Der Präsident einer humanitären Organisation erschießt im Paris der 1980er-Jahre einen südamerikanischen Diplomaten deutscher Abstammung. Der Prozess enthüllt ein Drama aus der Nazizeit. Max Baumstein (Michel Piccoli), Präsident der humanitären Hilfsorganisation "Solidarité Internationale", begeht in Paris ein spektakuläres Attentat: Bei einem Treffen mit dem Botschafter Paraguays (Mathieu Carriere) sagt er diesem auf den Kopf zu, dass er 1933 unter dem Namen Ruppert von Leggaert Mitglied der deutschen Botschaft in Paris gewesen sei und Beziehungen zu einer jungen Frau namens Elsa Wiener hatte. Als der Diplomat das zögernd bejaht, zieht Baumstein eine Pistole und erschießt ihn. Danach stellt er sich der Polizei. In der Untersuchungshaft vertraut Baumstein seiner fassungslosen Frau Lina (Romy Schneider) an, warum er den Botschafter getötet hat. Im anschließenden Prozess erfährt Lina Baumstein dann das ganze Ausmaß der furchtbaren Erlebnisse, die in der Kindheit ihres Mannes 1933 in Berlin begannen: Dort bekam der junge Max (Wendelin Werner) den Terror der an die Macht gekommenen Nazis grausam zu spüren, bevor sich das Ehepaar Wiener des misshandelten jungen Juden annahm. Elsa Wiener (ebenfalls Romy Schneider) suchte bald darauf mit Max Zuflucht in Paris; ihr Mann Michel (Helmut Griem) wollte ihnen folgen, sobald er seinen Verlag verkauft hätte, wurde zuvor jedoch von den Nazis in ein KZ geworfen. Um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, musste seine Frau als Sängerin in einem Nacht-Cabaret auftreten. Dort sah Ruppert von Leggaert sie und nutzte ihre Angst um ihren Mann schamlos aus. Das alles erfährt Lina Baumstein während der Gerichtsverhandlung, und sie erfährt auch, dass sie das Ebenbild jener unglücklichen Elsa Wiener ist. Mit einer "herausragenden schauspielerischen Leistung" in einer Doppelrolle verabschiedete sich Romy Schneider von der Leinwand. Der dramatische Liebesfilm vor dem Hintergrund des Naziterrors kam erst Ende Oktober 1982 - fünf Monate nach dem tragischen frühen Tod (29.05.1982) des Weltstars - in die Kinos. "Wie viele ihrer Filme wird auch dieser (ihr 60.) weniger berühmt werden durch den Regisseur als vielmehr durch die Schauspielerin Schneider... auch wenn Rouffio die Nebenrollen ebenfalls überzeugend besetzt hat" (Filmjahr 1982/83). Romy Schneiders Partner ist Michelle Piccoli. (108 Min. - Zum 75. Geburtstag von Romy Schneider am 23.09. (4/4)).
(MDR)
Als "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" im November 1982 in die deutschen Kinos kam, war Romy Schneider schon fast ein halbes Jahr tot. In der eindrucksvollen Doppelrolle konnte sie zum letzten Mal ihr großartiges schauspielerisches Können zeigen. Die deutsche Kinofassung des Films wurde seinerzeit gekürzt. ARTE zeigt den Film in der Originallänge und in einer 2017 in 4K neu restaurierten Fassung.
(arte)
Länge: ca. 110 min.
Deutscher Kinostart: 22.10.1982
Original-Kinostart: 14.04.1982 (F)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Jacques Rouffio
- Drehbuch: Jacques Rouffio, Jacques Kirsner, Joseph Kessel
- Produktion: Artur Brauner, Raymond Danon, Jean Kerchner, Ralph Baum, Peter Hahne, Elephant Production, Films A2, CCC Filmkunst
- Musik: Georges Delerue
- Kamera: Jean Penzer
- Schnitt: Anna Ruiz
- Regieassistenz: Claire Denis, Sabine Eckhard, Alain Peyrollaz, Ursula Wagner