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TV-Kritik/Review: "Die 100.000 Mark Show": Zurück in die 90er mit heißem Draht, Tresor und einer fantastischen Ulla Kock am Brink

Neuauflage der RTL-Spielshow überzeugt auf ganzer Linie
Ulla Kock am Brink hat den legendären Geldkoffer dabei
RTL/Stefan Gregorowius
TV-Kritik/Review: "Die 100.000 Mark Show": Zurück in die 90er mit heißem Draht, Tresor und einer fantastischen Ulla Kock am Brink/RTL/Stefan Gregorowius

Das deutsche Fernsehen ist im Retro-Fieber. Insbesondere RTL hat in den vergangenen Monaten schon mehrfach versucht, Klassiker von damals neu aufzulegen. Dies gelang mal besser, wie bei  "Der Preis ist heiß" (zur Kritik), ging allerdings auch schon gehörig in die Hose, wie bei der inzwischen wieder in der Versenkung verschwundenen Comedyshow  "7 Tage, 7 Köpfe" (zur Kritik). Mit der  "100.000 Mark Show" wagt sich RTL nun an ein Format heran, das maßgeblich den Samstagabend in den 1990er Jahren mitgeprägt hat. Eine Neuauflage birgt aus gleich mehreren Gründen Risiken - vor allem, weil man es schon mal 2008 mit  "Die 100.000 Euro Show" versucht hat, was in einem absoluten Fiasko endete. Wie gelungen ist also  "Die 100.000 Mark Show" in der 2022er Version?

Um es vorweg zu nehmen: RTL hat mit der Neuauflage vieles richtig gemacht. Allein der Anblick des Bühnenbildes dürfte bei Nostalgikern ein wohliges Gefühl auslösen. Die Kulissen sind sehr liebevoll gestaltet und an damals angelehnt: Es gibt wieder die Zylinderbar, die Wassersäule und in der Mitte des Studios steht der charakteristische Tresor mit dem neuen "100.000 Mark Show"-Logo vorne drauf (ja, es geht wirklich um Mark! - und das wird erfreulicherweise auch gar nicht weiter hinterfragt). Zu Beginn der Show ertönt die Originaltitelmelodie und sogar der Original-Offsprecher von damals, Andreas Hoffmann-Sinnhuber, wurde reaktiviert, um die Kandidatenpaare vorzustellen und den ikonischen Satz zu sagen: Hier ist Ihre 100.000-Mark-Frau: Ulla Kock am Brink!. Daraufhin steigt die Moderatorin, wie in den 90ern, aus dem Tresor - im Gepäck hat sie den durchsichtigen Geldkoffer mit dem Hauptgewinn. Genau solche Details tragen einen essentiellen Teil dazu bei, damit das magische Gefühl von damals wieder entfacht werden kann.

Ulla Kock am Brink an der Zylinderbar
Ulla Kock am Brink an der Zylinderbar RTL/Stefan Gregorowius

Ulla Kock am Brink hat die Show von 1993 und 1998 präsentiert. Sie und  "Traumhochzeit"-Moderatorin Linda de Mol waren damals die ersten Frauen überhaupt, die große Abendspielshows im Fernsehen moderieren durften. Mit Standing Ovations wird die sichtlich gerührte, inzwischen 61-Jährige vom Publikum gefeiert, das sie allem Anschein nach sehr vermisst hat. Allzu lange lässt sich die Moderatorin aber nicht feiern und schnell wird klar: Das hier ist keine Nostalgieveranstaltung. Es wird vielmehr so gespielt, als ob die Show nie weg war. Nach einer kurzen Anmoderation lässt Ulla nicht viel Zeit verstreichen, denn Tempo war und ist schließlich eines der wichtigsten Merkmale der "100.000 Mark Show". 

Wie damals müssen sich zu Beginn vier Kandidatenpaare ihren Einzug in die Show erst erkämpfen und sich ihren Weg durch einen aufwendigen Parcours inklusive Laufband, Kletterwand, Gitterkäfig und vielem mehr bahnen. Der Parcours ist gegenüber in der Mall der MMC Studios aufgebaut - und sogar ein gutes Stück anspruchsvoller als in den 90ern, denn den letzten Teil der Hindernisse müssen die Paare gemeinsam bestreiten. Im Hintergrund ertönt wie früher "The Final Countdown" von Europe. Für das langsamste Paar endet an dieser Stelle bereits das Abenteuer und die Chance auf 100.000 Mark.

Die drei Kandidatenpaare, im Hintergrund zu sehen: Die Wassersäule, der heiße Draht und die Zylinderbar.
Die drei Kandidatenpaare, im Hintergrund zu sehen: Die Wassersäule, der heiße Draht und die Zylinderbar. RTL/Stefan Gregorowius

Anschließend folgt das Kennenlernspiel der Paare, das etwas anders gestaltet ist. Ging es früher noch darum, dass die Partner nacheinander befragt wurden und sie möglichst viele übereinstimmende Antworten geben mussten, werden in der Neuauflage jeweils drei Behauptungen über ein Paar aufgestellt. Die zwei jeweils anderen Paare müssen tippen, welche Behauptung tatsächlich stimmt - eine durchaus sinnvolle Abwandlung des Spiels. Die Auswahl der Paare ist ohnehin gelungen. Sie wirken authentisch, normal - ohne das Ziel vor Augen zu haben, durch diverse Reality-Formate zu tingeln oder eine Influencer-Karriere anzustreben. Mit erstmals einem reinen Frauen-Paar ist die "100.000 Mark Show" auch im Jahr 2022 angekommen. Generell ist es eine Wohltat, endlich wieder eine Spielshow ohne Promi-Kandidaten sehen zu dürfen, wie auch Ulla betont.

Danach geht es Schlag auf Schlag und ein Spiel folgt auf das nächste - stets nach dem Motto "Nicht kleckern, sondern klotzen". Den Fehler, den Zuschauern eine Billig-Variante wie in der "100.000 Euro Show" mit Inka Bause vorzusetzen, wollte man ganz offensichtlich nicht wiederholen. So gibt es beispielsweise ein Spiel mit einem überlebensgroßen Flipperautomaten, bei dem ein Partner zum menschlichen Plunger wird und die Kugel anschiebt, die der andere Partner so lange wie möglich im Spiel halten muss und währenddessen auch noch ein Bilderrätsel lösen muss. In ähnlicher Form gab es dieses Spiel in den 90ern schon einmal.

Markus und Andrea am überlebensgroßen Flipperautomaten
Markus und Andrea am überlebensgroßen Flipperautomaten RTL/Stefan Gregorowius

Sportlich wird es auch bei der etwas anderen Kissenschlacht und beim Astronautentrainer-Drehsitz: Hier muss ein Spieler im  "Montagsmaler"-Stil Begriffe auf ein Tablet zeichnen, während er Loopings dreht - sein Mitspieler versucht währenddessen, so viele Begriffe wie möglich zu erraten. Wie damals ist Ulla enorm empathisch, sie fiebert und leidet mit den Kandidaten mit. Echte Emotionen eben - keine künstlich kreierten, wie es in den vergangenen Jahren oft in Unterhaltungsshows erzwungen wurde. Und wenn ihr etwas nicht passt, reagiert sie schlagfertig und schreckt auch nicht vor selbstironischen Kommentaren zurück.

Wie früher besteht "Die 100.000 Mark Show" allerdings nicht nur aus Actionspielen mit Körpereinsatz, sondern auch aus Runden, in denen die grauen Zellen gefragt sind - wie beim Prominamen-Kreuzworträtsel oder beim Songtext-Ergänzungsspiel. Neben den neuen Spielen gibt es auch ein Wiedersehen mit quasi allen Klassikern, die in den 90ern die Show ausgemacht haben. So müssen die Kandidaten an der legendären Buchstabenwand so viele Fragen richtig beantworten, bis sie auf das gesuchte Lösungswort kommen. Gerechnet wird ebenfalls wieder - und das mit einem originellen Kniff. Denn anstelle einer Rechenkette gilt es in der ersten neuen Ausgabe der Show, Textaufgaben mit popkulturellen Elementen zu lösen, wie zum Beispiel: Wann wurde jemand geboren, der im besten Sommer von Bryan Adams laut Udo Jürgens 'erst so richtig in Schuss' kommt?

Darüber hinaus finden sich auch die bekannten Ausscheidungsspiele wieder, bei denen die ausgeschiedenen Paare noch einen ordentlichen Trostpreis absahnen können: Im Pentagon-Spiel kann das Paar seinen bis dahin erspielten Gewinn vervielfachen oder auch alles verlieren - je nachdem, welches Prisma aus dem Fünfeck herausgezogen wird.

Jessica (l.) und Sabrina (r.) versuchen ihr Glück am Pentagon
Jessica (l.) und Sabrina (r.) versuchen ihr Glück am Pentagon RTL/Stefan Gregorowius

Im Autoschlüssel-Spiel hat ein anderes Paar die Möglichkeit, ein Auto zu gewinnen - sofern sie den einen richtigen aus vier Schlüsseln und noch dazu das passende aus zwei Autos wählen. Besonderer Kniff: Ulla entwickelt Jörg-Draeger-Anwandlungen und bietet dem Paar einen Scheck mit 5.000 Mark an, wenn sie dafür auf das Auto und das Risiko des falschen Schlüssels verzichten.

Vivien und Timur haben die Qual der Wahl
Vivien und Timur haben die Qual der Wahl RTL/Stefan Gregorowius

Auch das verbliebene Finalpaar hat in der Neuauflage die Wahl: Sie können zusätzlich um ein Auto spielen, müssen dann aber ihr bis dahin gewonnenes Geld aufs Spiel setzen. In der Sicherheits-Variante bleibt ihnen hingegen das erspielte Geld, auch wenn sie den Tresor am Ende nicht knacken. Im Finale selbst wartet auf das Paar zunächst eine an "Fluch der Karibik" angelehnte Actionaufgabe, in der in luftiger Höhe Kisten mit Dynamitstangen gesprengt werden müssen.

Anschließend folgt der Kult schlechthin: Der heiße Draht - und zwar in seiner Ursprungsversion. Das heißt, das Paar muss innerhalb einer bestimmten Zeit einen Ring durch einen langen Draht befördern, ohne diesen zu berühren. Andernfalls muss man wieder zurück an den letzten Sicherheitspunkt. Ein Spieler steht auf einem Gabelstapler mit dem Ring in der Hand, während der andere ihn steuert und auf die Kommandos seines Partners hört. Auch der heiße Draht kommt mit einem deutlich erhöhten Schwierigkeitsgrad daher, weshalb die zur Verfügung stehende Zeit verdoppelt wurde (5 statt 2:30 Minuten). Während des Spiels ist es im Studio mucksmäuschenstill. Ulla und das gesamte Publikum beißen die Zähne zusammen und verfolgen mit angehaltenem Atem das spannungsgeladene Spiel, das nichts von seinem Nervenkitzel verloren hat.

Ulla Kock am Brink am heißen Draht
Ulla Kock am Brink am heißen Draht RTL/Stefan Gregorowius

Das gilt auch für die Wassersäule, ebenfalls ein altbekanntes Finalspiel: Während ein Spieler unter Wasser so lange wie möglich die Luft anhält, muss sein Partner währenddessen so viele von Ulla vorgelesene Quizfragen wie möglich richtig beantworten, um so viele falsche Zylinder wie möglich wegzuspielen. Denn der große Moment ist danach gekommen: Je nachdem, wie erfolgreich das Finalpaar gespielt hat, umso mehr falsche von insgesamt zehn Zylindern fallen weg. Nur einer enthält den richtigen Code, um den Tresor zu knacken. Das Paar entscheidet sich für einen und gibt die Zahlen ein. Aus dem Off ertönen die legendären Worte Die Zeituhr ist aktiviert... der von Ihnen eingegebene Code ist... Und völlig egal, wie das Spiel endet: In jedem Fall stößt Ulla anschließend mit allen Beteiligten mit Sekt an - auch dieses Detail wurde nicht vergessen.

Es bleibt zu sagen, dass "Die 100.000 Mark Show" eine der gelungensten Show-Neuauflagen ist - wenn nicht sogar die gelungenste. Klar, die Sendung wirkt aus dem Kölner Coloneum nicht mehr ganz so imposant wie damals aus dem Media Park im niederländischen Hilversum und mit einer Länge von 20.15 Uhr bis 23.30 Uhr dauert sie fast doppelt so lang wie früher. Zwei Spiele weniger hätten es zwar auch getan - dass es dennoch nicht zu sehr in die Länge gezogen wirkt, liegt an der durch und durch unterhaltsamen Mischung aus Action- und Wissensspielen und einer schlichtweg phänomenalen Ulla Kock am Brink, die nichts von ihrem Charme verloren hat. Vor der Aufzeichnung lobte sie das Produktionsteam von Endemol Shine Germany: Ich habe selten so ein motiviertes, respektvolles und humorvolles Team erlebt wie hier. Das ist definitiv am Ergebnis zu sehen. Den Verantwortlichen gelang es, den Kult von damals behutsam modernisiert in die Neuzeit zu übertragen. So und nicht anders sieht eine stimmige Neuauflage aus. Gerne mehr davon!

Insgesamt vier Ausgaben der neuen "100.000 Mark Show" wird RTL in unregelmäßigen Abständen zeigen.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • katinka1 schrieb am 06.09.2022, 18.37 Uhr:
    Liebte ich in den 90ern - und liebe ich auch jetzt.
    Mich hat die Show voll überzeugt, gern mehr davon.
    In den 90ern lief die Show übrigens auch sonntags.
  • Mike (1) schrieb via tvforen.de am 05.09.2022, 17.49 Uhr:
    Fand's klasse aber für Sonntag Abend zu lange.
  • Torsten S schrieb am 05.09.2022, 07.44 Uhr:
    War OK, zumindest hat RTL sich diesmal etwas mehr Mühe was die Ausstattung der Bühne und Spiele angeht. Es gab vor Jahren schon mal eine Neuauflage, die aber total durchfiel und auch die letzten Shows scheiterten an der lustlosen Optik der Bühne. Es war also diesmal eine gute Neuauflage. Allerdings (und das empfinde ich als völligen Schwachsinn), warum immer noch "Mark"? Was ist daran Falsch, es Euro zu nennen? Was ein Blödsinn!
  • Marcus Cyron schrieb am 05.09.2022, 01.30 Uhr:
    "Das deutsche Fernsehen ist im Retro-Fieber." - Falsch. Das deutsche Fernsehen ist endgültig tot. Und offenbar auch die deutsche TV-Kritik.
  • vans29 schrieb am 27.09.2022, 23.56 Uhr:
    Dann schau doch italienisches oder französisches TV.
  • Johannes Braun schrieb am 05.09.2022, 01.58 Uhr:
    Hauptsache, Mimimi-Miesepeter Marcus Cyron teilt wieder seine wie üblich schlechte Laune - obwohl er die Show anscheinend gar nicht gesehen hat, aber unbedingt seinen Senf dazu abgeben muss.
    Die Neuauflage war wirklich gelungen und ich habe mich gefreut, nach langer Zeit wieder Ulla Kock am Brink zu sehen. Die Show war mir nur ein gutes Stück zu lang.