Es ist nicht einfach, die gute Gesellschaft zu sprengen, die sich am 60. Geburtstag des Patriarchen zu einer festlichen Familienfeier auf dem schmucken Landsitz versammelt hat. Doch die vom ältesten Sohn während einer Tischrede erzählte Geschichte, nach der er und die durch Suizid gestorbene Schwester vom Vater als Kinder regelmäßig missbraucht worden sind, lässt sich auch mit größter Anstrengung nicht totschweigen. Streng nach den Regeln des dänischen 'Dogma'-Filmpurismus - unter Verzicht auf Kunstlicht, mit unsteter Handkamera und in quälend langer Echtzeit - entgleisen die Charaktere in Vinterbergs preisgekröntem Familiendrama "Das Fest" bis zur Kenntlichkeit. Zu seinem 60. Geburtstag lädt der erfolgreiche Hotelier Helge Klingfeld-Hansen (Henning Moritzen) den erweiterten Familienkreis auf seinen schlossartigen Landsitz ein. Obwohl der jüngere Sohn Michael (Thomas Bo Larsen) sich wie üblich daneben benimmt, und die Tochter Helene (Paprika Steen) es gewagt hat, ihren farbigen Freund Gbatokai (Gbatokai Dakinah) mitzubringen, befinden Helge und seine Frau Elsa (Birthe Neumann) sich in ausgelassener Feierstimmung. Als der älteste Sohn Christian (Ulrich Thomsen) sein Vorrecht in Anspruch nimmt, als Erster eine Tischrede zu halten, ist die gute Laune jäh verflogen. Vor allen Anwesenden klagt Christian seinen Vater an, er habe ihn und seine Zwillingsschwester Pia (Trine Dyrholm) als Kinder jahrelang sexuell missbraucht. Die labile Schwester habe er damit in den Selbstmord getrieben. Als langsam klar wird, dass Christian keinen üblen Scherz gemacht hat, wollen die Gäste den Ort der Peinlichkeit fluchtartig verlassen. Doch der Koch Kim (Bjarne Henriksen) hat vorsorglich die Autoschlüssel einsammeln lassen. Die illustre Runde ist einander ausgeliefert, es wird ein richtig "netter" Abend... Nach den Regeln des von Lars von Trier ('Breaking The Waves') initiierten 'Dogma 95'-Manifests hat der dänische Regisseur Thomas Vinterberg ein vor Spannung knisterndes Familiendrama über den diskreten Charme der dänischen Bourgeoisie inszeniert. Mit beweglicher Handkamera, direkt aufgenommenem Ton und ohne Kunstlicht steigert sich die schonungslose Demontage einer bürgerlichen Familie zur Intensität einer Live-Übertragung. Der mit dem Spezialpreis der Jury in Cannes ausgezeichnete Film zählt zu den Meilensteinen des Kinos der 90er Jahre und überzeugt durch seine bis in die Nebenrollen hinein hervorragend agierenden Darsteller.
(One)
Länge: ca. 101 min.
Deutscher Kinostart: 07.01.1999
Original-Kinostart: 19.06.1998 (DK)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Thomas Vinterberg
- Drehbuch: Mogens Rukov, Thomas Vinterberg
- Produktion: Tove Jystrup, Nimbus Film Productions, SVT Drama, TV Fond, Nimbus Film, Birgitte Hald, Morten Kaufmann, Svend Abrahamsen, Dag Alveberg, Johan Mardell
- Produktionsfirma: Nordisk Film, Danmarks Radio
- Musik: Lars Bo Jensen
- Kamera: Anthony Dod Mantle
- Schnitt: Valdís Óskarsdóttir
- Regieassistenz: Eigil Jacobsen
- Distribution: Alliance Atlantis Home Video, Maywin Media, Prem'er Video Fil'm
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