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Agenten-Comedy mit Arnold Schwarzenegger verwechselt Oldschool-Witz mit Altherrenhumor
Tochter und Vater, gemeinsam in Gefahr: Emma (Monica Barbaro) und Luke (Arnold Schwarzenegger)
Netflix
TV-Kritik/Review: "FUBAR": Papa, Tochter und die tote Kuh/Netflix

James Camerons Actionkomödie  "True Lies" aus dem Jahr 1994 gehört zu den wenigen Blockbustern, die ohne Fortsetzung geblieben sind. Die flugzeugentführungslastigen Pläne für ein Sequel ließ der spätere  "Avatar"-Regisseur nach den Anschlägen vom 11. September 2001 schreddern. Wer bis heute also traurig darüber ist, dass es damals keinen Nachschlag gab für Arnold Schwarzenegger als Spion in heimlicher Mission, könnte sich jetzt entschädigt fühlen: Die Netflix-Produktion  "FUBAR" streckt das Prinzip auf acht Episoden und prunkt mit Schwarzenegger in seiner ersten Serienhauptrolle. Das Ergebnis wirkt leider ziemlich von gestern.

Im Sommer wird Arnold Schwarzenegger 76 Jahre alt, und schon bei seinem letzten Kinoauftritt vor vier Jahren, im letzten  "Terminator"-Teil, wirkte er, nun ja, ein wenig in die Jahre gekommen. Als Retro-Marke aber funktioniert diese Legende des Actionkinos selbstverständlich nach wie vor - gerade bei jenen, die sich angesichts der Krisen und Komplexitäten der Welt nach guten alten Muskelprotzen sehnen, die echte oder eingebildete Probleme mit möglichst großen Wummen lösen.

Neben dem  "Terminator"-Arnie hat vor allem auch der Actionkomödien-Arnie Eindruck hinterlassen: Als er in den Neunzigern Filme wie  "Last Action Hero" oder eben "True Lies" drehte, war er längst zur Ikone geworden, selbstironisch spielte er in diesen Filmen mit dem eigenen Image. Diese Ironie und Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, hat sich der Bodybuilding-Pionier bis heute bewahrt, und selbst bei seinem mehrjährigen Intermezzo als republikanischer Gouverneur von Kalifornien strahlte er so etwas wie eine versöhnungs- und vermittlungsfähige showmanship aus. Das war noch vor der Trumpisierung der US-Republikaner, deren eingefleischte Fans es Arnie zuletzt übelnahmen, dass er in der Corona-Zeit nicht zum Pandemieverharmloser mutierte.

Den Schwarzenegger der "True Lies"-Zeit versucht "FUBAR" nun offenbar zu reanimieren. Wie in Camerons Hit, nur mit weißen Bartstoppeln, spielt Arnie einen CIA-Agenten, der seiner Familie vorgaukelt, ein ganz gewöhnlicher Geschäftsmann zu sein, in Wahrheit aber ständig durch die Gegend jettet, um die Welt, das heißt: die USA, zu retten. Dass das nie aufflog in seinem Leben, muss man halt glauben.

Noch mehr glauben muss man die weitere Zuspitzung, die sich dieser Spionageplot im Vergleich zu "True Lies" erlaubt, denn Arnies Serientochter ist ebenfalls eine CIA-Agentin, was auch in ihrem Fall niemand sonst weiß, weder ihr Vater noch der Rest der Familie. Außerdem muss man glauben, dass die CIA Vater Luke ausgerechnet in einen Einsatz schickt, an dem auch Tochter Emma beteiligt ist, was in der Folge zu unfreiwilligen Enthüllungen, gegenseitigen Betrugsvorwürfen, zerknirschtem Zusammenraufen und schlussendlicher Kooperation führt.

Kommandozentrale der Tech-Nerds: Barry (Milan Carter) und Tina (Aparna Brielle) hacken sich durch.
Kommandozentrale der Tech-Nerds: Barry (Milan Carter) und Tina (Aparna Brielle) hacken sich durch. Netflix

Das Zusammengeschraubte dieser Konstellation muss man also akzeptieren, die Unglaubwürdigkeiten herunterschlucken, und wenn man das verletzungsfrei hinter sich gebracht hat, klingt das Konzept dessen, was als Grundlage der Serie übrigbleibt, durchaus tragfähig und amüsant: Schwarzenegger darf mit seinem fortgeschrittenen Alter kokettieren und gestattet sich als Produzent der Serie nonchalant die Eitelkeit, in der Serie lediglich 65 Jahre alt zu sein, also gerade erst ins Rentenalter einzutreten. Nach seinem vermeintlich letzten Job für die CIA (ein heist im Diamantenviertel von Antwerpen als Präludium für einen Schlag gegen Menschenhändler) wird eigentlich schon seine Pensionierung gefeiert, als er (natürlich!) noch einmal ran muss, um im Auftrag des Weißen Hauses einen Kollegen im südamerikanischen Guyana aus den Fängen einer paramilitärischen Organisation rauszuhauen und bei Gelegenheit noch einen Koffer mit nuklearen Massenvernichtungswaffen mitzunehmen. Der Kollege entpuppt sich als: seine Tochter Emma.

Die Szene, in der sich beide gleichzeitig wiedererkennen und ihr Lügengebäude zusammenkracht, ist tatsächlich effektiv, auch geben Schwarzenegger und Monica Barbaro ( "The Good Cop"), die sich zuletzt schon in  "Top Gun: Maverick" als neues taffes Postergirl des Actionkinos empfahl, ein vielversprechendes Duo ab. Die Chemie zwischen beiden scheint zu stimmen, und im Auseinanderklaffen des idealisierten Bildes, das Vater und Tochter voneinander haben, und der plötzlich veränderten Realität liegt theoretisch jede Menge komisches Potenzial. Umso befremdlicher ist es, was daraus gemacht wurde.

Ausgedacht hat sich "FUBAR" (diese militärische Abkürzung steht für "fucked up beyond any repair", irreparabel kaputt) der langjährige  "Prison Break"-Produzent Nick Santora, der im vergangenen Jahr den Krimihelden  "Reacher" in Serie brachte und somit ausreichend Expertise im Harte-Typen-Segment mitbringt. Ob er sich mit humorvollen Stoffen ähnlich gut auskennt, muss allerdings bezweifelt werden, denn in dieser Hinsicht setzt "FUBAR" vorwiegend auf schwiemelige Schlüpfrigkeiten, und zwar so zwanghaft und ausgiebig, dass es sehr schnell sehr peinlich wird.

Dienstfahrt der CIA: Luke und Emma nehmen die Kollegen Aldon (Travis van Winkle, l.) und Roo (Fortune Feimster) mit.
Dienstfahrt der CIA: Luke und Emma nehmen die Kollegen Aldon (Travis van Winkle, l.) und Roo (Fortune Feimster) mit. Netflix

Vor allem zum Vorher-Nachher-Kontrast der Vater-Tochter-Beziehung, die sich im Kontext von Mord, Totschlag und Verstellung plötzlich neu aufstellt, fallen Santora nur alberne Zweideutigkeiten ein: Da grabscht Luke an einem vermeintlichen Lippenstift von Emma herum, der sich als Vibrator entpuppt; vor den Paramilitärs gibt Luke vor, soeben mit Emma geschlafen zu haben; Luke erzählt Emma Witze über Männer, die Kühe vergewaltigen; in einer Besprechung rüttelt Daddy später am Stuhl der Tochter herum, wobei ihr Gespräch einen Pornodialog evoziert.

Man reibt sich die Augen und fragt sich, welche Art von Fantasien hier bedient werden sollen. An wen richtet sich das? Nur an schenkelklopfende Männerrunden? Auch jenseits von Luke und Emma bedient der Humor ständig dieses Register. Da spricht CIA-Kollegin Roo (Fortune Feimster aus  "The Mindy Project") ausschließlich in Sex-Anspielungen, muss Donnie (Andy Buckley aus  "The Office"), der neue Partner von Lukes Ex-Frau Tally (Fabiana Udenio) zu Viagra greifen: Gags auf dem Niveau schlechterer  "American Pie"-Sequels.

Leider ist in Sachen Witz auch sonst nicht viel zu holen. Die Dialoge sind oft ungelenk, Schwarzenegger scheint mitunter Mühe zu haben, sie unfallfrei aufzusagen. Der Mann aus der Steiermark ist auch in der Serie ein gebürtiger Österreicher und darf dies - in der Originalfassung ist's bestens zu hören - mit starkem Akzent und regelmäßig eingeflochtenem "Schatzl" und anderen austrischen Begriffen herausstellen. Der typische Arnie-Sound ist im Prinzip ja sehr charmant, leider aber wird er für sinnlose Rohrkrepierer-Witzchen verschleudert. Einmal werden Emma und Luke zur Sitzung bei einem CIA-Psychiater verdonnert, den  "Kids in the Hall"-Veteran Scott Thompson als Klischee im Pullunder darstellen muss. Luke patzt ihn an: "Sie heißen Dr. Pfeiffer, aber ist die deutsche Aussprache nicht eigentlich Pfeffer? Das wäre auf Englisch: Pepper. Also sollte ich Sie Dr. Pepper nennen." Au weia, wer lässt solche Fremdscham-Dialoge durchgehen, die schon im Original so klingen, als habe ein Synchron-Autor beim Übersetzen den Überblick verloren?

Aber auch insgesamt ist nicht klar, welchen Tonfall die Serie bedienen will. Die lockere Agentenkomödie im "True Lies"-Stil wird immer wieder unterbrochen für kurze Familiendrama-Momente, um dann abrupt umzuschlagen in reine Bizarrerien: Kaum haben sich Luke und Emma wiedergetroffen, versteckt sich die Tochter schon, für einen Hinterhalt, in den Eingeweiden einer toten Kuh! Es folgen zynische Brutalitäten à la Tarantino, etwa wenn Luke und Emma, während sie sich gerade streiten, einen Gangster töten, indem sie immer wieder mit dem Auto über ihn hinwegrumpeln; oder wenn Barry (Milan Carter aus  "Warped!"), Lukes Tech-Assistent, per Knopfdruck witzelnd einen Drohnenangriff befiehlt und die tödliche Explosion als Gag verkauft wird.

Das sind Szenen, die wie Relikte eines längst vergangenen Kalter-Kriegs-Actionkinos daherkommen, aus Zeiten, in denen Schwarzenegger oder Stallone oder Lundgren mit dem Großkaliber gegen Russen/Araber/Kommunisten loszogen und die Guten von den Bösen klar geschieden werden konnte. Vielleicht zieht das ja heute wieder? Zu erwarten ist jedoch, dass sich das Actionkino und sein Publikum mehrheitlich weiterentwickelt haben und "FUBAR" damit wird leben müssen, als aus der Zeit gefallen bezeichnet zu werden.

Psychiater als Witzfigur: Dr. Pfeiffer (Scott Thompson) therapiert Familienprobleme.
Psychiater als Witzfigur: Dr. Pfeiffer (Scott Thompson) therapiert Familienprobleme. Netflix

Von diesen inhaltlichen Vorbehalten abgesehen: Wie steht es mit den Basics, mit der Action zum Beispiel? Nun, so viel Action ist zumindest in den ersten beiden Episoden noch gar nicht zu sehen. Nach dem heist der Eingangssequenz gibt es lediglich noch einen kurzen Shootout kurz vor Ende der Pilotfolge, in der zweiten Episode folgt eine Thrillersequenz im fahrenden Zug. Solide, aber nichts davon reißt vom Hocker.

Auch die Figuren kommen überwiegend eindimensional daher: Der erwähnte Barry bedient den Typus des aus so ziemlich jedem Agentenfilm bekannten Technik-Geeks, der gleichzeitig zwanzig Screens überwacht, mit Kameras in jedes Zimmer filmen kann, dabei an Softdrinks saugt und Süßigkeiten knabbert. Seine Kollegin Tina (Aparna Brielle aus  "Boo, Bitch") ist als weiblicher Nerd allein daran zu erkennen, dass sie eine Brille trägt. Gabriel Luna, der mit Schwarzenegger schon  "Terminator: Dark Fate" drehte, gibt den südamerikanischen Gangsterboss Boro an der Grenze zwischen jovial und cholerisch, hat dabei freilich mit miesen Dialogen zu kämpfen, während Comedian Jay Baruchel als Emmas unbedarfter Erzieherfreund als Lukes Spottopfer herhalten muss, wie auch Devon Bostick ( "The 100") als Lukes in erfolglose Start-Ups verwickelter Sohn Oscar. Interessant ist daran wenig.

Nun ist nach zwei gesehenen Episoden das letzte Wort selbstverständlich noch nicht gesprochen. Möglicherweise folgen noch aufregende Twists und nie gesehene Actionsequenzen. Möglicherweise werden die Gags besser, die Dialoge doppelbödiger. Möglicherweise aber ist das Ganze wirklich nur was für hoffnungslos retroselige Arnie-Fans, die auf alles, was Action und Comedy in den letzten Jahren hervorgebracht haben, gut verzichten können und mit dieser Art inoffiziellem "True Lies"-Nachklapp bestens zufrieden sind. Ihnen sei "FUBAR" als späte Genugtuung von Herzen gegönnt.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "FUBAR".

Meine Wertung: 2.5/5

Die achtteilige Auftaktstaffel der Serie "FUBAR" wird von Netflix weltweit am 25. Mai veröffentlicht.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Akasava schrieb am 19.09.2023, 07.19 Uhr:
    Ich frage mich ob Herr Schwarzenegger nicht schon zu alt ist für diese Art des Unterhaltungskulturangebotes. Ich glaube er macht sich da mit knapp 80 Jahren etwas vor. Seit er als Gouvenor div. Todesurteile vollstrecken ließ habe ist er mir viel zu unheimlich, fast wie der Sektierer Tom Cruise . Man hätte die Todesurteile als Österreicher ja auch in Lebenslange Haftstrafe umwandeln können. Die Macht hatte er, aber er wollte wohl lieber den Tod. Kein Mensch sollte so viel Macht in Händen haben das er über Leben und Tot von anderen Menschen befindet. Man sollte nicht Gott spielen. Das machen schon viel zu viele. Seit dem ist seine Karriere ja auch nie wieder so richtig in Schwung gekommen wie vor dem politischen Staatsamt. Da halfen auch gefühlt zuviele Terminator Fortsetzungen nichts mehr. Lastet ein Fluch auf ihm? Bin mir noch nicht sicher. Meine Meinung, ihr könnt ja ruhig eine andere haben....
  • Vritra schrieb am 08.06.2023, 15.07 Uhr:
    Nunja, im Nachgang muss ich sagen, es war nicht der Brüller, aber auch nicht ganz mies. Im mittleren Teil hat sich die Serie gefangen.
  • Flapwazzle schrieb am 26.05.2023, 12.00 Uhr:
    Am besten man macht sich selbst ein Bild. Bei Serienjunkies wurden 5 von 5 Fluchtfahrzeugen vergeben. Ich werde demnächst mal einen Blick riskieren.
  • Sentinel2003 schrieb am 26.05.2023, 09.57 Uhr:
    2,5 Sterne sind echt viel zu wenig!!! Ich finde die Serie großartig!!