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"Zervakis & Opdenhövel. Live.": Bunt, bewegend und ein bisschen zu bierlastig
(13.09.2021, 23.47 Uhr)
Im vergangenen April war es die große Überraschung. Linda Zervakis kündigte an, nach fast acht Jahren die
Der erste Eindruck der neuen ProSieben-Show ist natürlich ein optischer. Das Studio, in dem Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel ihre Gäste und eine beachtliche Menge an Studiopublikum willkommen heißen, wirkt überaus modern, ist aber dennoch intim und nicht mit Effekten überladen. Die grafische Gestaltung der Sendung ist äußerst ansprechend, jedes der vier behandelten Hauptthemen, aus denen die erste Ausgabe im Wesentlichen besteht, erhält eine andere Farbgebung. Einspieler und Studiogäste wechseln sich dabei ab.
Am stärksten ist "Zervakis & Opdenhövel. Live." bei der Behandlung von zwei Themenbereichen, die auch in den vergangenen Wochen bereits die Nachrichtenlage bestimmten: der Abzug aus Afghanistan und die Flutkatastrophe im Ahrtal. Während es "RTL Direkt" bei seiner Auftaktsendung am 16. August nicht vermochte, aktuell auf die dramatische Lage in Kabul zu reagieren, gelingt es der neuen ProSieben-Sendung, mit der afghanischen Popsängerin und Geschäftsfrau Aryana Sayeed einen überraschend frischen Blick auf die Ereignisse der vergangenen Wochen zu werfen.
Eindringlich schildert Sayeed ihre eigene Flucht aus Afghanistan, aber auch das Schicksal jener Frauen, die sich nun vor Ort nicht unterkriegen lassen wollen und trotz der Bedrohung durch die Taliban noch immer auf die Straße gehen. Unterstützt wird sie dabei im Studio auch von der Filmemacherin Düzen Tekkal, die ebenfalls deutliche Worte für die prekäre Lage und die aktuellen Bemühungen einer Geberkonferenz der UN findet. Aryana Sayeed wurde in Afghanistan durch die dortige Variante von
Noch eindringlicher fällt der abschließende Teil der Sendung über die Flutkatastrophe und ihre Folgen aus. Mit dem Ehepaar Verena und Jens Hildebrandt, das sich zwei Monate lang bei ihren Aufräumarbeiten in dem kleinen Ort Heppingen bei Bad Neuenahr mit der Kamera begleiten ließ, ist der Redaktion von "Zervakis & Opdenhövel" ein Glücksgriff gelungen. Präziser und bewegender lässt sich das Erlebte wohl kaum schildern. Es dürfte für viele Zuschauer auch ein ernüchterndes Fazit sein, das die beiden jungen Eltern angesichts der nur langsam voranschreitenden Aufräumarbeiten und der recht geringen finanziellen Unterstützung durch Stadt und Landkreis ziehen. Die neue Kinderzimmer-Einrichtung, welche die Hildebrandts von Zervakis und Opdenhövel als kleine Überraschung mit auf den Weg bekommen, kann da nur der Tropfen auf den heißen Stein sein. Angenehm ist aber, dass die Sendung nie so tut, als wäre dieses Geschenk etwas Anderes oder Größeres.
Ein solches Einzelschicksal ins Zentrum zu rücken, ist sicher nicht neu, allzu oft aber Jahresrückblicken oder Spendengalas vorbehalten. Als Zuschauer fühlt man sich außerdem praktisch sofort an
Ob dies unbedingt in einem Bier-Tasting-Spiel mit James Blunt erfolgen muss, ist dann wieder die andere Frage. Steckt ein Pils oder Weißbier in dem jeweiligen Krug und welcher Bierdeckel gehört wohin? Dieser Herausforderung sollten sich Zervakis und der britische Popstar stellen. Das Problem ist hier nicht das Spiel an sich, sondern viel eher, dass es optisch und vom Ablauf her für das Publikum Zuhause zumindest im ersten Teil kaum nachvollziehbar gewesen sein dürfte.
Letztendlich war man dankbar, als sich die Challenge für den Bierliebhaber Blunt in der zweiten Runde auf das Stemmen eines Bierkrugs beschränkte. Der mit zu geringer Lautstärke eher schwer zu verstehende Dolmetscher trug seinen Teil zur allgemeinen Verwirrung bei, die man mitunter dem britischen Popstar am Gesicht ablesen konnte. Andererseits hatte die Unbeholfenheit dieses gesamten Abschnitts und der dadurch erzeugte
Irgendwo zwischen "Nice to have" und "Warum?!" siedelte sich unterdessen die Zusammenfassung bedeutender Social-Media-Phänomene in der vergangenen Woche an, bei der auch Offline-Zuschauer alles über den neuen
Gelungener fielen da die Taxifahrten von FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki und SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil aus. Die beiden Spitzenpolitiker stellten sich den Fragen und Argumenten verschiedener Bürger, die mit ihnen eine Runde im Großraum-Taxi um das Regierungsviertel in Berlin drehen durften. Die Idee, potenzielle Wähler und Volksvertreter so auf recht engem Raum zusammenzubringen, verfehlte ihre Wirkung nicht und sowohl Kubicki als auch Heil standen ohne die üblichen, verklausulierten Politformeln Rede und Antwort.
Generell zeichneten sich die Einspieler der Sendung durch angenehme Sprecherstimmen, unaufgeregte Texte und auch eine gewisse visuelle Spielfreude aus. Die den Themen innewohnende Dramatik wurde nicht überbetont, die Wage kippte nie vom leichtfüßig seriösen ins Sensationslüsterne. Letztendlich ist das auch das Gesamtfazit für die erste Ausgabe. Über weite Strecken wurde eine angenehm unterhaltsame und interessante Infotainment-Mischung geboten, wie man sie sonst eher von US-Formaten wie
Über die Reihenfolge der Themen könnte man sicher streiten. Muss die Promi-Bierprobe zwischen Afghanistan und Flutkatastrophe stattfinden oder wäre dieser heitere Teil eher etwas fürs Ende der Sendung gewesen? Es sei dahingestellt. In ihren besten Momenten war die Premiere von "Zervakis & Opdenhövel. Live." dennoch aufschlussreich und bewegend, in ihren schlechtesten verwirrend und etwas chaotisch, aber selbst das noch auf charmante Art und Weise. Oder um es mit Matthias Opdenhövel selbst zu sagen: Premiere, da ruckelt's immer - aber hat doch Spaß gemacht, oder?
Hat es absolut.
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