ist die Besetzungspolitik der Miniserie insgesamt etwas skurril: Zwar tauchen in den Anfangscredits schon in den Folgen 1 bis 3 große Namen wie Mary-Louise Parker, Michael K. Williams, Rachel Griffiths und Guy Pearce auf. Zu sehen ist darin von diesen Stars mit Ausnahme von Pearce, der in kurzen Szenen als eine Art Erzähler die Ereignisse der ersten Folge rahmt, aber noch nichts. Parker, Williams und Griffiths übernehmen erst in den späteren der insgesamt sieben Folgen (die jedoch bei der Ausstrahlung zu vier 90-Minütern gebündelt wurden) die Rollen der gealterten Protagonisten Roma, Ken und Diane, während Pearce den älteren Cleve spielt. Es ist verständlich, dass ABC mit großen Namen Zuschauer locken wollte, befremdlich wirkt es aber trotzdem, wenn diese in der Hälfte der Folgen gar nicht zu sehen sind. Was die Starpower betrifft, muss man sich in den ersten drei Episoden mit kurzen Auftritten von Whoopi Goldberg und Dylan Walsh (
Was die Serie auf jeden Fall verdeutlicht: Auch wenn wir in den westlichen Gesellschaften seit den 1970er Jahren bedeutende Fortschritte auf dem Weg zu mehr Toleranz und Gleichberechtigung gemacht haben, bleibt die Emanzipation aller möglichen gesellschaftlicher Gruppen ein Ziel, für das nach wie vor gekämpft werden muss. Wenn "When We Rise" das nur einigen seiner Zuschauer vermitteln konnte, die sich sonst vielleicht nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hätten, hat sich die Produktion schon gelohnt.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden der Mini-Serie.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ABC
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