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Action-Thriller mit Jasper Pääkkönen aus "Vikings" verpufft im ZDF
Kurz vor der "Operation Omerta" trifft Sylvia Madsen (Nanna Blondell) ihren Kollegen Max Tanner (Jasper Pääkkönen).
ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021
TV-Kritik/Review: "Operation Omerta" ermüdet trotz russischer Gefahr/ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021

Finnen, Kriminelle, Politiker, Polizisten, Russen und Spione - bis zum Schluss bleibt unklar, wer mit wem kungelt und wer wen betrügt. Immerhin bietet  "Operation Omerta" überraschende Wendungen und aufwändige Action. Die Verfilmung von Ilkka Remes' Bestseller "Die Geiseln" ermüdet mit politischen Anspielungen. Das ZDF zeigt am 25. November in zwei 40-minütigen Folgen, wie Sylvia Madsen (Nanna Blondell) und Max Tanner (Jasper Pääkkönen) eine Geheimoperation bewältigen. Dabei passiert ein schrecklicher Fehler. Später erleben die beiden Sicherheitsexperten, wie der finnische Präsident Koskivuo (Robert Enckell) und der französische General Jean Morel (Zijad Gracic) verschleppt werden. In den Fortsetzungen nach einer Woche führen die Spuren nach Belarus. Alle vier Episoden laufen in der ZDFmediathek - innerhalb von 30 Tagen nach der Ausstrahlung.

Für die geplante Geiselnahme vertraut Vasa (Sverrir Gudnason, r.) dem serbischen Ex-Soldaten Toma (Slaven Španovic).
Für die geplante Geiselnahme vertraut Vasa (Sverrir Gudnason, r.) dem serbischen Ex-Soldaten Toma (Slaven Španovic). ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021

Europäische Spezialeinheit erobert Laptop

Ermittlungsbeamte der europäischen Sondereinheit EJPO befragen Max über eine Geheimoperation: Zusammen mit seiner Partnerin Sylvia besorgte er einen wichtigen Laptop in der estnischen Hauptstadt Tallinn - ohne Durchsuchungsbefehl für das Haus des Hackers Leonid Titov (Juhan Ulfsak). Auch Sylvia muss aussagen, zumal sie den heranwachsenden Sohn des Cyber-Kriminellen erschoss. Der finnische Rabauke und die schwedische Rebellin stolpern erst, als sie die Art ihrer Beziehung erklären sollen. Wenn dieser Kerl und seine Kollegin selber wüssten, was sie privat voneinander erwarten...

Derweil spricht Vasa Jankovic (Sverrir Gudnason) mit seinem Vater Borislav (Miodrag Stojanovic). Doch der serbische Kriegsverbrecher freut sich nicht über den Besuch im Knast: Sein Lieblingskind Radovan starb bei einem Befreiungsversuch, bei dem Vasa nach Meinung des alten Fieslings versagte. Ferner leidet der junge Bursche an Geldmangel.

Raisa (Mirtel Pohla) serviert Champagner, bevor sie gleich Hiebe verteilt.
Raisa (Mirtel Pohla) serviert Champagner, bevor sie gleich Hiebe verteilt. ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021

Polizistin schlägt Ehemann und spioniert General aus

EJPO-Leiterin Marie Leclair (Cathy Belton) lobt Max, dass er zusammen mit Sylvia die Beweise über Geldwäsche und Fehlinformationen erbeutet hat. Der Draufgänger trägt seine Zweifel in die Kirche, denn dort wirkt seine Mutter als Pastorin. Sylvia schlägt hingegen Stefan (Dennis Nylund) zu Boden, als der Ehegatte über ihren Job motzt. Sylvia begleitet Jean Morel als Leibwächterin zur Feier der Unabhängigkeit Finnlands. Zudem soll sie den General beobachten und aushorchen, denn er steckt in schmutzigen Geschäften. Leonid Titovs Abgesandte Anya (Nika Savolainen) lockt Vasa, eine waghalsige Aktion durchzuziehen. Ihre Gehilfin Raisa (Mirtel Pohla) gelangt als Serviererin in den Präsidentenpalast, wo sie durch Pfefferspray und gezielte Hiebe die Geiselnahme startet.

Vasa und vier Getreue bedrohen den Präsidenten. Deshalb wagt niemand, die Bande zu stören. Mit erpressten Bitcoins und einigen Gefangenen steigen die Terroristen in einen Privat-Jet. Sie nehmen Kurs auf Belarus. In seiner sogenannten Troll-Fabrik begrüßt Leonid Titov die Spießgesellen mit üblen Überraschungen. Sylvia will zusammen mit General Morel entkommen, während Max zu Hilfe eilt. Am Ende der Geschichte liegen unzählige Leichen herum. Nicht zuletzt treiben russische Dunkelmänner ihr Unwesen.

Als Leibwächterin beschützt Agentin Sylvia Madsen (Nanna Blondell) den französischen General Jean Morel (Zijad Gracic).
Als Leibwächterin beschützt Agentin Sylvia Madsen (Nanna Blondell) den französischen General Jean Morel (Zijad Gracic). ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021

Gequatsche begleitet Action

Der Abspann beeindruckt mit einer Fülle von Namen, die zum Team für die Stunts gehören. In den Action-Szenen ist die Qualität kaum zu leugnen. Daher erstaunt der Eindruck, dass anfangs zu viel gelabert wird. Die Buchvorlage führt uns vor Augen, wie Vasa und Radovan die Ehre ihres Vaters verteidigen. Die Brüder gefährden sogar die schwangere Frau eines Gefängniswärters. Die Auseinandersetzungen mit den Kriegsverbrechen verschwinden in der Miniserie. Borislav demütigt Vasa. Aber nirgendwo ist zu sehen, woher die Motive für ihre Handlungen stammen. Einem dürren Dialog ist zu entnehmen, dass Vasa irgendwie den Tod von Radovan verschuldet. Abgesehen vom Chaos in Tallinn zieht sich die erste Folge in die Länge.

Verweise auf Cyper-Angriffe, russische Aggressionen und Finnlands Beitritt zur NATO ersetzen Ilkka Remes' Anmerkungen zum Kosovokrieg. Diese Aktualisierung ist leicht zu rechtfertigen. Aber hier fehlen glaubwürdige Details. Begriffe aus den Nachrichten fallen, ohne das TV-Publikum zu bewegen oder die Handlung voranzutreiben. Jari Olavi Rantala, Antti J. Jokinen und Mika Karttunen haben ihr Drehbuch mit Binsenweisheiten und Worthülsen angereichert. Die Macher von  "Occupied - Die Besatzung" haben den Zeitgeist besser erfasst.

Trotz schneidender Kälte trifft Max (Jasper Pääkkönen) viele Terroristen.
Trotz schneidender Kälte trifft Max (Jasper Pääkkönen) viele Terroristen. ZDF und Cinematic Productions S Oy 2021

Sylvia und Max knüpfen seltsame Netzwerke

Als Agent im Auftrag der EU behandelt Max Tanner seine Gegner auf die harte Tour: Sein Darsteller Jasper Pääkkönen kämpft heftig bereits in  "Vikings". Nanna Blondell beweist Routine, die sie etwa in  "House of the Dragon" entwickelt hat. Trotzdem wecken die Hauptfiguren wenig Sympathie. Erst eine mögliche Fortsetzung müsste ihre seltsamen Bündnisse enttarnen.

Juhan Ulfsak ( "Estonia - Die Wahrheit liegt nicht nur unter dem Meer") verkörpert eindrucksvoll den Übeltäter Leonid Titov. Als Anya erstaunt Nika Savolainen durch Unerbittlichkeit und Hinterlist. Als Vasa erscheint Sverrir Gudnason ( "Ronja Räubertochter") wie ein regungsloser Teddybär: Sein starrer und gleichzeitig freundlicher Gesichtsausdruck passt selten.

Sicherheitskräfte im Präsidentenpalast wirken wie Taugenichtse

Schon der Roman lässt Glaubwürdigkeit beim Jubiläum vermissen: Kein verlorener Haufen überwindet so leicht das riesige Aufgebot an Sicherheitskräften. Und was ist aus dem hehren Grundsatz geworden, Terroristen nicht nachzugeben? Natürlich unterlaufen sogar Spezialkräften fürchterliche oder banale Pannen. Indes kann man es mit einfachen Zusammenhängen übertreiben. Oder sie verlangen geschickte Präsentationen wie in  "24". In "Operation Omerta" stößt der Spaß schnell an Grenzen.

Dennoch reicht die Miniserie zur Unterhaltung kurz vor der Nachtruhe: Zu viel Aufregung würde den Schlaf vertreiben.

Dieser Text beruht auf der Sichtung des gesamten Vierteilers "Operation Omerta".

Meine Wertung: 3/5

Zum Auftakt von "Operation Omerta" zeigt das ZDF "Wochenend-Einbruch" und "Herr Präsident" - am Montag, dem 25. November ab 22.15 Uhr. Die Wiederholung läuft voraussichtlich ab 0.45 Uhr. Am 2. Dezember kann das TV-Publikum ab 22.15 Uhr erleben, wie "Staatsdiener" und "Tweetet das" die Miniserie abschließen. Schon eine Viertelstunde nach Mitternacht stehen beide Episoden erneut im Programm. Streamen Sie alle Folgen in der ZDFmediathek - jeweils bis 30 Tage nach der Ausstrahlung. Zudem präsentiert das ZDF die komplette Staffel - in der Nacht von Sonntag (22.) auf Montag (23. Dezember) ab 1.45 Uhr.



 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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Leserkommentare

  • Flapwazzle schrieb am 25.11.2024, 09.28 Uhr:
    Ich bin erstaunt, dass es nach dieser Kritik, überhaupt noch 3 von 5 Sternen gibt. Zumindest hat mich der Beitrag tatsächlich dazu bewegt, die Serie von meiner Watchlist zu nehmen. Mir fehlt einfach die Zeit für schlecht umgesetzte Produktionen.
  • Sentinel2003 schrieb am 25.11.2024, 11.46 Uhr:
    DAS stimmt! Nach dieser, schon sehr krassen Kritik erstaunen mich die 3 Sterne ebenso!
  • BigApple schrieb am 25.11.2024, 03.40 Uhr:
    Man sollte bei dem Projekt "Operation Omerta" noch die komplizierte Entstehungsgeschichte berücksichtigen.
    Die Story basiert auf dem finnischen Roman "6/12" von Ilkka Remes aus dem Jahr 2006.
    Mit 6/12 ist der finnische Unabhängigkeitstag am 6. Dezember gemeint (Unabhängigkeiterklärung von Russland am 6.12.1917).

    Die Verfilmung war zunächst als 2-teiliger Spielfilm ("6/12" und "7/12") mit nachfolgender Miniserie geplant.
    Nach vielen personellen und produktionsbedingten Problemen blieb von den Plänen nur "6/12" übrig, den es als 4-teilige Serie (4x 40 min) und als Spielfilm (114 min) gibt.
    Beide Versionen sind abseits vom ZDF bei Streaminganbietern (gegen €) verfügbar.
  • Sentinel2003 schrieb am 25.11.2024, 11.47 Uhr:
    Oh, da weiß aber einer sehr genau Bescheid über die Hintergründe der Produktion! Zumindest ist die Hauptdarstellerin ein absoluter Blickfang! :-)