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TV-Kritik/Review: "Paradise": Thriller des "This Is Us"-Erfinders entpuppt sich als komplexes und packendes Gedankenspiel

Streamingdienst Disney+ gewährt Serie Frühstart
"Paradise" mit (v.l.) James Marsden, Sterling K. Brown und Julianne Nicholson
The Walt Disney Company
TV-Kritik/Review: "Paradise": Thriller des "This Is Us"-Erfinders entpuppt sich als komplexes und packendes Gedankenspiel/The Walt Disney Company

It's just another day in paradise. Wer aus der Generation X oder älter erinnert sich nicht an diese Textzeile von Phil Collins? Cal Bradford (James Marsden,  "X-Men"), der zu Beginn von  "Paradise" amtierende US-Präsident, hat sie defintiv noch im Ohr, er liebt ohnehin Popsongs aus den 1980er Jahren. Sein persönlicher Bodyguard Agent Xavier Collins (Sterling K. Brown,  "American Crime Story") vom Secret Service findet es allerdings gar nicht lustig, als Bradford eines Abends diese CD einlegt und mitsingt. Denn als so paradiesisch wie viele andere Bewohner dieser vermeintlich idyllischen Stadt empfindet Collins sie nicht. Das hat viel damit zu tun, wie seine geliebte Ehefrau vor einigen Jahren starb und dass Bradford sie offensichtlich nicht gerettet hat.

Was genau damals passiert ist, bleibt lange im Dunkeln und wird erst nach und nach im Verlauf der ersten sieben Episoden der insgesamt achtteiligen ersten Staffel der Serie enthüllt, die in den USA bei Hulu und bei uns über Disney+ zu sehen ist. Wie überhaupt sehr viel lange im Unklaren gehalten wird. So verraten die vorab bekannt gegebenen Serieninfos und die Trailer so gut wie nichts vom eigentlichen Setting der Serie, die Erfolgsproduzent Dan Fogelman ( "This Is Us") entwickelt hat.

Die Auftaktfolge beginnt mit dem Alltag des Personenschützers, der morgens durch eine idyllische Vorortlandschaft joggt, bevor er seinen Dienst im Weißen Haus antritt. Aber irgendetwas ist nicht wie sonst: Der Präsident reagiert nicht auf Xaviers Klopfen an der Zimmertür. Als er eintritt, findet er Bradford tot auf dem Boden, den Kopf in einer Blutlache - er wurde offensichtlich ermordet. Nachdem Xavier versucht hat, Spuren zu finden und die Situation unter Kontrolle zu halten, löst er Code-Red-Alarm aus. Und wird wenig später selbst zum Verdächtigen, hatte er doch offensichtlich seit längerem ein ambivalentes bis schwieriges Verhältnis zu seinem Schutzbefohlenen.

Loyaler Personenschützer und innerlich zerrissener Mann: Agent Xavier Collins (Sterling K. Brown)
Loyaler Personenschützer und innerlich zerrissener Mann: Agent Xavier Collins (Sterling K. Brown) The Walt Disney Company

So viel verraten auch die Trailer; was dann allerdings am Ende der ersten Folge enthüllt wird, stellt das ganze Serienkonzept auf den Kopf und offenbart, dass wir es hier im Kern mit einem ganz anderen Genre zu tun haben. Denn das Weiße Haus steht gar nicht mehr in Washington, D.C., und dies sind auch nicht die Vereinigten Staaten - jedenfalls nicht so, wie wir sie kennen. Vielmehr kommt nun ein starkes Science-Fiction-Element hinzu, ein Gedankenspiel, das grundlegende Fragen über die menschliche Existenz erlaubt. Die, wer den Präsidenten ermordet hat und vor allem warum, tritt hingegen fast in den Hintergrund, je weiter die Handlung voranschreitet. Die Tat entpuppt sich als Teil einer weitaus größeren Verschwörung, der Xavier durch seine Hartnäckigkeit nach und nach auf die Schliche kommt. Dadurch wird er für diejenigen gefährlich, die hier wirklich die Macht haben. Soviel kann man wohl verraten: Der betont trottelig gezeichnete Vize-Präsident (Matt Malloy), der als Bradford-Nachfolger vereidigt wird, ist es jedenfalls nicht.

Beginnt "Paradise" noch als recht konventioneller, wenn auch durchaus spannender Thriller, entwickelt sich die Serie von Folge zu Folge beachtlich. Nicht nur, was die zunehmenden Elemente anderer Genres (Mystery, Katastrophenfilm) angeht, sondern auch hinsichtlich der steigenden Intensität. Den (vorläufigen?) Spannungshöhepunkt erreicht die Staffel in der siebten und vorletzten Episode, die fast vollständig aus einer langen Rückblende besteht, die einen kaum noch ruhig auf dem Sofa sitzen lässt. Und das, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt - zumindest was die Konsequenzen angeht - längst wissen, wie dieser Tag endete.

Die größte aller Krisensitzungen: Hier war US-Präsident Cal Bradford (James Marsden) zumindest noch am Leben
Die größte aller Krisensitzungen: Hier war US-Präsident Cal Bradford (James Marsden) zumindest noch am Leben The Walt Disney Company

Hier ist die packende Inszenierung ebenso hervorzuheben wie die dichte Erzählweise. Trotz aller Dramatik und sich überschlagender Ereignisse schafft es Drehbuchautorin Nadra Widatalla, emotionale zwischenmenschliche Momente wie das Gespräch des Präsidenten mit einem alten Putzmann im Weißen Haus einzubauen. Es sind diese kleinen Szenen, die daran erinnern, dass es selbst in globalen Krisen immer um einzelne Menschen geht.

Zum positiven Gesamtbild tragen auch die Figuren bei, die fast alle ambivalent sind, statt übliche Gut-Böse-Schemata zu bedienen. So war Bradford ein aufrichtiger und menschenliebender Präsident, aber auch ein Säufer, der gerne in Selbstmitleid badete. Seine engste Beraterin Samantha Redford (Julianne Nicholson,  "Masters of Sex") ist offensichtlich am Gemeinwohl interessiert, aber auch bereit, dafür moralische Grenzen zu überschreiten. Und auch der eigentliche Held Xavier Collins ist einerseits ein treuer Staatsdiener, der sich vor den Präsidenten wirft, um eine Kugel abzufangen, andererseits aber auch von persönlichen Motiven gesteuert. Sein Kollege Billy (Jon Beavers) ist ein loyaler Freund und guter Nennonkel für Xaviers Kinder, hat aber auch eine gewalttätige Vergangenheit. 

Zwei der wichtigsten Menschen im "Paradies": die Psychologin (Sarah Shahi) und Samantha Redmond (Julianne Nicholson)
Zwei der wichtigsten Menschen im "Paradies": die Psychologin (Sarah Shahi) und Samantha Redmond (Julianne Nicholson) The Walt Disney Company

Die SchauspielerInnen verfügen über das Talent, diese vielfältigen Personen glaubwürdig zu verkörpern. Insbesondere Brown und Nicholson sind hervorragend, aber auch der oft unterschätzte Marsden (nach mehr als 20 Jahren mit seiner  "Ally McBeal"-Partnerin Nicholson wiedervereint) überzeugt als unkonventioneller US-Präsident mit jugendlichem Charme und Selbstzweifeln.

Überaus gelungen ist auch der Einsatz von Musik. Da Bradford so ein 80s-Fan war, unterlegen meist moderne Coverversionen entsprechender Hits wie "Every Rose Has Its Thorn" von Poison und "Eye of The Tiger" von Survivor die Schlusssequenzen der einzelnen Episoden, jeweils passend zur Stimmung. Auf der negativen Seite sind einige etwas unglaubwürdig geratene Storyentwicklungen zu nennen. Auch die entworfene Welt ist nicht immer in sich stimmig und realistisch, ebenso wie manche extremen Handlungen der Figuren. Außerdem dauert es doch einige Folgen, bis die Geschichte wirklich packt.

Zwei von Xaviers engsten KollegInnen: die Agenten Billy (Jon Beavers) und Jane (Nicole Brydon Bloom)
Zwei von Xaviers engsten KollegInnen: die Agenten Billy (Jon Beavers) und Jane (Nicole Brydon Bloom) The Walt Disney Company

Spätestens in der vierten Episode, die sich auf Billy konzentriert (in den meisten Folgen steht eine Figur im Mittelpunkt, deren Vorgeschichte parallel zur Haupthandlung in Rückblenden erzählt wird), wird jedoch klar, dass man es hier mit einer außergewöhnlichen Serie zu tun hat. Da wir hier große Spoiler vermeiden wollen und müssen, sollten sich alle, die komplexe Dramaserien mögen, selbst ein Bild davon machen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten sieben Episoden von "Paradise".

Meine Wertung: 4/5

>Disney+ hat die Zuschauer damit überrascht, dass die Auftaktfolge der Serie bereit in der Nacht zum Montag veröffentlicht wurde, statt wie zuvor angekündigt mit den Folgen 2 und 3 am 28. Januar. Die weiteren Episoden der achtteiligen Staffel folgen dann jeweils dienstags.



 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User 65112 schrieb am 28.01.2025, 11.24 Uhr:
    Ich bin sehr gespannt. Ich würde es Disney auch gönnen, dass sie endlich mal wieder einen Erfolg mit einer guten Serie landen. Da haben sie oft kein glückliches Händchen.
  • Sentinel2003 schrieb am 29.01.2025, 09.15 Uhr:
    wieso, sind Sie Disney Fan??
  • 7ede7 schrieb am 28.01.2025, 05.12 Uhr:
    Nach dem Kommentar kommt man anschließend nicht drum rum.