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TV-Kritik/Review: "Families Like Ours - Nur mit Euch": Wenn Dänen zu Klimaflüchtlingen werden

(20.02.2025)

Dänemark hat Land unter. Zuerst sieht man das Wasser in den Städten noch nicht, aber das Grundwasser steigt unaufhaltsam und dessen Abpumpen verschlingt immer höhere Summen. Unterdessen haben die Niederlande in naher, nicht weiter bestimmter Zukunft ihren ökonomischen Kollaps bereits hinter sich, Millionen Niederländer sind auf der Flucht. Die dänische Regierung fasst deshalb den ungewöhnlichen Entschluss, ihr Land aufzugeben. Die komplette Bevölkerung soll in drei Phasen in andere Staaten evakuiert werden. Das menschenleere Dänemark soll danach zum größten Windpark der Welt werden.
Es ist ein Gedankenexperiment zum drängenden Thema Klimawandel, dass der dänische Erfolgsregisseur Thomas Vinterberg (

Wer ein hohes Bildungsniveau und Kontakte ins westliche Ausland hat wie Vater Jacob (Nikolaj Lie Kaas), schafft es relativ problemlos, einen guten neuen Job in Paris inklusive Aufenthaltsgenehmigung und großer Wohnung im Stadtzentrum zu bekommen. Wer aber schon länger krank und arbeitsunfähig ist wie Lauras Mutter Fanny (Paprika Steen), dem wird von der staatlichen Behörde nur ein Wohnplatz im Sieben-Bett-Zimmer in einem Vorort von Bukarest angeboten.
Hin- und hergerissen zwischen beiden Elternteilen ist Laura: Einerseits hätte sie dank guten Abis einen Studienplatz an der renommierten Sorbonne in Paris sicher und könnte dann bei Vater, Bruder und Stiefmutter Amalie (Helene Reingaard Neumann) bleiben, andererseits will sie ihre psychisch angeschlagene Mutter nicht alleine in Rumänien lassen. Und dann ist da noch ihr Mitschüler Elias (Albert Rudbeck Lindhardt), in den sie sich ausgerechnet jetzt verlieben musste und der eigentlich nach Finnland will. Auch Jacobs Schwager Nikolaj (Esben Smed Jensen,

Die Lage spitzt sich im Verlauf der sieben rund 50-minütigen Folgen langsam, aber deutlich zu. Anfangs scheint alles noch fast in geordneten Bahnen zu verlaufen, bedenkt man das Ausmaß dieser Ausnahmesituation. Von vereinzelten Demonstrationen abgesehen, fügt sich die Bevölkerung in ihr Schicksal und die dänische Bürokratie läuft bei der Abwicklung des eigenen Landes so reibungslos wie ein deutsches Jobcenter (zeigt sich allerdings im Einzelfall auch genauso empathielos). Nicht überall sind die dänischen Migranten erwünscht, aber alle finden irgendwo in Europa einen Platz. Was aber, wenn enge Angehörige oder die große Liebe ans andere Ende des Kontinents flüchten müssen und man sich kurzfristig entscheidet, doch bei ihnen sein zu wollen? Diese Erfahrung machen Laura und Elias, die sich irgendwann jeweils alleine im polnischen Niemandsland wiederfinden und der Willkür von Schleusern und Milizen ausgeliefert sind.
Was man als Deutscher sonst nur aus Filmen oder Reportagen über arabische oder afrikanische Flüchtlinge kennt, geschieht hier nun in einem interessanten Perspektivwechsel weißen DänInnen, die froh sein können, eine Schwarzarbeit als Kellnerin in Bukarest oder Reinigungskraft in Paris zu bekommen. Vinterberg und sein Koautor Bo Hr. Hansen zeigen einfühlsam, welche Folgen Flucht für die Psyche und die Beziehungen der Betroffenen hat. In Zeiten wie diesen, in denen Spitzenpolitiker davon träumen, alle Grenzen für "irreguläre" Migranten zu schließen und Geflüchtete von vielen generell nur noch als Problem angesehen werden, ist diese menschliche Perspektive wichtiger denn je. Es sind eben keine gesichtslosen "Massen" oder "Wellen", die hier in die Nachbarländer "strömen", sondern Menschen wie du und ich mit Familien, Hoffnungen, Plänen und Ängsten.

Vinterberg inszeniert diese verschiedenen, miteinander mal enger, mal loser verbundenen Schicksale schnörkellos und unspektakulär, wie es vom Mitbegründer der Dogma-Bewegung nicht anders zu erwarten war. Dabei kommen ihm vor allem seine in realistischen Dramen erfahrenen DarstellerInnen zugute, mit denen er meist schon vorher zusammengearbeitet hat, etwa mit Kaas in
Weniger gelungen sind die teils doch arg konstruierten Figurenkonstellationen und die ständigen Planänderungen Lauras, die erst nach Paris übersiedeln will, dann nach Bukarest, dann wieder nach Paris und dann...Sie ahnen es. So bringt sie sich durch ihre Entschlüsse in letzter Minute eigentlich eher selbst in missliche Lagen, als es die äußeren Umstände tun, was die Aussage der Serie etwas verwässert. Auch andere Protagonisten schwanken manchmal recht unglaubwürdig zwischen übertriebener Gelassenheit im Auge des Orkans und plötzlichen (zu) heftigen Reaktionen. Dazu kommt noch ein leichtes übersinnliches Element, das überhaupt nicht zum sonst realistischen Tonfall passt.

Über diese kleinen Unebenheiten im Drehbuch kann man aber hinwegsehen, da es sich insgesamt um eine interessant erzählte und gut gespielte Dramaserie mit wichtigem aktuellen Thema handelt. Größere Action ist hier allerdings nicht zu erwarten. Eindrücklich sind am Ende die Bilder des durchfluteten Kopenhagens, die von historischen Aufnahmen, unter anderem der Siegesfeiern nach dem Weltkrieg unterbrochen werden. Auch unser Wohlstand ist nicht für alle Zeiten gesichert.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Families Like Ours".
Die siebenteilige Miniserie ist ab Freitag, den 21. Februar in der ARD Mediathek verfügbar. Am gleichen Abend laufen die ersten vier Episoden ab 23.10 Uhr im Ersten, die letzten drei folgen am 22. Februar ab 23.40 Uhr.
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