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Jason Segel zündet in neuer Apple-Dramedy noch nicht den Gag-Turbo
Jimmy (Jason Segel, l.) und Paul (Harrison Ford, r.) haben unterschiedliche Berufsauffassungen.
Apple Studios
TV-Kritik/Review: "Shrinking": Gegen alle Regeln/Apple Studios

Nach großen Serienhits tut sich für manche Schauspieler eine gähnende Leere auf. Verbunden mit einer beliebten und markanten Rolle fällt es zuweilen schwer, Anschluss zu finden, anders wahrgenommen zu werden, neue Schritte zu gehen. Jason Segel, der im Erfolgsformat  "How I Met Your Mother" als liebenswert-schusseliger Anwalt Marshall Eriksen zu sehen war, gehört eher nicht in diese Kategorie, gelang ihm die Ablösung von der US-Sitcom doch zumindest halbwegs ordentlich. Ab 2014 übernahm er einige Schauspielparts, schrieb Drehbücher und fungierte teilweise auch als Produzent, etwa in der Anthologie-Serie  "Dispatches from Elsewhere" oder dem Netflix-Film  "Windfall". In der neuen Apple-Eigenproduktion  "Shrinking", die er zusammen mit den  "Ted Lasso"-Verantwortlichen Brett Goldstein und Bill Lawrence entwickelte, spielt er nun einen aus der Bahn geworfenen Therapeuten (im Englischen umgangssprachlich "shrink" genannt), der in der Arbeit mit seinen Patienten alle Regeln über Bord wirft. Gut aufgelegte Darsteller treffen in den ersten vier von neun Folgen auf moderat lustige Situationen und einige Stereotypen aus dem Malkasten für Charakterzeichnung.

Mitten in der Nacht lässt er es mit zwei Prostituierten am Pool krachen. Seinen Frust betäubt er mit Alkohol und Drogen. Verkatert schwingt er sich morgens, da der Tank mal wieder leer ist, auf ein viel zu kleines Fahrrad und schnallt sich einen pinken Helm um, der ihm natürlich kein bisschen passt. Jimmy (Jason Segel) hat sein Leben offensichtlich nicht im Griff. Irgendetwas läuft schief, ist aus dem Gleichgewicht geraten. Kein Wunder also, dass ihn seine wackelige Bike-Tour geradewegs in ein psychotherapeutische Praxis führt. Doch siehe da, der hochgewachsene Chaot nimmt nicht auf der Couch Platz, um sich seine Sorgen von der Seele zu reden, sondern zückt Stift und Notizheft, weil er anderen Menschen mit ihren Ängsten, Nöten und Unsicherheiten helfen will. Der Protagonist von "Shrinking" wird recht holzhammermäßig eingeführt und entspricht einem Klischee, das in den Unterhaltungsmedien schon oft bemüht wurde: der Psychologe, der vor seiner eigenen Haustür gewaltig aufzuräumen hat.

Gerade in den USA, wo therapeutische Unterstützung weitverbreitet und weniger tabuisiert ist als in Deutschland, gibt es zahlreiche komödiantische Geschichten, in denen ein Seelenhelfer eine zentrale Rolle spielt.  "Reine Nervensache",  "Die Wutprobe" und  "Shrink - Nur nicht die Nerven verlieren" sind drei Beispiele, die die vertrauensvolle Konstellation von Therapeut und Patient für allerlei amüsante Verwicklungen nutzen. In diese Kerbe schlägt auch die neue Apple-Serie, deren Hauptfigur noch vor Einsetzen der eigentlichen Handlung einen heftigen Schicksalsschlag erlitten hat. Der Unfalltod seiner Ehefrau Tia (Lilan Bowden) - hin und wieder in Erinnerungen und imaginierten Bildern präsent - setzt Jimmy so sehr zu, dass er es nicht fertigbringt, seiner Tochter Alice (Lukita Maxwell) beizustehen, gemeinsam mit ihr zu trauern. Die Teenagerin fühlt sich von ihrem Vater im Stich gelassen und findet Trost bei Nachbarin Liz (Christa Miller), die nach dem Auszug ihres Sohnes nach einer Aufgabe sucht und quasi zu einer Ersatzmutter für Alice wird.

Jimmy (Jason Segel) muss sein Leben neu ordnen.
Jimmy (Jason Segel) muss sein Leben neu ordnen. Apple TV+

Geplagt von seinem Schmerz, fällt es Jimmy immer schwerer, auf seine Patienten angemessen einzugehen. In einer Montage, die verschiedene Hilfesuchende im Schnelldurchlauf vorstellt, zeugen seine zunehmend entgleisenden Gesichtsausdrücke von wachsender Ungeduld und Unverständnis. Warum die Probleme nicht einfach entschlossen anpacken? Nägel mit Köpfen machen und das, was einen belastet, beiseiteschieben? Die Lösung sei im Grunde einfach, knallt er der in einer toxischen Ehe feststeckenden Grace (Heidi Gardner) vor den Latz und rät ihr ganz direkt, sofort einen Schlussstrich zu ziehen. Als Jimmy für seine pure Lebensfreude ausstrahlende Kollegin Gabby (Jessica Williams) die Betreuung des zu Gewaltausbrüchen neigenden Afghanistanveteranen Sean (Luke Tennie) übernimmt, setzt er seinen neuen radikal ehrlichen, unkonventionellen Kurs fort. Zunächst schleppt er den jungen Mann zum Kickboxen, damit er seine Aggressionen im Ring ausagieren kann. Später gewährt der Therapeut ihm sogar Unterschlupf in seinem Haus. Dass Jimmy seine professionelle Distanz verliert und ethische Grenzen überschreitet, stößt vor allem seinem an Parkinson erkrankten Mentor Paul (Harrison Ford) übel auf, der gerade das Gegenteil verkörpert.

Das ist sie, die Gemengelage der Serie, die erst einmal über den Schmunzelcharme nicht hinauskommt. Weder die Dialoge noch die Momente körperbetonter Situationskomik sprühen vor Esprit. Häufig sind es eher einfache Gags, mit denen uns die Macher zum Lachen animieren wollen. Jimmys bereits erwähnte Fahrradfahrt in den ersten Minuten ist ebenso exemplarisch wie eine Szene, in der er seiner unter Zwangsstörungen leidenden Patientin Wally (Kimberly Condict) garantiert, dass sein Büro ein safe space sei, der natürlich im nächsten Augenblick von Jimmys bestem Freund Brian (Michael Urie) für eine peinliche Schimpftirade gestürmt wird. Ein Witz mit Ansage!

Was außerdem für Irritationen sorgt: Psychische Erkrankungen scheinen erst einmal relativiert zu werden. Nach dem Motto: Ist ja alles nur halb so schlimm. Mit festem Willen lässt sich vieles aus dem Weg räumen. Auch wenn Paul immer wieder mahnend an das Patientenwohl erinnert und damit Jimmys Grenzüberschreitungen kritisiert, hat man anfangs das Gefühl, die Serie versuche, ihren Protagonisten über jeglichen Zweifel zu erheben. Für kleine Risse sorgen lediglich die sporadisch eingeworfenen Kommentare über das privilegierte Umfeld, in dem sich der Therapeut bewegt. Lebt er doch in einem schmucken Stadtteil von Pasadena und muss im Alltag deutlich weniger Hürden nehmen als der Afroamerikaner Sean, den eine Nachbarin Jimmys nach seinem Einzug gleich für einen Kriminellen hält. Hinweise dieser Art könnten allerdings noch konsequenter und bissiger eingeflochten werden.

Alice (Lukita Maxwell) sucht Rat bei Paul (Harrison Ford).
Alice (Lukita Maxwell) sucht Rat bei Paul (Harrison Ford). Apple TV+

Überdurchschnittlichen Unterhaltungswert haben in den ersten drei Folgen die bevorzugt in der Küche des Therapiezentrums stattfindenden Gespräche zwischen Jimmy, Gabby und Paul. Nicht nur sind die drei Figuren in ihrem Wesen völlig unterschiedlich. Die Darsteller arbeiten die Gegensätze in ihrem Spiel auch schön heraus und servieren uns ein paar amüsante Reibereien. Wie schon in "How I Met Your Mother" gibt Segel überzeugend den etwas verklatschten Sympathieträger, dem man seine Schwächen und Fehler verzeihen kann. Jessica Williams stattet ihre Rolle mit einer erfrischenden Lässigkeit aus. Und Kinostar Harrison Ford verleiht dem alten, seine eigene Enttäuschung mit sich herumtragenden Grantler mit sparsamen Mitteln eine herrlich trockene, sarkastische Note.

Spürbar mehr Schwung als vorher nimmt "Shrinking" in der vierten Episode auf. Hier erkennt Jimmy zum Beispiel, was die fehlende Distanz zu seinen Patienten Unangenehmes bewirken kann, und erkundigt sich zum ersten Mal nach den Afghanistanerlebnissen Seans. Möglich also, dass die Serie die posttraumatische Belastungsstörung des jungen Soldaten in den nächsten Kapiteln nicht mehr einfach nur weglächeln wird. Etwas mehr Fleisch im Sinne von Profil bekommt zudem die als klassische desperate housewife etablierte Liz, die in alkoholgeschwängerter Runde einige lustige Sprüche raushauen darf. Überhaupt sind die Gags nun etwas besser und weniger leicht zu erahnen. Hoffen wir, dass es im weiteren Verlauf so bleibt!

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt neun Folgen der Serie "Shrinking".

Meine Wertung: 3/5

Die ersten beiden Episoden der Serie "Shrinking" sind ab dem 27. Januar bei Apple TV+ verfügbar. Danach werden die Folgen im Wochenrhythmus veröffentlicht.


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