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TV-Kritik/Review: "Frau Jordan stellt gleich": Wie Bauerfeind im Muschibüro gegen Sexismus kämpft

von Glenn Riedmeier
(01.04.2020/ursprünglich erschienen am 22.09.2019)
Neue Comedyserie aus der Feder von "Stromberg"-Autor
Eva Jordan auf Gleichstellungsmission bei der Feuerwehr
Joyn/ProSieben/Christiane Pausch
TV-Kritik/Review: "Frau Jordan stellt gleich": Wie Bauerfeind im Muschibüro gegen Sexismus kämpft/Joyn/ProSieben/Christiane Pausch

Eine Serie über den Alltag einer Gleichstellungsbeauftragten - das klingt zunächst einmal wahnsinnig dröge und ungefähr so spannend, wie einem Handtuch beim Trocknen zuzusehen. Doch der Schein trügt und die Sache wird umso interessanter, wenn man weiß, wer bei  "Frau Jordan stellt gleich" seine Finger im Spielt hat. Kein Geringerer als  "Stromberg"-Mastermind Ralf Husmann steht als Drehbuchautor hinter der ersten richtigen Serien-Eigenproduktion des jungen Streamingdienstes Joyn ( "jerks." wurde letztlich nur von maxdome übernommen). Wer noch immer zweifelt, dem sei gesagt: Die Titelrolle der Eva Jordan spielt die vom Feuilleton seit Jahren zu Recht gefeierte Katrin Bauerfeind - in ihrer ersten Serien-Hauptrolle. ProSieben zeigt die erste Staffel ab dem 1. April 2020 mittwochs um 20.15 Uhr in Doppelfolgen als Free-TV-Premiere. Eine zweite Staffel ist bereits beschlossene Sache.

In einem nicht näher beschriebenen Stadthaus einer Kleinstadt leitet Eva Jordan die Abteilung Gleichstellungsbüro, in dem außer ihr noch zwei Frauen und ein Mann arbeiten. Zu Beginn der Auftaktfolge steht die Frage im Raum, ob ein bestimmtes Werbeplakat für Eiscreme sexistisch ist, weil darauf ein offenherziges Dekolleté abgebildet ist. Zum Vergleich wird ein Gemälde von Botticelli mit nackter Frauenbrust herangezogen. "Wenn's in Ordnung ist, sind's Brüste. Wenn's frauenfeindlich ist, sind's Titten", äußert Mitarbeiter Philipp (Alexander Khuon,  "Josephine Klick - Allein unter Cops") seine Überlegungen - und wird unmittelbar von seiner Kollegin Renate (Mira Partecke) korrigiert: "Ja, aber sagen darfst du es nur, wenn du selber welche hast." Schließlich wird Eva Jordan um Rat gebeten - die gerade Einlagen in ihren BH stopft, weil sie gleich ein Gespräch mit dem Bürgermeister führen wird.

"Eva Jordan ist unkonventionell. Sie ist oft politisch unkorrekt und der Zweck heiligt die Mittel. Man könnte auch sagen: Sie hat Eier! Wenn sie Geld für's Gleichstellungsbüro braucht, setzt sie schon mal auf ein paar Tricks und ihr Dekolleté, um dem Bürgermeister mehr Budget aus dem Kreuz zu leiern.", beschreibt Bauerfeind ihre Rolle im TV Wunschliste Interview. Davon kann man sich direkt in der Pilotfolge überzeugen. Ulrich Gebauer (Direktor Rose aus  "Der Lehrer") verkörpert den Bürgermeister Brinkmann, ein Chauvinist alter Schule, der ausgestorben geglaubte Macho-Allüren an den Tag legt ("Die hat aber auch die Glocken raushängen lassen heute morgen! Ich habe schon überlegt, ob ich mich als Glöckner bewerben soll."). Er ist sich seiner Machtposition bewusst und lässt keine Gelegenheit aus, um unangebrachte Bemerkungen vor allem gegenüber seinen Mitarbeiterinnen fallen zu lassen. Die Chefin des Gleichstellungsbüros nutzt diese Tatsache zu ihrem Vorteil: "Ich passe meine Körbchengröße seinen Dioptrien an", so Eva gegenüber dem sichtlich geschockten Mitarbeiter Philipp. "Ja, deine Chefin ist 'ne Schlampe. Aber für Geld - also für 'nen guten Zweck."

Frau Jordan in einer Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister
Frau Jordan in einer Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister Joyn/ProSieben/Christiane Pausch

Das komplette Gegenteil des Bürgermeisters ist Philipp, der einzige männliche Mitarbeiter im Gleichstellungsbüro. Er hat ein Auge auf seine Chefin geworfen. Doch so schlagfertig wie sich Eva Jordan im Job gibt, so chaotisch ist ihr Privatleben: Sie ist Mitte 30, Single und weiß nicht so recht, was sie will. Philipp wird von ihr allem Anschein nach nicht als vollwertiger Mann wahrgenommen - und wird im "Muschibüro" regelmäßig als "Fräulein" bezeichnet. Dabei bemüht er sich redlich, die Gunst von Eva zu gewinnen, erreicht damit jedoch das Gegenteil: "Perfektionismus am Morgen ist ekelhaft", entgegnet sie ihm, nachdem er sie nach einer wilden Nacht mit frischem Kaffee und aufgeladenem Handy weckt. "Du bist zu nett. Nett ist nett, aber nicht gut, zumindest für mich."

In Gestalt des Bürgermeisters und des Büromitarbeiters wird das Dilemma des modernen Mannes skizziert: Chauvinismus ist nicht mehr angebracht, doch ein Softie ist genausowenig gewollt. Keineswegs werden jedoch Frauen in der Serie als das bessere Geschlecht dargestellt. Frau Jordan liefert sich mit ihrer Konkurrentin Frau Sommerfeld (in ihrem Element: Adina Vetter aus  "Vorstadtweiber"), einer Parteifreundin des Bürgemeisters, einen unerbittlichen Konkurrenzkampf auf der Karriereleiter - ohne Kompromisse. Und die lesbische Mitarbeiterin Yvonne (Natalia Belitski) aus dem Gleichstellungsbüro flirtet nonchalant mit den ratsuchenden Klientinnen.

Frau Sommerfeld gegen Frau Jordan
Frau Sommerfeld gegen Frau Jordan Joyn/ProSieben/Christiane Pausch

Hauptthema der ersten Folge ist Belästigung am Arbeitsplatz. Eine Gärtnereimitarbeiterin wird von ihrem Chef belästigt und wendet sich hilfesuchend an Frau Jordan, die sich kurzerhand selbst vor Ort ein Bild von der Situation machen möchte und den Gärtnereichef auf sein Belästigungspotenzial überprüft, indem sie sich bei ihm auf aufreizende Weise als jobsuchende Verkäuferin vorstellt. Doch der Fall ist komplizierter als zunächst gedacht. In der zweiten Folge demonstriert eine Frauengruppe gegen Nazis und will die Umbenennung des Hindenburg-Platzes in Gisela-Sackwitz-Platz erreichen - nach einer fiktionalen Frauenrechtlerin.

Jede Folge behandelt in sich abgeschlossene Fälle. So geht es in den weiteren Episoden unter anderem um die Frage, was wichtiger ist: Eine Rampe für Rollstuhlfahrer zum Puff oder eine Frau, die bei der Aufnahmeprüfung der Feuerwehr gemobbt wird. Eine andere Folge handelt von einer Katholikin, die sich von einer Lesbe provoziert fühlt. Auch Gendermarketing bei Kinderspielzeug und ein hippes Café, das keine Senioren als Gäste haben möchte, werden verhandelt. Es geht also nicht nur um die "typische" Gleichstellungsfrage von Männern und Frauen, sondern weit darüber hinaus. Trotz der Einzelgeschichten gibt es auch einen episodenübergreifenden roten Handlungsfaden - so kommt es am Ende der zweiten Folge sogar zu einem regelrechten Cliffhanger. Und der Bürgermeister soll laut Katrin Bauerfeind im Verlauf der Staffel noch einen unvorhergesehenen Charakterwandel vollziehen. Man darf gespannt sein - denn zeitweise wirken die Figuren in der Serie etwas zu klischeebehaftet und comicartig.

Die Mitarbeiter des Gleichstellungsbüros: Philipp, Yvonne und Renate
Die Mitarbeiter des Gleichstellungsbüros: Philipp, Yvonne und Renate Joyn/ProSieben/Christiane Pausch

Alles in allem meistert "Frau Jordan stellt gleich" aber die nicht gerade leichte Herausforderung, sich auf humorvolle Weise dem ernsten Thema der Gleichstellung zu widmen, ohne sich im Kern darüber lustig zu machen. Inwiefern die Serie nach der MeToo-Bewegung tatsächlich noch ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, darüber lässt sich streiten. So manche Szenen wirken etwas gestrig. Doch Katrin Bauerfeind stellt klar: "Es ist eine Comedyserie und nicht die Serie zum Feminismus. Wir wollten keine Emanzencomedy machen, noch haben wir die Witzeseite der EMMA verfilmt."

Die Autorin, Entertainerin und Moderatorin brilliert auch als Schauspielerin in der Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben wurde. Zu Gute kommt ihr dabei natürlich die hohe Gagdichte, der trockene Humor und der Wortwitz aus der Feder von Ralf Husmann. Davon profitiert auch der Rest des gut zusammengestellten Casts, der im Übrigen ganz gezielt mehrheitlich aus Frauen besteht. Die Verwandtschaft zu "Stromberg" ist nicht von der Hand zu weisen, doch es gibt klare Unterschiede. "Frau Jordan" besitzt mehr Tiefe und ist nicht im Mockumentary-Stil gefilmt. Zudem ist die Protagonistin eine Sympathieträgerin und kein Büro-Ekel. Es handelt sich mitnichten um eine "Frauenserie" (ohnehin eine dämliche Kategorisierung). Wer Sinn für Humor und kein Problem mit dem einen oder anderen derben Kalauer hat, wird seinen Spaß haben - auch, oder sogar besonders Männer.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Frau Jordan stellt gleich".

Meine Wertung: 3.5/5

Die erste Staffel von "Frau Jordan stellt gleich" besteht aus zehn rund 25-minütigen Folgen und liegt seit September 2019 beim Streamingdienst Joyn auf Abruf bereit. Ab dem 1. April 2020 wird die Serie im linearen Fernsehen auf ProSieben immer mittwochs um 20.15 Uhr in Doppelfolgen ausgestrahlt.

Zum Interview mit Katrin Bauerfeind: "Wir wollten keine Emanzencomedy machen"


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • Sentinel2003 schrieb am 01.12.2019, 12.07 Uhr:
    "Bauerfeind - die Show", derzeit Dienstags in der ARD finde ich nicht übel! Und, ich habe vor einigen Tagen mal eien Ausschnitt aus diesere Sitcom gesehen und war echt überrascht über diese "Spitzen unterhalb der Gürtellinie".
  • Styxx schrieb via tvforen.de am 28.09.2019, 17.47 Uhr:
    Ich schaue gerne 'Talk aus Berlin', weil ich Jörg Thadeusz sehr schätze. Da saß vergangene Woche eine sehr alberne Frau Bauerfeind und wurde befragt. Auf sehr befremdliche Art fing sie immer wieder grundlos zu lachen an was es mir sehr schwer machte weiter dran zu bleiben.
    Leider änderte sich ihr Verhalten nicht und ich war nach der Sendung genauso schlau wie vorher.
  • Sentinel2003 schrieb am 22.09.2019, 19.18 Uhr:
    Ich finde Sie auch sehr nett, dass issses dann aber auch schon!! Ich bin noch nie richtig "warm" geworden mit ihr.
  • Besserwisserin schrieb via tvforen.de am 22.09.2019, 15.08 Uhr:
    TV Wunschliste schrieb:
    Die Titelrolle der Eva
    Jordan spielt die vom Feuilleton seit Jahren zu
    Recht gefeierte Katrin Bauerfeind - in ihrer
    ersten Serien-Hauptrolle.

    Ich möchte kurz korrigieren - richtig muss es heißen: "die vom Feuilleton seit Jahren zu unrecht gefeierte Katrin Bauerfeind".
    Die Dame sieht nett aus und kann eine Sendung heruntermoderieren wie viele andere auch. Ich versuche seit langem aufrichtig herauszufinden, was an ihr so toll sein soll. Besondere Ausstrahlung, Schlagfertigkeit, Unkonventionalität, Witz, Intelligenz, Querdenkertum, Lust an der Provokation etc. konnte ich beim besten Willen nicht feststellen. Völlig austauschbar. Da haben selbst die Damen Will, Maischberger oder Illner mehr Profil.
  • MüllerMilch schrieb via tvforen.de am 23.09.2019, 13.33 Uhr:
    Sveta schrieb:
    Besserwisserin schrieb:
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    > TV Wunschliste schrieb:
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    > > Die Titelrolle der Eva
    > > Jordan spielt die vom Feuilleton seit Jahren
    zu
    > > Recht gefeierte Katrin Bauerfeind - in ihrer
    > > ersten Serien-Hauptrolle.
    > >
    >
    > Ich möchte kurz korrigieren - richtig muss es
    > heißen: "die vom Feuilleton seit Jahren zu
    > unrecht gefeierte Katrin Bauerfeind".
    >
    > Die Dame sieht nett aus und kann eine Sendung
    > heruntermoderieren wie viele andere auch. Ich
    > versuche seit langem aufrichtig herauszufinden,
    > was an ihr so toll sein soll. Besondere
    > Ausstrahlung, Schlagfertigkeit,
    > Unkonventionalität, Witz, Intelligenz,
    > Querdenkertum, Lust an der Provokation etc.
    konnte
    > ich beim besten Willen nicht feststellen.
    Völlig
    > austauschbar. Da haben selbst die Damen Will,
    > Maischberger oder Illner mehr Profil.
    Da kann ich nur zustimmen!
    Sie ist mir zwar irgendwie symphatisch und ich
    mochte auch ihr früheres Format "Bauerfeind
    assistiert", aber alles was sie seitdem gemacht
    hat war irgendwie nix dolles - hat man alles schon
    besser gesehen.

    Und hier kann ich nur zustimmen.
    Fand Sie bei Bauerfeind assistiert gut und sympathisch, aber die Show die Sie vor ein paar Monaten moderiert hat ihre "Bauerfeind: Die Show zur Frau" war wirklich nichts!
    Werde mir mal ein oder 2 Folgen Jordan anschauen, aber gehe da eher nüchtern ran als euphorisiert.
  • Sveta schrieb via tvforen.de am 22.09.2019, 18.01 Uhr:
    Besserwisserin schrieb:
    TV Wunschliste schrieb:
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    > Die Titelrolle der Eva
    > Jordan spielt die vom Feuilleton seit Jahren zu
    > Recht gefeierte Katrin Bauerfeind - in ihrer
    > ersten Serien-Hauptrolle.
    >
    Ich möchte kurz korrigieren - richtig muss es
    heißen: "die vom Feuilleton seit Jahren zu
    unrecht gefeierte Katrin Bauerfeind".
    Die Dame sieht nett aus und kann eine Sendung
    heruntermoderieren wie viele andere auch. Ich
    versuche seit langem aufrichtig herauszufinden,
    was an ihr so toll sein soll. Besondere
    Ausstrahlung, Schlagfertigkeit,
    Unkonventionalität, Witz, Intelligenz,
    Querdenkertum, Lust an der Provokation etc. konnte
    ich beim besten Willen nicht feststellen. Völlig
    austauschbar. Da haben selbst die Damen Will,
    Maischberger oder Illner mehr Profil.
    Da kann ich nur zustimmen!
    Sie ist mir zwar irgendwie symphatisch und ich mochte auch ihr früheres Format "Bauerfeind assistiert", aber alles was sie seitdem gemacht hat war irgendwie nix dolles - hat man alles schon besser gesehen.