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"Bones": 179 Millionen Dollar Strafzahlung für Lug und Betrug

von Bernd Krannich in Mediennews
(27.02.2019, 18.43 Uhr)
Schlichter sieht Boreanaz, Deschanel und andere um Gewinnbeteiligung betrogen
"Bones" Emily Deschanel und David Boreanaz
FOX
"Bones": 179 Millionen Dollar Strafzahlung für Lug und Betrug/FOX

Ein Schlichter in Los Angeles hat seine Entscheidung in Sachen  "Bones - Die Knochenjägerin" getroffen: Demnach hat der FOX-Konzern über Jahre hinweg die Einnahmen der Serie schlechtgerechnet und verschleiert und darüber hinaus herrsche bei der Firma ein Klima, so etwas gewohnheitsmäßig und ohne Anstand für vertragliche Verpflichtungen zu tun. Entsprechend wurde eine Regulierungssumme von satten 179 Millionen US-Dollar (0,6 Prozent des geschätzten Wertes von FOX) verhängt - ein Sechstel davon sind der Ersatz für den nach Ansicht des Schlichters entstandenen Schaden, fünf Sechstel (150 Millionen) als Strafe. Nutznießer sind die vertraglich an den "Bones"-"Gewinnen" beteiligten Personen Barry Josephson (Executive Producer), Kathy Reichs (Schöpfer in der Roman-Inspiration) sowie die Hauptdarsteller Emily Deschanel und David Boreanaz. FOX will nun klagen, da der Schlichter seine Kompetenzen überschritten habe.

Der Fall
Das Produktionsstudio 20th Century Fox TV hat "Bones" hergestellt. Die Ausstrahlungsrechte wurden unter anderen an den Sender FOX und später an den Streaming-Dienst Hulu vergeben - an dem FOX mit 30 Prozent beteiligt gewesen ist. Einer der Hauptvorwürfe des klagenden Quartetts ist, dass das Studio den Preis dafür deutlich zu niedrig angesetzt habe. Denn es habe sich halt um Schwesterfirmen gehandelt, die unter einem Dach arbeiten - und für die diese Art des Hollywood Accounting insgesamt den größten Profit bringt.

Denn dadurch kann man die beim Studio anlaufenden "Gewinne" klein rechnen. Entsprechend muss auch an Leute mit "Gewinnbeteiligung" weniger oder nichts ausbezahlt werden, denn die haben ihre Verträge mit dem Produktionsstudio. Diese Art, die Ausgaben beim Studio hoch- und die Einnahmen runterzurechnen wird häufig unterstellt, ist aber schwierig nachzuweisen, eben weil man Einsicht in alle Einnahmen benötigt und Einzelpersonen gegen multinationale Firmen und deren Rechtsabteilung vorgehen. Meist vergleichen sich die Unternehmen schließlich, bevor sie ihre Unterlagen öffnen müssen - was in den USA in der Regel bedeutet, dass alles in die öffentlichen Prozessunterlagen kommt.

Einordnung
Die jetzt verhängte Summe von 179 Millionen US-Dollar ist die bisher zweitgrößte verhängte Summe. Nur Disney musste für seine Rechentricks bei  "Who Wants to Be a Millionaire" im Jahr 2011 tiefer in die Tasche greifen: 319 Millionen US-Dollar. (Das Format lief lange erfolgreich bei ABC und später im Kabelfernsehen).

Aktuell herrscht der Trend, Serienproduktion und Verbreitung wieder unter einem Dach zu bündeln. Aktuell braucht es halt TV-Sender plus Streaming, um wirtschaftlich erfolgreich Serien zu produzieren. Mit dem Aufkommen zahlreicher Streaming-Anbieter herrscht hier zudem ein Verdrängungswettbewerb. Kurzum: Die Anreize zu Rechentricks werden größer. In den Verträgen mit Produzenten und am Profit beteiligten Schauspielern steht aber immer, dass das Studio die Verpflichtung hat, für die einzelnen Lizenzverträge das bestmögliche herauszuholen, eben, was dem Marktwert vergleichbarer Serien entspricht - und wegen dieses Vertragsbruchs wird dann meist geklagt.

Aktuell klagt etwa auch eine ganze Reihe an  "The Walking Dead"-Produzenten um Serienschöpfer Frank Darabont darum, dass sie von AMC Studios noch keine Gewinne ausgewiesen bekommen haben, obwohl es sich augenscheinlich um eine weltweit sehr erfolgreiche Serie handelt. Anders als bei "Bones" ging jener Fall gleich zum Gericht, wo nun Anwälte ihren jeweiligen Spin geben.

Begründung
Einen markanten Fehler beging wohl der Murdoch-Spross James Murdoch, der früher bei einer Begegnung gegenüber Josephson die Bemerkung fallen ließ, dass "Bones" "vielleicht die profitabelste Serie in der Geschichte von FOX" sei. Da wundert man sich ja schon, wenn man keine Gewinne sieht. Zum Zeitpunkt der ursprünglichen Klage (TV Wunschliste berichtete) lief die Serie bereits seit sieben Staffeln und hatte nach Schätzungen eine halbe Milliarde US-Dollar umgesetzt.

Die Krux ist nun, dass der Schlichter einschätzt, dass die Verantwortlichen des Produktionsstudios 20th Cenury Fox TV sich nicht hinreichend bemüht hätten, herauszufinden, was denn der Marktwert ihrer Serie wirklich sei, sondern sich das vom Sender FOX diktieren ließen - denn der drohte mit Absetzung, wenn die Serie für ihn teurer würde. Bei der Einschätzung des Marktwertes brachten die Anwälte für die Verteidigung etwa das zuschauerschwache  "Fringe - Grenzfälle des FBI" (wurde von Warner Bros. TV produziert) vor, die Anwälte der Ankläger hingegen das bei FOX erfolgreichere  "Dr. House" (von Universal TV).

Daneben habe es Lügen gegeben, bei denen das Produktionsstudio gegenüber den einzelnen Gewinnbeteiligten klar gemacht habe, dass im Falle der Nicht-Abtretung gewisser Rechte die Serie von FOX eingestellt würde, während laut dem Schlichter bereits zwischen Studio und FOX Verträge bestünden hatten, "Bones" weiterzuführen. An anderer Stelle habe derselbe Manager die Lizenzierung der Serie an Hulu in seinen unterschiedlichen Funktionen auf beiden Seiten gezeichnet.

Auf zahlreiche Indizien für Widersprüche, Lügen oder "Sie haben nicht einmal versucht, den Vertragsklauseln im Sinn der Kläger gerecht zu werden" stützte der Schlichter seine Entscheidung, bei der er in zahlreichen Bereichen die jeweiligen Fehlsummen niedergelegt hat, den daraus den Klägern zustehenden Anteil und eben auch die reine "Geldstrafe". Dazu kommen Prozess- und Anwaltskosten, die auch zulasten der Beklagten gehen.

Dabei sah er im Umgang mit den Rechten der Betrogenen eine Leichtfertigkeit und Methodik beim Studio ("Beihilfe zum Betrug"), so dass er die insgesamt hohe Strafzahlung ansetzte. Gleichzeitig ließ er in seine Begründung einfließen, dass er nicht sicher sei, dass der Wert seines Urteils - eben in Höhe von 0,6 Prozent des Firmenwertes - hoch genug sei, um die erhoffte abschreckende Wirkung zu haben.

Folgen
FOX will nun prüfen, gegen den Schlichterspruch vorzugehen. Ansatzpunkt sind die Ausführungen des Schlichters, bei denen er aufgrund der vorliegenden Zahlen und Aussagen über den Charakter der zuständigen Manager urteilt und ihnen "Unfähigkeit oder Lüge" attestiert.

Derart betroffen ist übrigens auch Dana Walden als eine der beiden Chefs von 20th Century Fox TV Studios zur damaligen Zeit - später wurde sie auch für den Sender FOX mitverantwortlich und wird im Zuge des Disney-Fox-Zusammenschlusses bei Disney für die TV-Sender zuständig sein.

Ebenfalls nicht gut davon kommt übrigens Serienschöpfer Hart Hanson: Der habe, während die anderen mit Drohungen einer möglichen Absetzung von "Bones" eingeschüchtert wurden, einen gut dotierten neuen Vertrag für die kommenden Staffeln unterschrieben - die Anwältin an seiner Seite dabei war die Frau von FOX TV-Chef Gary Newman.


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