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Neue Disney+-Comedy macht aus reichhaltigen Zutaten ein fades Gericht
Hulu
TV-Kritik/Review: "Reboot": Verschenkte Chance auf eine große Serie/Hulu

Als Hulu die Serie  "Reboot" ankündigte, spitzten Branchenbeobachter die Ohren: In der Serie sollte es um die (fiktionale) Fortsetzung einer (ebenso fiktionalen) Erfolgssitcom gehen. Hinter dem Projekt steht dabei niemand Geringeres als Branchenveteran Steven Levitan, der als einer der Co-Schöpfer von  "Modern Family" einen riesigen Erfolg feierte, aber seit über 30 Jahren als Produzent im Geschäft ist und bei dessen Serien es schon einige interessante Geschehnisse hinter den Kulissen gab. Nun ist die Produktion durch Disney+ in Deutschland angekommen.

Letztendlich muss man allerdings leider resümieren, dass "Reboot" mit der achtteiligen Auftaktstaffel deutlich hinter den großen Erwartungen zurückgeblieben ist. Zwar liefert das Format liebenswerte Charaktere von schräg bis schrullig und weiß durchaus zu unterhalten, aber es handelt sich nicht um eine von den Comedyserien, bei der man häufiger laut lacht. Statt eine organische Geschichte zu schaffen, fügt "Reboot" eher eine lose Reihe von Hollywood-Anekdoten aneinander und erscheint so eher als selbstgerechte Abrechnung eines Veteranen mit Personen aus seiner Vergangenheit, die dem Zuschauer unbekannt bleiben. Auch macht die Serie aus ihrer exzellenten Darstellerriege zu wenig.

Rachel Bloom ( "Crazy Ex-Girlfriend") führt das Ensemble als Hannah an. Die erfolgreiche und gerade heiße feministische Indie-Produzentin kommt zu einem Pitch-Meeting beim Streamingdienst Hulu. Nach ihrem Wunschprojekt befragt, äußerte sie, ein Reboot der Erfolgssitcom Step Right Up machen zu wollen - in der eine Mutter und ihr zweiter Ehemann gemeinsam mit ihrem nie erwachsen gewordenen Ex den gemeinsamen Sohn erziehen (der Titel bezieht sich auf den zweiten Ehemann, der der Stiefvater - Stepfather - ist). Bei Hulu ist man überrascht über den Plan der avantgardistischen Künstlerin, ein altbackenes Projekt wiederbeleben zu wollen - doch die Abrufzahlen der Sitcom auf Hulu stimmen und so erhält das Projekt grünes Licht.

Noch überwiegen alte Animositäten bei den Alt-Darstellern Reed (Keegan-Michael Key), Clay (Johnny Knoxville), Zack (Calum Worthy) und Bree (Judy Greer).
Noch überwiegen alte Animositäten bei den Alt-Darstellern Reed (Keegan-Michael Key), Clay (Johnny Knoxville), Zack (Calum Worthy) und Bree (Judy Greer). Michael Desmond/hulu

Womit die Probleme beginnen: Der alte Cast soll auch die Fortsetzung stemmen. Deren interne Streitereien hatten allerdings dazu geführt, dass die Serie damals abgesetzt wurde. "Stiefvater"-Darsteller Reed (Keegan-Michael Key) hatte sich nach "echten" schauspielerischen Herausforderungen gesehnt und wollte nicht länger den Sitcom-Hampelmann machen. Mit seiner Co-Darstellerin Bree (Judy Greer) verband ihn eine explosive On-Off-Beziehung - nach der Serie stürzte Bree in B-Rollen ab und hatte mittlerweile einen europäischen Adligen geheiratet. Der ehemalige Kinderdarsteller Zack (Calum Worthy) ist der Einzige, der sich wirklich auf das Wiedersehen freut, denn er hofft, dass ihn die Erwachsenen nun endlich als ihresgleichen ansehen. Allerdings ist Zack in der Entertainment-Branche aufgewachsen und daher nie wirklich erwachsen geworden und wirkt peinlich - seine Mutter sitzt an jedem Drehtag am Set. Der Part mit nie erwachsen geworden gilt auch für den "Ex-Ehemann"-Darsteller Clay ( "Jackass"-Star Johnny Knoxville), der dieser Tage nur noch durch Alkohol-Exzesse und unfreiwillige Auftritte in der Regenbogenpresse auffällt.

Aus den verschiedensten Gründen lassen sich alle Alt-Stars wieder zusammentrommeln - man braucht Geld, Stabilität oder hat die Hoffnung, dass Hannah als Produzentin dem Setup mehr Tiefe geben kann. Die erste große Hürde ergibt sich, als sich auch ein unerwünschter Gast hinzugesellt: Gordon (Paul Reiser;  "Verrückt nach Dir"), der selbstgerechte Sitcom-Schöpfer. Der steht auch beruflich eher auf dem Abstellgleis, hat aber im alten Vertrag stehen, dass er bei einer Fortsetzung führend beteiligt werden muss. Das torpediert die Pläne von Hannah, der in die Jahre gekommenen Sitcom ein modernes Gewand überzustreifen und billigen Slapstick-Humor durch moderne Sensibilitäten zu ersetzen - denn Gordon ist ein Veteran, der der Meinung ist, dass nur er weiß, wie der Hase mit Serienproduktionen läuft.

Von Anfang an ist die Stimmung zwischen Hannah (Rachel Bloom) und Gordon (Paul Reiser) gereizt...
Von Anfang an ist die Stimmung zwischen Hannah (Rachel Bloom) und Gordon (Paul Reiser) gereizt... Michael Desmond/Hulu

Aus dieser Ausgangslage wird über acht Episoden die Geschichte erzählt, wie die Serie sich trotzdem langsam voran bewegt. Wie gesagt, wird dabei aus dem eigentlich sehr renommierten Cast zu wenig gemacht. Die Figurengeschichten können nur wenig überraschen und fallen häufig in alte Klischees.

Stattdessen wird eine Aneinanderreihung von Skurrilitäten präsentiert, die vermutlich vor allem jene witzig finden, die in Hollywood ihren Lebensunterhalt verdienen. So wird schnell enthüllt, warum Hannah sich in die Idee der Fortsetzung der Serie aus der Mottenkiste verbissen hat und dass das Projekt für sie eine Art Selbst-Therapie ist. Da wird die clevere Elaine Kim (Krista Marie Yu,  "Last Man Standing") etabliert, die über einem Job in Silicon Valley zum Streamingdienst Hulu gekommen ist - und dort in den Posten als Verantwortliche für Comedyserien befördert wurde, ohne auch nur ein einziges Mal am Set gewesen zu sein. Da ist der Writers' Room (die Autoren), der zur Hälfte mit Gordons alten Kampfgenossen besetzt ist (denen keine Körperfunktion peinlich ist) und zur anderen Hälfte von Hannah mit Millennials zusammengestellt wurde. Es gibt als Running Gags den Regisseur-Veteranen, den nichts aus der Ruhe bringen kann - auch weil ihm dazu in seinem Alter einfach die Energie fehlt (Darsteller Lawrence Pressman ist 83 Jahre alt), oder den Unternehmensanwalt, der vollkommen dabei aufgeht, nun "beim Film" mitarbeiten zu dürfen. Immer wieder geht es auch um den Wandel in der Industrie: Um Witze, die man so nicht mehr machen kann oder um die persönlichen Beziehungen, bei denen die Personalabteilung informiert werden muss.

Und vor allem gibt es immer wieder Situationen, in denen die Produzenten (das ist nun einmal Levitans Blickwinkel) sich ein Bein ausreißen, eine gute und stimmige Serie auf die Beine zu stellen - und dann von irgendwelchen übergeordneten Managern Sachzwänge aufgedrückt bekommen, die alles zu torpedieren drohen. In der Serie ist das unter anderem, dass Hulu darauf besteht, eine bestimmte junge Schauspielerin-Slash-Realitystar (Alyah Chanelle Scott aus  "The Sex Lives of College Girls") für eine zentrale Rolle hereinzubringen (die auch Social-Media-Followerschaft mitbringt), auch wenn sich die Produzenten in der Rolle eigentlich etwas ganz anderes vorgestellt hatten.

"Reboot" ist bei weitem nicht per se schlecht. Wie gesagt, die Darsteller beherrschen ihr Fach. Und aus den anfänglichen Gegensätzen an den verschiedenen Brennpunkten - das Ex-Paar Reed und Bree, die gegensätzlichen Showrunner Hannah und Gordon, der Writers' Room - erwachsen immer wieder Wohlfühlmomente, auch verschiedene Running Gags funktionieren. Aber bei den hochwertigen Zutaten hätte das Endergebnis halt ein Hochgenuss werden sollen, keine Durchschnittskost.

Dieser Text beruht auf Sichtung der gesamten Auftaktstaffel von "Reboot".

Meine Wertung: 3.0/5

"Reboot" hatte im September und Oktober bei Hulu Premiere und ist seit dem 2. November in Deutschland bei Disney+ abrufbar. Ob es nach der achtteiligen Auftaktstaffel eine Fortsetzung geben wird, ist noch nicht entschieden.


 

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von "The Americans" über "Arrow" bis "The Big Bang Theory". Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von TV Wunschliste.

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