Paris 1934. Die 18-jährige Violette Nozière lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Zweizimmerwohnung in einem schäbigen Pariser Mietshaus. Ihr Vater Baptiste Nozière ist Lokomotivführer und orientiert sich stark an den Werten und Moralvorstellungen des Kleinbürgertums. Mit ihrer Mutter Germaine teilt Violette das Geheimnis, dass Baptiste gar nicht ihr leiblicher Vater ist. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis: Nachts, wenn die Eltern schlafen, führt Violette ein Doppelleben. Elegant gekleidet schleicht sie sich aus dem Haus und jagt in den Cafés und Bars der Pariser Studentenviertel ihrem Traum vom schönen Leben nach. Für ihre Stelldicheins im Stundenhotel lässt sie sich bezahlen. Eine dieser Zufallsbekanntschaften ist der Gigolo Jean Dabin. Violette verliebt sich in Jean, überhäuft ihn mit Geschenken. Ihren Eltern gegenüber verstrickt sie sich immer mehr in Lügen und Illusionen. Als sie sich mit Syphilis infiziert, redet sie den Eltern ein, die Krankheit geerbt zu haben - und drängt ihnen ein angeblich vom Arzt verschriebenes Mittel auf. Das bringt sie schließlich als Mörderin vor Gericht. Claude Chabrol ist bekannt für seine sozialkritischen Filme: Besonders das französische Kleinbürgertum hat es ihm angetan. Der Schöpfer scharfsinniger Studien von Mord, Besessenheit und Ehebruch hinter den Fassaden bürgerlicher Anständigkeit trägt zu Recht das Prädikat "französischer Hitchcock". Rund 60 Filme gehen auf das Konto von Claude Chabrol, der 1959 mit "Die Enttäuschten" und "Schrei, wenn du kannst" die Nouvelle Vague einläutete - gemeinsam mit seinen Kritikerkollegen François Truffaut und Jean-Luc Godard, die ebenfalls für die Kinozeitschrift "Cahiers du Cinéma" schrieben.
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In "Violette Nozière", einem seiner unbekannteren Filme, hielt sich Chabrol weitgehend an einen spektakulären Kriminalfall, der Frankreich seinerzeit erregte. Die wahre Violette Nozière wurde 1934 als 19-Jährige zum Tode verurteilt. Nachdem sie den größten Teil ihrer zunächst in lebenslängliche Haft umgewandelten und später weiter reduzierten Strafe verbüßt hatte, heiratete sie nach ihrer Freilassung den Sohn des Gefängniswärters, mit dem sie fünf Kinder hatte. Isabelle Huppert erhielt für ihre Darstellung der Violette 1978 in Cannes den Preis für die beste Schauspielerin.
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Länge: ca. 122 min.
Deutscher Kinostart: 22.11.1978
Original-Kinostart: 24.05.1978 (F)
Cast & Crew
- Regie: Claude Chabrol
- Drehbuch: Odile Barski, Hervé Bromberger, Frédéric Grendel
- Produktion: Denis Héroux, Eugène Lépicier, Alain Fleury, Roger Morand, Bernard Morel, Francis Peltier, Filmel, France 3, Cinévidéo
- Produktionsfirma: Gaumont
- Musik: Pierre Jansen
- Kamera: Jean Rabier
- Schnitt: Yves Langlois
- Regieassistenz: Brice Auboyneau, Philippe Delarbre
- Ton: Gérard Dacquay, Anne Lafarge, Gilbert Nottin, Alex Pront, Patrick Rousseau