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Netflix-Crime-Comedy schickt exzentrische Ermittlerin ins Weiße Haus - und macht daraus zu wenig
Cordelia Cupp (Uzo Aduba) und Edwin Park (Randall Park) ermitteln im Weißen Haus
Netflix
TV-Kritik/Review: "The Residence": Ein "Knives Out" für zwischendurch/Netflix

Einen Blick hinter den Vorhang des wohl berühmtesten Regierungssitzes der Welt wagt Kate Andersen Brower, eine frühere Korrespondentin im Weißen Haus, in ihrem Buch "The Residence: Inside the Private World of the White House". Das Interesse der Journalistin gilt dabei dem Personal, den, salopp formuliert, einfachen Leuten, die dafür sorgen, dass sowohl der Alltag als auch staatliche Festessen reibungslos über die Bühne gehen. Ein Ansatz, der den Drehbuchautor Paul William Davies ( "Scandal") zu einem humorigen Murder-Mystery inspirierte, das eben diesen geschichtsträchtigen Ort als Hauptschauplatz nutzt. Die von Shonda Rhimes (unter anderem bekannt für  "Grey's Anatomy", "Scandal",  "How to Get Away with Murder" und  "Bridgerton") produzierte Netflix-Serie  "The Residence" weckt Hoffnungen auf eine mitreißende Mördersuche, ist nach Sichtung der vorab bereitgestellten ersten sieben von insgesamt acht Folgen aber nicht mehr als ein netter Zeitvertreib.

132 Zimmer. 157 Verdächtige. Eine Leiche. Eine überaus exzentrische Ermittlerin. Ein desaströses Staatsbankett. 'The Residence' ist eine äußerst humorvolle Krimiserie, die sich in den Sälen, Gängen und Hinterzimmern des Weißen Hauses abspielt... So bewirbt der Streamingdienst im offiziellen Pressetext das von Davies erdachte Rätselraten - und erweckt den Eindruck, dass wir es hier mit einem Locked-room-Szenario zu tun haben. Einer Situation also, in der zahlreiche unterschiedliche Menschen den Tatort aus ermittlungstechnischen Gründen nicht verlassen dürfen. Ganz falsch ist das sicher nicht. Was die Marketingexperten in der Ankündigung jedoch unterschlagen: Das Setting des Weißen Hauses wird im Verlauf der Serie des Öfteren verlassen. "The Residence" entwickelt dadurch eine Dynamik, die gerade zu Beginn ansteckt. Eine sich zuspitzende, klaustrophobische Atmosphäre will sich auf diese Weise allerdings nicht ergeben. Egal, wie oft unsere Hauptfigur Cordelia Cupp ( "Orange is the New Black"-Star Uzo Aduba) auch darum bittet, dass man ihr die in den Gängen herumlungernden Gäste des Staatsbanketts vom Leibe halten möge.

Ausgangspunkt der Handlung ist der Tod des Chief Ushers A.B. Wynter (Giancarlo Esposito ersetzte den während der Dreharbeiten verstorbenen Andre Braugher), der das Haushaltspersonal und die Betriebsabläufe im Weißen Haus lenkt. Während US-Präsident Perry Morgan (Paul Fitzgerald) eine australische Delegation verköstigen lässt, taucht im dritten Stock die Leiche Wynters auf, den Esposito in vielen Rückblenden sehr überzeugend als distinguierten, auf Traditionen pochenden, nicht gerade herzlichen Vorgesetzten verkörpert.

Hier ist A.B. Wynter (Giancarlo Esposito) noch quicklebendig
Hier ist A.B. Wynter (Giancarlo Esposito) noch quicklebendig Netflix

Harry Hollinger (Ken Marino), Morgans Chefberater, schließt von ersten offensichtlichen Verletzungen sofort auf einen Selbstmord, stößt damit aber schnell auf Widerstand. Auftritt: Cordelia Cupp, die als Consultant des für den Fall zuständigen Metropolitan Police Departments die Ermittlungen übernimmt und dabei von FBI-Agent Edwin Park (ein oft nur Grimassen schneidender Randall Park) begleitet wird. Alle Gäste und Bediensteten müssen vor Ort bleiben und sich für Befragungen bereithalten. Denn für Cup riecht das Ganze nach einem Tötungsdelikt.

Vor allem am Anfang macht es Spaß, Cordelia dabei zu beobachten, wie sie den sich zum Teil verbrüdernden Männercliquen, die die Angelegenheit so schnell wie möglich aus der Welt schaffen wollen, die Stirn bietet. Auf jeden noch so dummen Spruch hat sie eine Antwort parat. Und nicht selten schauen die ach so wichtigen Herren schön bedröppelt aus der Wäsche. Besonders kritisch beäugt wird ihr eigenwilliger Stil. Wie es sich für eine nur ausgedachte Expertin in Sachen Mord gehört, ist Cordelia nicht unbedingt gewöhnlich. Ihre Obsession für Vögel fließt regelmäßig in die Nachforschungen ein - was zugegebenermaßen manchmal etwas forciert erscheint. Mitunter starrt sie ihre Gesprächspartner nur an. Und kein einziges Mal möchte sie von "Verdächtigen" sprechen. Dass an einer Stelle sogar ihre Backstory beleuchtet wird, ist nicht unbedingt vonnöten. Dank Uzo Adubas pointierter Darbietung wird aus Cordelia auch so eine schillernde Figur.

Gleichzeitig lässt sich allerdings nicht leugnen, dass sie ein bisschen wie ein Amalgam bekannter Ermittler aus Film, Fernsehen und Literatur daherkommt. Wie sie aus kleinen Details Rückschlüsse auf die Zusammenhänge zieht, erinnert an Sherlock Holmes, nicht zuletzt die von Benedict Cumberbatch gespielte moderne Variante. Wenn sie über den Boden krabbelt, um neue Perspektiven einzunehmen, kommt einem zudem "Eine Frage habe ich da noch"-Kultinspektor Columbo in den Sinn. Sich von anderen Charakteren inspirieren zu lassen, ist natürlich nicht verboten. Die Gefahr, Muster zu recyclen, schwebt aber in manchen Szenen, zumindest vage, über "The Residence".

Die Schwiegermutter des US-Präsidenten (Jane Curtin) findet die Leiche
Die Schwiegermutter des US-Präsidenten (Jane Curtin) findet die Leiche Netflix

Mit Anspielungen geizt die Netflix-Produktion ohnehin nicht. Die einzelnen Episoden sind nach berühmten Filmen, Serien oder Krimigeschichten benannt. Und auch in den Dialogen werden diverse, nicht immer pfiffige Metakommentare abgefeuert. Zum Running Gag entwickeln sich die Verweise auf den australischen Hollywood-Star Hugh Jackman, der als Gast am Staatsbankett teilnimmt und viele Anwesende in helle Aufregung versetzt. Richtig zu sehen ist der echte Darsteller freilich nie. Stets taucht der Serien-Jackman nur im Anschnitt auf. Oder aber bloß Teile seines Körpers geraten ins Blickfeld. Im Gegensatz dazu gibt sich seine Landsfrau Kylie Minogue tatsächlich als sie selbst die Ehre und darf ein ums andere Mal die etwas launische Diva spielen. Vor allem der Jackman-Scherz nutzt sich auf Dauer jedoch ab. Ebenso wie das unprofessionell-absurde Verhalten des promisüchtigen Secret-Service-Agenten Colin Trask (Dan Perrault).

Das eingangs schon erwähnte Tempo erreicht "The Residence" durch schnelle Szenenwechsel, eine agile, das Weiße Haus neugierig erforschende Kamera und so manches schnittige Wortduell. Dialoge werden zum Teil an einem anderen Ort und von einer anderen Figur fortgeführt. Und immer wieder arbeitet die Serie mit Montagen, in denen sich die Aussagen der befragten Personen eklatant widersprechen. Eine Strategie, die köstlich amüsieren kann, in stetiger Wiederholung aber zwangsläufig auch an Wirkung einbüßt.

Zweiter zentraler Schauplatz der Krimikomödie ist ein Kongressgebäude, in dem einige Zeit nach den Ermittlungen zu Wynters Tod eine Anhörung unter Vorsitz des Senators Aaron Filkins (besetzt mit Ex-Senator Al Franken, der 2018 nach Belästigungsvorwürfen von seinem Amt zurücktrat) stattfindet. Politische Zwischentöne scheinen hier gelegentlich durch. Insgesamt hält sich "The Residence" mit bissigen Anmerkungen und cleveren Pointen zum realen Geschehen im US-Regierungszirkus jedoch zurück. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf den "normalen" Bediensteten im Weißen Haus liegt, hätte sich die Netflix-Serie ruhig ein paar mehr Seitenhiebe auf die Wirklichkeit erlauben dürfen.

Kylie Minogue muss beim Staatsbankett als Unterhalterin einspringen
Kylie Minogue muss beim Staatsbankett als Unterhalterin einspringen Netflix

Dass man kritische Zustandsbeobachtungen gewitzt in ein Murder-Mystery einbauen kann, bewies vor nicht allzu langer Zeit der Kinofilm  "Knives Out", auf dessen Ermittlerfigur "The Residence" explizit Bezug nimmt. Mehr noch: In einem Punkt kopieren Paul William Davies und seine kreativen Mitstreiter gar einen markanten Gag aus Rian Johnsons stargespickter Leinwandarbeit, die Krimiplot und Komik gut auszubalancieren weiß. Im direkten Vergleich hat die Serie da das Nachsehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung von sieben Folgen der acht Episoden umfassenden Serie "The Residence".

Meine Wertung: 3/5



 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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