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TV-Kritik/Review: "Devs": Faszinierend inszenierter Thriller um Mord, Paranoia und Quantentheorie

(01.04.2020)

In Zeiten von Kontaktverbot und Ausgangssperre muten die Themen des Autors und Filmemachers Alex Garland längst nicht mehr wie ferne Sci-Fi an: Isolation und Social Distancing bestimmen die meisten seiner Stoffe, sei es im Roman "The Beach", mit dem er bekannt wurde (und in dem es um abgeschieden lebende Hippie-Sekte geht), oder in seinen Drehbüchern zu
Was Garland umtreibt seit einigen Jahren, das sind philosophische Fragen einer Art, die sowieso kaum noch der Science-Fiction zugerechnet werden können. Bei ihm geht's um das Verhältnis von Mensch und Menschkopie, also Künstlicher Intelligenz, wie in "Ex Machina". Und es geht um die umstrittene Frage danach, ob der Mensch über einen freien Willen verfügt oder ob alles, was lebt, letztlich, naturwissenschaftlichen Gesetzen folgend, vorherbestimmt ist, "determiniert".
Auch in

Der Tech-Guru, um den es in "Devs" geht, heißt Forest - wie der Wald, in dem sein Firmengelände steht und in dessen Baumdickicht er immer wieder waidwund starrt. Gespielt wird Forest von Nick Offerman, den die meisten vor allem in komischen Rollen kennen dürften, der hier aber eine höchst ambivalente, ebenso gepeinigte wie furchteinflößende Figur abgibt: Mit langen Haaren und Zottelbart gibt er den Chef der Firma Amaya als Mixtur aus Alt-Hippie, Bond-Schurke und Amtsdirektor Ron Swanson, den er in der Comedy
Amaya, in Garlands Erzählkonzeption offenbar so etwas wie Google oder Apple und mindestens so erfolgreich, unterhält ihr Firmengebäude in den Redwoods bei San Francisco. Neben dem Verwaltungsgebäude, in dem sich lauter hippe, junge Silicon-Valley-People aus der Start-up-Kultur tummeln, ragt eine vierzig Meter hohe Kinderstatue surreal aus den Wipfeln empor. Was es damit auf sich hat, wird bald deutlich: Forest hat seine Tochter (namens Amaya) verloren, seither lässt er in seiner Firma mit Quantencomputern an etwas forschen, das diesem Verlust irgendwie einen Sinn verleihen könnte - offenbar, denn worum es genau geht, bleib zunächst im Dunkeln.
Kernstück von Amaya ist jedenfalls die experimentelle Entwicklungsabteilung "Devs", deren Büros sich in einer gülden schimmernden, tempelartigen Anlage befinden, noch ein Stückchen weiter im Wald verborgen, vakuumversiegelt und von einem Faradayschen Käfig umgeben. In dieses innerste Heiligtum wird der junge, russische Programmierer Sergei (Karl Glusman aus Gaspar Noés

Garland erzählt das sehr clever, denn uns Zuschauern bleibt verborgen, woran die Quantencomputertüftler basteln; es ist allein die zusehends ungläubigere, dann immer schockiertere Reaktion Sergeis und sein Ausruf "Das würde ALLES ändern!", die uns klar macht: Das, was da in den Amaya-Devs gerade entwickelt wird, hätte weltumstürzlerische Konsequenzen, womöglich auch keine guten für den Großteil der Menschheit.
Sergei fotografiert den Code mit seiner Smartwatch, woraufhin Folgenschweres geschieht - man darf das verraten, denn erstens geschieht dies schon nach einer halben Stunde, zweitens kommt die Serie erst danach so richtig ins Rollen. Forest lässt Sergei durch Kenton (vermutlich) umbringen, fingiert die Geschichte anhand (vermutlich) gefälschter Überwachungsvideoaufnahmen so, als sei Sergei nach seiner ersten Devs-Schicht verschwunden, dann einen Tag später aufs Firmengelände zurückgekehrt, um sich dort via Selbstverbrennung umzubringen.

Dramaturgisch hat das für die Serie einen Figurenschwenk zur Folge - weg von Sergei, hin zu Lily Chan, fortan die eigentliche Protagonistin von "Devs". Gespielt wird sie von der androgynen Ballettänzerin Sonoya Mizuno, die schon in mehreren Garland-Filmen mitwirkte und zuletzt als Wissenschaftlerin in
Hier startet der Paranoiathriller-Teil von "Devs", mit geheimnisvollen, codegeschützten Smartphone-Apps, klandestinen Treffen im Schatten der Golden Gate Bridge (wie in Hitchcocks
Weiterhin kreist das Geschehen aber natürlich auch um den "Code", an dem Forest werkeln lässt. Einmal sieht man das altersmäßig wie ethnisch diverse Devs-Team um Stewart (Stephen McKinley Henderson,

Die Choräle, die Garland gern und ausgiebig über die Bilder legt, deuten die religiöse Ebene an, die er der Diskussion um Determinismus hier verpasst. Sie fügen sich bestens ein in ein ausgeklügeltes Soundkonzept, das von Anfang an mit starkem Sog in "Devs" hineinzieht: Wie in vorigen Projekten arbeitete Garland mit "Portishead"-Musiker Geoff Barrow, Ben Salisbury und den Avantgarde-Musikern von The Insects zusammen, um die aus dumpfem Dröhnen, grellen Effekten und sakralen Tönen zusammengebaute Tonspur zu entwerfen; hinzu kommt der ungewöhnliche Einsatz von Fremdmusik, etwa, wenn der ruhige Song "Congregation" der Band Low eine harte Kampfszene untermalt, der ansonsten jeder Sound abgesaugt wurde. Eingangs rätselt man zudem noch über die Darsteller, die mitunter fast wie in Watte gepackt wirken und sich seltsam zurückhalten, doch mit zunehmender Dauer wird dies als konzeptionelle Entscheidung deutlicher: Der ganzen Szenerie eignet etwas Irreales, Isoliertes an. Typisch Garland ist das. Auch in den anderen Gewerken (Kamera: Rob Hardy, Ausstattung: Mark Digby) greift er übrigens auf Kollegen zurück, mit denen er schon lange kollaboriert.
So fasziniert "Devs" in den frühen Episoden vor allem durch seine Brüche, durch Elemente, die nicht wirklich zusammenpassen dürften, es aber durch die stilbewusste Inszenierung letztlich doch tun - ganz so wie der steinreiche Forest, der nach dem Tod der Tochter weiter allein in einem Familienhäuschen wohnt und zum Getriebenen seiner eigenen Erfindung zu werden droht. Die Erwartungshaltung, die die Serie durch ihr zentrales Geheimnis schon in der Pilotfolge aufbaut, ist natürlich gigantisch. Gut möglich also, dass die Auflösung (falls es eine gibt) daran nur scheitern kann. Davon abgesehen aber hat diese fantastisch aussehende und aufregend klingende Produktion zum Glück genug zu bieten, um selbst in diesem Fall als Ereignis bestehen zu können.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Devs".
Die achtteilige Miniserie "Devs" wird seit Anfang März 2020 auf dem amerikanischen Streamingdienst hulu unter dem Lable FX on hulu veröffentlicht. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt.
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