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Boykott-Aufruf gegen ABC wegen "Last Man Standing", CBS verteidigt Mangel an Frauen

von Bernd Krannich in Mediennews
(19.05.2017, 10.41 Uhr)
Die Skandälchen der Upfronts 2017
"Last Man Standing"
ABC
Boykott-Aufruf gegen ABC wegen "Last Man Standing", CBS verteidigt Mangel an Frauen/ABC

Wie jedes Jahr gab es auch 2017 im Rahmen der Upfronts Kontroversen. Besonders zwei Themen stachen dabei heraus: Einerseits wurde kritisch gesehen, dass US-Sender CBS erneut keine Serie mit einer weiblichen Hauptfigur bestellt hatte. Andererseits wurde der Vorwurf laut, die Absetzung von  "Last Man Standing" bei ABC sei als eine Art Zensur gegen konservative Meinungen (wie die von Hauptfigur Mike Baxter und auch Hauptdarsteller Tim Allen) zu werten - Boykottaufrufe gegen ABC waren die Folgen.

Last Man Standing
Nicht einfacher wurde hier die Lage dadurch, dass sich Tim Allen bereits Anfang des Jahres ins Gespräch gebracht hatte: Als jemand mit konservativen Ansichten in Hollywood fühle er sich wie ein Bewohner Deutschlands in den 1930ern: Wenn man nicht der allgemeingültigen Meinung anhänge, dann müsse man einiges einstecken ("you get beat up"). Allen, als Konservativer, sah sich im weitestgehend liberalen Hollywood also als unterdrückter Außenseiter.

Als dann ABC "Last Man Standing" trotz ordentlicher Quoten einstellte, sahen konservative Verbände dies bestätigt - und stellten bei der Meinungs-Plattform Change.org eine entsprechende Petition ein, die Serie wegen ihrer Ausnahmestellung wiederzubeleben - wobei auch ein Boykott-Aufruf eingearbeitet wurde. Bisher hat dieser Aufruf mehr als 350.0000 Unterzeichner (anzumerken ist, dass der Text der Petition erst weit unten den vagen Boykott-Aufruf enthält).

ABCs Senderchefin Channing Dungey entgegnete, dass die Absetzungsentscheidung von programmplanerischen Überlegungen getragen war. Denn ABC habe entschieden, dass die Comedy-Stunde am Freitag (wo "Last Man Standing" lief) zugunsten eines zweistündigen Genreblocks ( "Once Upon a Time - Es war einmal..." und Marvel-Serien, TV Wunschliste berichtete) weichen müsse.

Dungey habe sich die Absetzungsentscheidung nicht leicht gemacht, weil die Serie konstante Quoten vorweisen konnte. So habe sie sich die finanzielle Seite angesehen (inklusive der Tatsache, dass die Serie nicht ABC Studios gehört), Informationen zur Planung der weiteren Handlung, Einschaltquoten und Zuschauer-Resonanz ("viewer engagement") abgewogen. Branchenkenner spekulieren, dass vor allem die schon seit Jahren schwierigen Verhandlungen um die hohe Lizenzsumme, die ABC an das Produktionsstudio 20th Century Fox TV überweisen muss, einen Wechsel von "Last Man Standing" auf einen anderen Comedy-Sendeplatz bei ABC unrentabel gemacht hätte. ABC hatte das Format nach einer quotenschwachen ersten Staffel vom Mittwoch auf den Freitag abgeschoben.

Zu wenig Frauen bei CBS?
Bei den Upfronts im vergangenen Jahr bestellte CBS sechs Serien mit männlichen, weißen Protagonisten ("Leads"). Das sorgte insbesondere daher für Unmut, da der Sender den von vielen als aussichtsreich gehandelten Serienpiloten zur amerikanischen Kult-Detektivin Nancy Drew fallen ließ. In diesem Jahr wurden nun fünf neue Serien bestellt. Alle mit männlichen Hauptfiguren, immerhin eine davon nicht weiß.

CBS-Corps-Chef Leslie Moonves, der für den erkrankten Senderchef Glenn Geller eingesprungen war, wurde nun mit kritischen Fragen zum Mangel an weiblichen Hauptfiguren konfrontiert. Mit seinen drei Antworten konnte er die Kritik nur bedingt entkräften.

Einerseits führte er aus, dass CBS den "besten" Pilotepisoden eine Serienbestellung gegeben habe. Und die hätten nun einmal in diesem Jahr männliche Hauptdarsteller gehabt. Weiterhin habe CBS unter den weiblichen Zuschauern den größten Anteil ("More women watch CBS percentage-wise than any other network"), also könne man schließen, dass Frauen sich bei den Serien des Senders gut unterhalten fühlen würden.

Daneben relativierte Moonves die Anschuldigung von mangelhafter weiblicher Beteiligung durch die Ansicht, dass man nicht nur den Sender CBS, sondern die ganze Firma CBS Corp. betrachten müsse. Und durch andere Tochterunternehmen wie The CW, Showtime und CBS All Access würde nachgewiesen, dass es sich keinesfalls um ein systematisches Vorgehen handle. Ergänzend verwies Moonves auf alle bekannten CBS Serien mit weiblichen Leads:  "The Good Fight" und dessen Vorgänger  "Good Wife",  "Madam Secretary" und Lucy Liu als Co-Lead bei  "Elementary".

Die Antworten lassen einige kritische Anmerkungen zu. Einerseits die Frage nach den Bewertungsmaßstäben für "beste Serienpiloten". Sicher, es gibt Zuschauertests ("Focus Groups"), die zu statistischen Ergebnissen führen. Trotzdem bleibt aber die Frage danach, ob es nicht auch im Auge des Entscheiders liegt, welche der Zahlen dabei wichtiger für die Bestellentscheidung sind.

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob Frauen (vor und hinter der Kamera) in Hollywood auf allen Eben so unterrepräsentiert sind, dass man aktive Förderung betreiben muss, damit sich Führungskräfte entwickeln können.


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Leserkommentare

  • OStD Dr. Gottlieb Taft schrieb via tvforen.de am 20.05.2017, 11.55 Uhr:
    Tim, halt einfach die Fresse, damit ich mich als "Hör mal, wer da hämmert!"-Fan nicht mehr für dich schämen muss!
    @Helmprobst: Danke für die differenzierte Betrachtungsweise. Persönlich schätze ich allerdings eher unpolitische Sitcoms. Politik ist letztlich immer zeitgebunden, unpolitische Filme/Serien "halten" sich daher länger. Außerdem habe ich aus künstlerischer Sicht mehr Respekt für eine gelungene unpolitische Serie, die sich ernsthaft den Themen des Alltags widmet (wie z.B. "Hör mal, wer da hämmert!"), weil ich glaube, dass es da viel schwieriger ist, ein wirklich qualitativ hochwertiges Produkt abzuliefern, als ein politisch aufgeladenes. Politische Themen "funktionieren" leichter, halten sich dafür kürzer. Und wenn dann eine Serie so offensichtlich eine bestimmte Parteilinie vertritt wie "Last Man Standing" ist das nur noch peinlich.
  • Mantis schrieb am 19.05.2017, 20.20 Uhr:
    Sollen ein Frauensender gründen. Dann dürfte Schluss sein mit so überflüssigen Diskussionen.
  • Helmprobst schrieb via tvforen.de am 19.05.2017, 11.48 Uhr:
    Aus meiner Sicht zwei sehr interessante Punkte, über die man tatsächlich mal diskutieren sollte.
    Zu 1. Die Absetzung von "Last Man Standing" bedauere ich auch. Zwar teile ich nicht unbedingt Tim Allens Ansichten, aber seine Serie hat im Vergleich zu vielen anderen modernen Sitcoms Haltung. Es werden politische und gesellschaftliche Themen darin behandelt, was früher in vielen Sitcoms der Fall war. Heute wird hingegen häufig nur auf schnelle Gags gesetzt. Da ist es eine Abwechslung, wenn eine Comedy auch mal politisch wird und man sich auch als Zuschauer damit auseinander setzen kann. Wünsche der Petition daher viel Erfolg - auch wenn der Kostenfaktor bei der Produktion ebenso nachvollziehbar klingt.
    Zu 2. Eine sehr einseitige Betrachtung. Es gibt aktuell ja wohl mehr weibliche Hauptdarstellerinnen in anspruchsvollen und vielschichtigen Rollen als früher. Man muss nur mal an "How to get away with murder", "Scandal" oder "Grey's Anatomy" denken. Gut, die laufen halt auf einem anderen Sender, aber man kann einem Programm ja nicht vorwerfen, eine bestimmte Zielgruppen bedienen zu wollen. Dann könnte man sich ja auch beschweren, dass auf DMAX oder SPORT1 keine Backsendungen gezeigt werden. Wäre es hier ein allgemeiner Trend, dass in Serien generell überwiegend männliche, weisse Helden gezeigt werden, dann wäre die Kritik berechtigt. Aber den Bedarf nach einer Frauenquote erkenne ich beim besten Willen nicht. Daher finde ich es gut, dass die "besten Piloten" bestellt wurden - also eine Qualitätsentscheidung getroffen wurde satt hier unnötigerweise auf Diversität zu setzen.
  • Sentinel2003 schrieb am 19.05.2017, 11.01 Uhr:
    In Hollywood ist doch schon gang und Gäbe, das Frauen meisst eh nur Nebenrollen haben...ok, diese aufgezeahlten Seien sind da wahrscheinlich eh große Aussnahmen!!