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TV-Kritik/Review: "Titans": Batmans Robin ist jetzt "böse" - und das ist gut so
(29.10.2018)
Was lange währt, wird bekanntlich endlich gut. Demnach müsste
Deshalb hier die Kurzversion: Bereits 1964 erstmals in einem US-Comicheft aufgetreten, waren die Teen Titans ursprünglich ein Zusammenschluss jugendlicher Sidekicks, die ansonsten an der Seite berühmter Helden wie Batman und Wonder Woman kämpften, angeführt von Dick "Robin" Grayson. Richtig erfolgreich wurden die Hefte aber erst, als Marv Wolfman und George Pérez sie 1980 einem Relaunch unterzogen und mit ihren neu erfundenen Figuren Cyborg, der Alien-Dame Starfire und der Empathin Raven sowie einem Mix aus Action und zwischenmenschlichen Beziehungen den Nerv der jungen Leser trafen. Etliche Neustarts und Umbesetzungen später gehören die Titans in ihrem Herkunftsland noch immer zu den beliebtesten Superheldengruppen, während sie in Deutschland immer eher ein Schattendasein fristeten. Ehapa veröffentlichte in den 80ern zehn Alben unter dem Titel "Junge Giganten", eine Fortsetzung unter dem Originaltitel beim Hethke Verlag im Zuge der "Batmania" 1990 schaffte noch weniger Ausgaben. Erst seit hierzulande quasi alle US-Mainstreamcomics bei Panini erscheinen, kommen auch deutsche Titans-Fans regelmäßig auf ihre Kosten. Bekannter als die Comics dürften bei uns jedoch die beiden Animationsserien sein, die kindgerechte Versionen der Helden präsentieren und es dieses Jahr sogar auf einen Kinoableger (
Eine Parallelhandlung der Pilotfolge führt uns nach Wien, wo Kory Anders (alias Starfire, Anna Diop) - eine Frau mit knallroten langen Haaren - nach einem Autounfall am Rand einer Landstraße aufwacht und sich nicht erinnern kann, wie sie dort hinkam oder wer sie überhaupt ist. Eine Konfrontation mit dem Mob-Boss Kovar führt auch bei ihr zu einem plötzlichen Ausbruch ihrer Superkraft: Sie grillt einfach den Gangster und seine Gehilfen mittels eines aus ihren Händen schießenden Feuerstrahls. Zimperlich geht es also wirklich nicht zur Sache, worüber viele Fans und Kritiker bereits ihren Unmut geäußert haben. Insbesondere erstere kritisieren, die übertriebene Gewaltdarstellung und der allgemein düstere Tonfall passten nicht zum Geist der Vorlage. Dem könnte man allerdings erwidern, dass auch die Comic-Titans nicht nur für jugendliche Ungestümheit stehen, sondern mit legendären Geschichten wie dem "Judas-Vertrag" und dem Kampf gegen den Dämonen Trigon dunkle Erzählungen über Verrat, Versklavung, religiöse Besessenheit und den Weltuntergang hervorbrachten. Dennoch ist es natürlich ungewohnt und wirkt erst einmal befremdlich, wenn ausgerechnet Robin auf seinen nächtlichen Streifzügen Kriminelle dermaßen zusammenschlägt, dass man schon fast um deren Leben fürchtet. Ein größerer Kontrast zum fröhlich-unbeschwerten "Wunderknaben", wie er an der Seite seines leicht dicklichen Mentors in der alten
Die Zeiten, in denen Comicserien auf diese Weise fürs Fernsehen adaptiert wurden, sind zum Glück endgültig vorbei. Aber auch vom eher "hellen" Arrowverse, wie es die CW-Serien von
Das lässt sich nach nur zwei Folgen noch nicht abschließend beurteilen, da die Einführung der Charaktere noch im Gange ist. Anders als in den meisten anderen Serien um maskierte Helden ist die Origin-Story hier nicht nach der ersten Episode abgeschlossen, sondern wird sich anscheinend über weite Teile der ersten Staffel ziehen. So ist von einem Team im herkömmlichen Sinne bislang noch nichts zu sehen und auch das vierte potentielle Mitglied, der Gestaltwandler Beast Boy alias Garfield Logan (Ryan Potter), taucht nur in der Schlusssequenz des Piloten kurz auf: in Form eines grünen Tigers, der ein Videospiel klaut - so viel Comic Relief erlauben die Autoren sich dann doch.
Sicher kann man über einzelne Entscheidungen zu Besetzung und Namensgebung streiten: Graysons Identität als Nightwing, die er in den Comics bereits seit den 80ern hat, hätte besser zu dieser düsteren Version gepasst, der Name Robin ist aber eben außerhalb der Comicszene viel bekannter. Raven ist hier deutlich jünger als in den Comics, so dass Dick als ihr Mentor und Vaterfigur agieren kann. Das funktioniert bislang gut, zumal die beiden auch am besten charakterisiert werden. Starfire ist nun eine Schwarze, orangefarbene Haut wirkt im Film nun mal alberner als im Comic.
Insgesamt hinterlässt die Auftaktfolge mit interessant angeteaserten Geheimnissen, einer Mischung aus Mystery-, Horror- und Thrillerelementen und überzeugenden Jungdarstellern einen vielversprechenden Eindruck. Die zweite Episode verwirrt dann jedoch dadurch, dass sie die angerissenen Handlungsstränge weitgehend links liegen lässt (weit und breit keine Starfire und kein Beast Boy) und stattdessen mit dem Heldenduo Hawk und Dove zwei neue Nebenfiguren einführt. Dabei erinnert insbesondere der gealterte, noch brutaler agierende Hawk (Alan Ritchson) eher an den von Nicolas Cage gespielten Anti-Batman aus
Der große Wurf ist "Titans" nach zwei Folgen noch nicht, Potential ist - auch wegen der horizontalen Erzählweise - jedoch genügend vorhanden. Wenn die Macher in den weiteren Folgen die Geschichte etwas stringenter vorantreiben und neben Robin und Rachel auch die weiteren Figuren stärker herausarbeiten, stünde einer ernstzunehmenden Alternative zur Kino-"Justice League" wenig im Wege. Das interessantere Heldenteam waren die Titans in den Comics eigentlich schon immer.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie "Titans".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: DC Universe
Aktuell strahlt der US-amerikanische Streamingdienst DC Universe die zwölfteilige erste Staffel von "Titans" aus, eine zweite Auflage ist bereits bestellt. Die Rechte für den deutschsprachigen Raum hat sich der Streaming-Dienst Netflix gesichert. Hier wurde aber noch kein Startdatum verkündet.
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