Originalpremiere: 28.10.1998
23.09.1999
FSK 6
Schweren Herzens betritt der Trompeter Max (Pruitt Taylor Vince) den Laden eines Pfandleihers, um seine alte Trompete zu versetzen. Er kommt mit dem Pfandleiher ins Gespräch und erzählt ihm die Legende von seinem alten Freund, dem Ozeanpianisten: Als Baby wurde er von einem schwarzen Schiffsmechaniker (Bill Nunn) an Bord des Luxusdampfers "Virginian" entdeckt. Der Mann nahm sich des Kindes an und zog es zwischen Heizkesseln und Lagerräumen groß, als wäre es sein leiblicher Sohn. Und weil er den Jungen am Morgen des ersten Januar 1900 fand, "taufte" er ihn auf den Namen Neunzehnhundert. Schon als Kind entdeckte Neunzehnhundert seine Leidenschaft und seine große Begabung für das Klavierspiel, und nach dem Unfalltod seines Ziehvaters bleibt er an Bord, um als Pianist die Passagiere mit seiner magischen Musik zu verzaubern. Seinen besten Freund findet er in dem weit gereisten Trompeter Max, der Neunzehnhundert zuliebe ebenfalls als Musiker an Bord des Luxusliners bleibt. Nur eines kann Max nicht verstehen: Dass der Wunderknabe noch nie in seinem Leben das Bedürfnis verspürte, seine schwimmende Heimat zu verlassen, um auch den Rest der Welt kennen zu lernen und mit seiner Musik zu beglücken. Natürlich bleibt sein Talent nicht unentdeckt. Vertreter großer Musikverlage kommen auf die "Virginian", um Neunzehnhundert spielen zu hören und seine Musik auf Platte zu pressen. Aber die einzige Plattenkopie seiner Musik zerstört Neunzehnhundert eines Tages aus Liebeskummer, als die Frau seines Herzens, eine namenlose Reisende (Mélanie Thierry), in New York von Bord geht. Diese Liebe ist es auch, die ihn zu dem Entschluss führt, doch endlich zum ersten Mal die "Virginian" zu verlassen, um das Mädchen wieder zu sehen. Doch als der große Tag gekommen ist, bleibt Neunzehnhundert plötzlich in der Mitte der Gangway stehen .
(SWR)
In Giuseppe Tornatores Welterfolg "Cinema Paradiso" war es der Tod des Filmvorführers Alfredo, der den erwachsenen Protagonisten Salvatore noch einmal in seine sizilianische Heimat zurückkehren ließ - eine Reise nicht nur an die Plätze der Kindheit, sondern eine melancholische, bisweilen sentimentale Reminiszenz an einen geliebten Menschen, der zugleich für den Glanz einer unwiederbringlich vergangenen Zeit stand, für eine Art verlorenes Paradies, das auch ein Ort der Träume war, die im wirklichen Leben nicht eingelöst werden konnten. "Die Legende vom Ozeanpianisten" ist nach einem ähnlichen Prinzip konstruiert.
(arte)