Ingenieur Walter Faber (Sam Shepard) ist ein äusserst rationaler Mensch: Den Zufall gibt es nicht in seiner Welt. Als er sich eines Tages für eine Geschäftsreise in ein Flugzeug setzt, verläuft sein Flug nicht wie geplant: Die Maschine muss in der Wüste notlanden, an eine Weiterreise ist zunächst nicht zu denken. Faber kommt mit seinem Sitznachbarn Herbert Hencke (Dieter Kirchlehner) ins Gespräch. Dieser ist gerade auf dem Weg nach Venezuela zu Walters Bruder Joachim (August Zirner), einem ehemaligen Studienfreund Fabers. Joachim war mit Hanna (Barbara Sukowa) verheiratet, Fabers grosser Liebe, die er nie ganz vergessen konnte. Hencke und Faber finden Joachim auf seiner einsamen Plantage tot auf: Er hat sich erhängt. So kehrt der Ingenieur Faber nach New York zurück, wo seine Geliebte bereits auf ihn wartet. Ihrer Nähe und Heiratsabsichten überdrüssig entschliesst er sich, die Reise nach Europa vorzeitig per Schiff anzutreten. Dort fällt ihm eine junge Frau auf, die ihn an Hanna erinnert. Die viel jüngere Sabeth (Julie Delpy) erwidert sein Interesse, und die beiden kommen sich näher. Er beschliesst, sie nach Athen zu ihrer Mutter zu begleiten. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Von den Romanen, Erzählungen und Theaterstücken Max Frischs, der zu den wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zählt, ist wenig verfilmt worden. Deswegen kann es als Glücksfall gelten, dass sich Volker Schlöndorff seines komplexen Romans "Homo Faber" angenommen hat. Schlöndorff hatte sich bereits als Spezialist von Literaturverfilmungen etabliert durch den grossen Publikumserfolg der Heinrich-Böll-Verfilmung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und natürlich durch das Oscar-gekrönte Drama "Die Blechtrommel" nach dem gleichnamigen Roman von Günter Grass. Schlöndorff stellt in "Homo Faber" nicht nur die Liebesgeschichte ins Zentrum, die in einer Ödipus-Tragödie endet, sondern reichert dieses "Roadmovie" mit den philosophischen und gesellschaftlichen Fragen an, die auch im Roman zu finden sind: die Begegnung zwischen Amerika und Europa, Technik und Kunst sowie die existenzielle Frage nach Schicksal oder Zufall. Frisch hatte anfangs am Drehbuch mitgearbeitet, wurde dann krank, konnte sich das Werk aber kurz vor seinem Tod noch anschauen und war davon sehr angetan, vor allem auch von den drei Hauptdarstellern, dem US-Amerikaner Sam Shepard, der Französin Julie Delpy (nun selbst Regisseurin) und der Deutschen Barbara Sukowa. SRF zeigt "Homo Faber" anlässlich des 70. Geburtstages von Sam Shepard, der - selbst Dramatiker - im Film die Rolle des Walter Faber spielt.
(SRF)
Länge: ca. 117 min.
Deutscher Kinostart: 21.03.1991
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Volker Schlöndorff, Folker Šlendorf
- Drehbuch: Volker Schlöndorff, Rudy Wurlitzer
- Produktion: Eberhard Junkersdorf, Giuseppe Auriemma, Thomas H. Brodek, Sven Saint Calbre, Mihalis Daskalakis, Rosalba Di Bartolo Tonti, Marc-Oliver Dreher, Karl-Heinz Hofmann, Liz Kerry, Cecil Kramer, Patrice Lhuillier, Panayotis Nikolaros, Arno Ortmair, Bioskop Film, Action Films, Stefi 2
- Produktionsauftrag: ORF
- Musik: Stanley Myers
- Kamera: Giorgos Arvanitis, Pierre Lhomme, Benedikt Herforth
- Schnitt: Dagmar Hirtz
- Regieassistenz: Christophe Cheysson, Bob Curtis, Xenofon Koutsaftis, Antonis Remoundos, Roee Sharon, Michael H. Zens
- Ton: Dagmar Hirtz