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TV-Kritik/Review: "The Serpent": Die Faszination des Bösen bleibt zu blass
von Marcus Kirzynowski(05.01.2021)

Glatt wie eine Schlange wirkt dieser Alain Chartier, der sich ahnungslosen Rucksacktouristen im Bangkok der 1970er Jahre als französischer Diamantenhändler vorstellt: gutaussehend, kultiviert, wohlhabend, aber auch irgendwie unnahbar, unantastbar. In Wirklichkeit heißt er nicht Alain Chartier. Und die Diamanten, die er verkauft, hat er Touristen gestohlen - die er teilweise brutal ermordet hat.
Drehbuchautor Richard Warlow erzählt die teilweise unglaublich klingende Geschichte mit ständigen Sprüngen im Wesentlichen auf zwei Zeitebenen: Auf der einen werden wir Zeugen, wie Sobhraj seine Opfer kennenlernt, mit seinem Charme und vorgetäuschter Großzügigkeit einlullt, in sein Haus lockt oder mit KO-Tropfen außer Gefecht setzt, schließlich vergiftet, ausraubt und ihre Körper "entsorgt". Auf der anderen Ebene folgen wir dem jungen Attaché der niederländischen Botschaft in Thailand Herman Knippenberg (Billy Howle), der sich auf die Spur des Mörders begibt. Nach dem Anruf einer besorgten Mutter aus seinem Heimatland macht er sich auf die Suche nach einem jungen Pärchen, das vor Monaten irgendwo zwischen Hongkong und Bangkok verschollen zu sein scheint. Obwohl sein Vorgesetzter ihn ermahnt, es sei Aufgabe der örtlichen Polizei, diese niederländischen Hippies zu suchen, lässt der idealistische Knippenberg nicht locker.

Zunächst findet er nur heraus, dass sie zwar in Bangkok gelandet, aber nie in dem Hostel angekommen sind, das sie gebucht hatten. Trotz der mangelnden Hilfe der Behörde ermittelt er gemeinsam mit seiner deutschen Ehefrau Angela (Ellie Bamber) auf eigene Faust weiter und stößt schließlich auf die Verbindung zu jenem geheimnisvollen Diamantenhändler, über den es schon vorher Gerüchte gab, er sei nicht nur ein Dieb und Betrüger, sondern sogar ein Mörder. Nur haben bisher alle diese Vorwürfe ignoriert, die Polizei ebenso wie die internationalen Botschaften vor Ort.
Das Hin und Her zwischen den Rückblenden zu Sobhraj und seinen Opfern sowie den Ermittlungen Knippenbergs soll wohl die Spannung erhöhen, betonen doch die grausamen Erkenntnisse, die der Botschaftsangestellte über die Schicksale der Vermissten gewinnt, deren verhängnisvolle Naivität im Umgang mit dem charmanten Sobhraj. Wirkliche Überraschungen im Sinne eines klassischen Whodunnits gibt es aber keine - wir wissen von Anfang an, dass der vermeintliche Diamantenhändler die jungen Leute umbringen wird, und auch sein Modus Operandi ist für uns relativ schnell zu durchschauen. Da wir auch - durch eine Rahmenhandlung ganz zu Beginn, in der Sobhraj Jahre später von einer Fernsehjournalistin interviewt wird - wissen, dass er schließlich gefasst wird, kann echte Spannung im herkömmlichen Sinn nie aufkommen.

Eher soll die Miniserie wohl als Charakterstudie funktionieren, wobei nach den ersten zwei Episoden die einzige wirklich interessante Figur ausgerechnet der konservativ-langweilig wirkende Knippenberg ist, den das Schicksal der verschwundenen Touristen als einzigen nicht kaltlässt. Deshalb wagt er sich weit nicht nur über seine Zuständigkeit, sondern auch aus seiner Komfortzone hinaus. Der Schlüsseldialog zu seiner Motivation findet sich in der zweiten Folge, wenn er dem gelangweilt-unbeteiligten britischen Botschafter an den Kopf wirft: Wozu sind wir da? Ich meine nicht beruflich, sondern als Menschen. Wenn wir uns nicht um unsere Mitmenschen sorgen, wozu dann?
Die eigentliche Haupt- (und Titel-)Figur bleibt dagegen seltsam untercharakterisiert. Warum Sobhraj zum Serienmörder geworden ist, bleibt über die Gier nach Geld hinaus im Verborgenen. Was seine Partnerin und Geliebte angeht, sehen wir zwar in noch weiter zurückgehenden Flashbacks deren Skrupel und Ängste, während sie zum ersten Mal Zeugin von Sobhrajs Gewalttaten wird. Warum sie aber so schnell bereit ist mitzumachen, wird ebenfalls nicht deutlich. Bleiben die Opfer, mit denen man zwar mitleidet, die aber so erschreckend naiv agieren und teilweise so schnell wieder aus der Handlung verschwunden sind, dass man auch keine rechte emotionale Bindung zu ihnen aufbauen kann.
Handwerklich lässt sich an der von Tom Shankland (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "The Serpent".
Die Miniserie läuft zurzeit auf BBC One und wird später in Deutschland bei Netflix zu sehen sein.
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