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TV-Kritik/Review: "Memorial Hospital": Die unglaublich schockierende Geschichte über "Die Tage nach Hurrikan Katrina"
von Marcus Kirzynowski(11.08.2022)

Der größere Rahmen ist aus den Nachrichten bekannt: Im August 2005 wurde der Südosten der USA von dem Hurrikan überrollt, der erst eine Schneise der Verwüstung schlug und danach noch weit katastrophalere Folgen hatte, als großflächig die Deiche brachen. Die Jazz- und Karnevalshochburg New Orleans war besonders stark betroffen. Fast 2000 Einwohner verloren ihr Leben, auch weil die zuständigen Behörden tagelang kaum Hilfe in die überfluteten Stadtviertel schickten. Sozusagen mitten im Auge des Sturms befand sich das Memorial Hospital, in dem wir Zusehende den Tag des Hurrikans und die vier Tage danach beklemmend realistisch miterleben.
Cuse und Ridley erzählen die Ereignisse multiperspektivisch, das heißt aus Sicht einer ganzen Reihe von ÄrztInnen und PflegerInnen, Verwaltungsmitarbeiterinnen, PatientInnen, aber auch Angehörigen, die sich teils ebenfalls in der Klinik aufhalten, teils aus der Ferne zunehmend verzweifelt versuchen, den Kontakt zu ihren stationär behandelten Liebsten zu halten. Alles beginnt noch mehr oder weniger routiniert am Morgen des Tages, für den der Sturm angekündigt ist. Susan Mulderick (Cherry Jones,

Als der Sturm über das Krankenhaus hinweggerollt ist, scheint es zunächst glimpflich davongekommen zu sein: zerbrochene Fenster, ein bisschen Wasser im Erdgeschoss, die Notstromaggregate arbeiten. Lediglich die ausgefallene Klimaanlage sorgt bei hochsommerlichen Temperaturen für Beschwerden. Doch das Aufatmen kommt zu früh, denn in den nächsten Tagen steigt das Wasser um die Klinik herum kontinuierlich, dringt schnell ins Innere ein und lässt die Strom- und Trinkwasserversorgung ganz zusammenbrechen. Während alle Hilferufe an den Klinikbetreiber in Dallas, Polizei und Behörden vergeblich bleiben, sieht sich das Personal mit zunehmend verheerenden Hygiene- und Arbeitsbedingungen konfrontiert: Ohne Strom, weitgehend ohne Medikamente und schließlich auch ohne Essen und Trinken versuchen die Angestellten, ihre in der Hitze schmorenden Patienten am Leben zu erhalten.
Dabei brechen schon bald auch Konflikte zwischen einzelnen Ärzten aus: Während sich die meist älteren, immer Weißen Ober- und Chefärzte bewaffnen, um am Eingang hilfesuchende Menschen fernzuhalten, kann der junge Schwarze Arzt Bryant King (Cornelius Smith Jr.,
In einer besonderen Situation sind die PatientInnen einer seperaten Rehaklinik, die sich im siebten Stock des Klinikgebäudes befindet und die keine eigenen ÄrztInnen beschäftigt. Dort gibt es viele bettlägerige Patienten, darunter der rund 150 Kilo schwere Emmett (Damon Standifer). Als die Polizei schließlich an Tag 5 anordnet, das komplette Gebäude innerhalb weniger Stunden zu evakuieren, versichert Susan den Mitarbeitenden immer wieder, man werde keinen Patienten lebend zurücklassen. Aber meint sie damit wirklich, dass alle in der knappen Zeit evakuiert werden sollen?

Die ersten fünf Folgen, einfach mit "Tag 1" bis "Tag 5" betitelt, sind eine wahnsinnig spannende Mischung aus medical drama und Katastrophenfilm - und ab Folge 2 auch eine zunehmend engagierte Anklage an das unfassbare Staatsversagen und letztlich das gesamte politische System der USA, das eben Städte und Viertel, die überwiegend von Afro-Amerikanern bewohnt werden, strukturell vernachlässigt und im Katastrophenfall einfach sich selbst überlässt. Ab Episode 6 wechselt die Miniserie das Genre,wandelt sich in ein klassisches Ermittler- respektive Justizdrama.
Denn Wochen nach der Evakuierung findet die Polizei im siebten Stock 45 tote PatientInnen - trotz der Rahmenbedingungen eine verdächtig hohe Zahl. Arthur Schafer (Michael Gaston) und seine junge Kollegin Virginia Rider (Molly Hager), die für die Staatsanwaltschaft ermitteln, hegen bald einen furchtbaren Verdacht, der sich durch Indizien und Zeugenaussagen verdichtet. Haben etwa einzelne MedizinerInnen - namentlich die Chirurgin Anna Pou (Vera Farmiga), die wir während der ersten fünf Folgen als engagierte und mitfühlende Ärztin erlebt haben - die Grenzen ihres Berufsethos übertreten und mehr getan, als nur Leiden zu lindern?

Es sind große ethische Fragen, die die AutorInnen in dieser Geschichte aufwerfen: Entscheidungen um Leben und Tod, die Frage, welcher Zustand noch menschenwürdig ist, ob Überleben um jeden Preis immer erstrebenswert ist. Aber auch, ob es ÄrztInnen gibt, die sich wie Halbgötter in Weiß über die ethischen Regeln ihres Berufs hinwegsetzen. Dabei ist es die Stärke des Drehbuchs und des großartigen Ensembles, dass keine Figur unsympathisch oder gar böse erscheint: Jede:r tut nur das, was er oder sie in dieser untragbaren Situation für das Beste hält. Insbesondere Farmiga, die bereits bei
Mit der emotionalen Mischung aus Krankenhausdrama, Katastrophenfilm und Justizdrama, die sich den persönlich-menschlichen Aspekten der Ereignisse ebenso stark widmet wie den strukturellen und politischen, ist Apple eine manchmal an die Grenzen des Aushaltbaren gehende Serie gelungen. Es behauptet damit seine Stellung als der Streamingdienst, der derzeit bei seinen Eigenproduktionen qualitativ die höchste Trefferquote hat.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Memorial Hospital - Die Tage nach Hurrikan Katrina".
Die achtteilige Miniserie startet am Freitag, den 12. August mit drei Folgen auf Apple TV+. Die weiteren Episoden werden wöchentlich freitags veröffentlicht.
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