Der Pressefotograf L. B. Jeffries ist durch einen komplizierten Beinbruch an den Rollstuhl gefesselt und beobachtet aus Langeweile seine Nachbarn in einem gegenüberliegenden Haus. Dabei kommt er einem bizarren Verbrechen auf die Spur. Als er es mithilfe seiner Freundin Lisa auf eigene Faust aufzuklären versucht, geraten beide in Gefahr. Normalerweise reist L. B. Jeffries (James Stewart) als Bildreporter durch die Welt und macht Fotos für ein großes Magazin. Jetzt sitzt er jedoch schon seit geraumer Zeit in seinem Junggesellen-Apartment und sieht sich zur Untätigkeit verdammt, weil er mit einem komplizierten Beinbruch an den Rollstuhl gefesselt ist. Seine professionelle Neugier ist allerdings ungebrochen. Sein Zeitvertreib besteht vorzugsweise darin, vom offenen Hoffenster aus das Treiben seiner Nachbarn im gegenüberliegenden Wohnblock zu verfolgen. Um ja nichts zu verpassen, nimmt er sogar sein berufliches Handwerkszeug, Feldstecher und Teleobjektiv, ausgiebig zu Hilfe. Seine Freundin Lisa (Grace Kelly) und die Masseuse Stella (Thelma Ritter) finden das etwas geschmacklos. Lisa, im Gegensatz zu Jeffries sehr daran interessiert, bald zu heiraten, will zunächst nicht glauben, was der neugierige Patient im Rollstuhl eines Tages entdeckt zu haben meint. Sie hält seinen Verdacht, ein Mann (Raymond Burr) von gegenüber habe seine Frau umgebracht, für ein bloßes Hirngespinst. Auch Inspektor Doyle (Wendell Corey) von der New Yorker Kriminalpolizei, mit Jeffries befreundet, teilt dessen Überzeugung mitnichten und rät ihm dringend, seine Neugier nicht zu weit zu treiben. Jeffries indessen ist von seiner Idee besessen und bringt Lisa schließlich doch dazu, nach Beweisen für den vermeintlichen Mord zu suchen. "Das Fenster zum Hof" zählte Hitchcock zu den Lieblingsfilmen in seinem Gesamtwerk, für viele seiner Fans ist es der beste "Hitchcock" überhaupt. Schwarzer Humor, Spannung, eine straffe Dramaturgie und der exzellente Kunstgriff, den Film bis auf zwei Ausnahmen aus der Perspektive James Stewarts zu erzählen, machen den besonderen Reiz des Films aus. James Stewart als Voyeur, stellvertretend für den Zuschauer. Hitchcock selbst dazu: "Wir sind alle Voyeure. Ich wette, dass von zehn Leuten, wenn sie am Fenster gegenüber eine Frau erblicken, die schlafen will und sich auszieht, oder auch nur einen Mann, der sein Zimmer aufräumt, dass neun von zehn nicht anders können, als hinzuschauen... James Stewart an seinem Fenster, das ist auch die Situation des Kinozuschauers." James Stewart und Grace Kelly, die das ungleiche Liebespaar und Detektivgespann spielen, gehörten zu des Meisters Lieblingsstars. So hat Hitchcock für die Auswahl von Grace Kellys edlen Roben fast genau so viel Zeit aufgewendet wie für das Drehbuch. Und als Episode am Rande: Hitchcock ließ den Film in den Sechzigerjahren für Kino und Fernsehen sperren, um u.a. mit ihm später seinen Lebensabend finanzieren zu können. Er selbst hat es nicht mehr erlebt, aber die Wiederaufführung 1984 war eine kleine Sensation.
(MDR)
"Eine Inhaltsbeschreibung von ,Rear Window' kann kaum die völlige Neuheit und die nicht wiederzugebende Komplexität des ganzen Unternehmens verdeutlichen. Die Konstruktion des Films ist rein musikalisch, mehrere Themen greifen ineinander oder antworten aufeinander: Ehe, Selbstmord, Verkommenheit, Tod, das Ganze im Licht einer raffinierten Erotik. Doch vor einem so fremdartigen und neuen Film vergisst man leicht diese atemberaubende Virtuosität; jede Einstellung für sich ist eine erfolgreich bestandene Prüfung, eine gewonnene Wette." (François Truffaut, 1954). Truffaut zählte Hitchcocks Meisterwerk "Das Fenster zum Hof" zu seinen fünf Lieblingsfilmen. Das hat nicht nur mit der von ihm erwähnten Virtuosität oder mit dem atemberaubenden Spiel von James Stewart und Grace Kelly zu tun, sondern auch und vor allem mit seiner archetypischen Ausgangssituation. Der an seinen Stuhl Gefesselte, der ohnmächtig und allmächtig zugleich die Welt anschaut und sie sich einverleibt - das ist der Kinozuschauer. Kein anderes Werk der Filmgeschichte hat sich auf so unterhaltsame und tiefgründige Weise die Mechanismen der Kinoleidenschaft selbst zum Thema gegeben. Eingebettet in eine Vielzahl von Geschichten und Genres (vom Thriller über die Screwball Comedy bis hin zum menschlichen Drama) erlebt der Zuschauer, wie ihn seine Schaulust davonträgt und welche Monstren die Kinoträume gebären. Der Film erhielt mehrere Oscar-Nominierungen, so für die beste Kamera, für die beste Regie, für den besten Ton und für das beste Drehbuch. "Das Fenster zum Hof" ist Bestandteil einer Reihe von Hitchcock-Filmen, mit denen ARTE im Juni den Meister des Suspense ehrt. Mehr im Internet unter: http://arte.tv/hitchcock Die Fotografin Dorothy Shoes hat sich von sechs Themen Hitchcocks inspirieren lassen, um sein Filmuniversum in einer Bilderstrecke zu illustrieren. Dabei dreht sich alles um (blonde) Frauen, Fenster, Caméo-Auftritte, MacGuffin, Voyeurismus und Suspense. Mehr Infos kurz vor der Ausstrahlung auf: http://arte.tv/hitchcock.
(arte)
Länge: ca. 112 min.
Deutscher Kinostart: 08.04.1955
Original-Kinostart: 01.09.1954 (USA)
Internationaler Kinostart: 01.08.1954 (TR)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Sir Alfred Hitchcock
- Drehbuch: John Michael Hayes
- Produktion: Sir Alfred Hitchcock, James C. Katz, C.O. Erickson, Patron Inc.
- Produktionsauftrag: ZDF
- Produktionsfirma: Paramount Pictures
- Musik: Franz Waxman
- Kamera: Robert Burks, J. McMillan Johnson, Hal Pereira
- Schnitt: George Tomasini
- Szenenbild: Sam Comer, Ray Moyer
- Maske: Wally Westmore
- Regieassistenz: Herbert Coleman
- Ton: John Cope
- Spezialeffekte: John P. Fulton
- Stunts: Fred Graham
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